Stand: 15.06.2015 10:30 Uhr

2016 - der größte ESC aller Zeiten?

Das Feld der Städte, die den nächsten ESC gern ausrichten würden, hat sich ein wenig gelichtet. Malmö hat nun zuverlässig erklärt, im Mai kommenden Jahres keineswegs wieder Eurovisionsgastgeber sein zu wollen. Nähere Gründe wurden öffentlich nicht genannt, aber hinter den Kulissen wurde geäußert, die Kosten von 2013 könnten für 2016 nicht wieder aufgebracht werden.

Im Rennen sind somit nur noch Göteborg und zwar mit dem Scandinavium, in dem schon 1985 der ESC ausgetragen wurde. Und kleinere Orte wie Linköping, Sandviken und Gävle sowie natürlich Stockholm. Sowohl die westschwedische Uni- und Hafenstadt Göteborg, aber auch die kleineren Städte sind freilich alle nicht in einer Weise konkurrenzfähig wie der von der Lokalverwaltung der Hauptstadt betriebene Hallenkomplex der Globe Arena. Im Globe (schwedisch: Globen) - das aussieht wie eine monströse Golfkugel - fand der ESC 2000 statt. Der Pressebereich war damals in die Halle integriert, und das war auch gut möglich, weil allenfalls 150 Medienarbeiter akkreditiert waren.

Stockholm fährt mit Hallen-Komplex auf

die Globe Arena in Stockholm  Foto: Michael Dolezal
In der Stockholmer Globe Arena fand schon der ESC 2000 statt. Seit 2010 gibt es außen zwei "SkyView"-Gondeln. In 130 Metern Höhe können Besucher den Blick über Stockholm genießen.

Jetzt bietet Stockholm nicht nur diese Halle an, sondern gleich den ganzen Arenenkomplex um den Golfball herum: Zunächst die Tele2-Arena, in die 40.000 Zuschauer hinein passen und das als Multifunktionsstadion über ein Schiebedach verfügt. Zwei weitere Hallen, Annexet und Hovet, stünden für den ESC auch als Möglichkeiten zur Verfügung, dort den Euroclub anzusiedeln und auch das Pressezentrum. Denn ein solches müsste größter als vor 16 Jahren sein. Für Wien hatten sich alles in allem 1.500 Journalisten und Journalistinnen angemeldet.

Die Bewerbung Stockholms kommt mit der Autorität der Finanzsenatorin Stockholms daher. Karin Wanngård erklärte, die Stadt könnte für die entsprechende kommunale Festbegleitung aufkommen: Events am Rande des ESC, öffentlicher Nahverkehr, vermutlich auch die Subventionierung der Hallenmieten, eventuell auch die Kostenübernahme für die Verlegung von bereits jetzt fixierten Sportveranstaltungen.

Größter ESC aller Zeiten?

Stockholmer U-Bahn-Station am Rathaus © Kevin Kee Pil Cho/imagebank.sweden.se Foto: Kevin Kee Pil Cho
Nicht nur über der Erde, auch unterirdisch hat Stockholm einiges zu bieten - beispielsweise das U-Bahn-Tunnelsystem.

Eine solche Bewerbung von Stockholm wäre vermutlich der Traum vieler ESC-Fans und -Touristen: Schon die Vergabe des ESC an Malmö nach Loreens Sieg 2012 in Baku war für viele enttäuschend. Stockholm gilt ja zurecht als Tourismusmagnet, nicht die dann doch sehr hübsche ehemalige Industriestadt gegenüber von Kopenhagen.  Zugleich kommt eine solche Offerte nicht aus dem Nichts. Spekulationen aus Schweden deuten an, dass der Sender SVT den größten ESC aller Zeiten ausrichten möchte. Schließlich findet im kommenden Jahr nicht die 60. Ausgabe des Festivals statt, sondern das eigentliche Jubiläum "60 Jahre ESC".

Die Charakterisierung als "größter ESC aller Zeiten" bezöge sich freilich nicht auf die Zuschauerkapazität, obwohl diese für die Refinanzierung auch eine mächtige Rolle spielt. Wichtig scheint mir, dass - abgesehen von Düsseldorf 2011 - bisher noch an keinem Standort alle wichtigen Teile eines ESC in gebotener Größe angeboten werden konnten: die Halle, der Euroclub, das Pressezentrum - und das alles mit vorzüglicher Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr mit zehn Minuten Fahrzeit zur Innenstadt.

Demonstration schwedischer Stärke

Måns Zelmerlöw (li.) und Christer Björkman nach dem ESC-Sieg in Wien © picture alliance / IBL Schweden Foto: Karin Törnblom
Måns Zelmerlöw (li.) und Schwedens ESC-Chef Christer Björkman jubeln nach dem Sieg in Wien. Für 2016 hat sich Björkman viel vorgenommen.

Mit diesem Angebot Stockholms werden Göteborg und die anderen Orte nicht mithalten können. Schwedens ESC-Chef Christer Björkman, der nun wieder als Kopf der schwedischen ESC-Dinge Teil des Lenkungsausschusses des ESC ist - aus dem er übrigens vor drei Monaten herausgewählt worden war -, wird die Show als Demonstration schwedischer ESC-Stärke inszenieren wollen. Nach dem Sieg von Måns Zelmerlöw in Wien verkündete Björkman: "I want to make a show that's fucking entertaining." Ein Projekt, das 1974 mit Abba begann und mit Måns Zelmerlöw nicht enden solle. Schweden als wichtigstes Land des ESC im Hinblick auf Popularität und TV-Quoten, für Pop-Produzenten, für Texter und Komponisten: Das soll ausgestellt werden. Es wäre gegen alle Wahrscheinlichkeit, würde Stockholm nicht den Zuschlag erhalten.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2016 | 21:00 Uhr

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