Stand: 10.04.2011 15:31 Uhr

Eurosongkonzert: Verrückt nach Paradise und Blue

von Patricia Batlle

Verwundert rieben sich viele Amsterdamer die Augen: "Können Sie mir sagen, was hier los ist?", fragte mancher Passant in der Amstelstraat im Herzen der City. "Das habe hier ich noch nie gesehen", ergänzte eine ältere Bürgerin. Eine riesige Menschentraube hatte sich auf dem Bürgersteig vor dem Hauptstadt-Club Air versammelt, um 21 der Eurovision Song Contest Teilnehmer im Konzert zu sehen, das der niederländische ESC-Fanclub OGAE mitorganisiert hatte.

Düsseldorf wirft seine Schatten voraus

Das Problem: Der Einlass hatte sich um 90 Minuten verspätet. So standen mehr als 1000 Fans geduldig und in Vorfreude auf die knapp zwei Dutzend Auftritte in der Schlange. Das Warten lohnte sich, wie der Abend zeigte. Zwar durfte jeder Act nur seinen offiziellen ESC-Beitrag singen. Doch schnell heizte die ArmenierinEmmy mit ihrem eingängigen "Boom-Boom-Chaka-Chaka"-Refrain die Stimmung auf.

Aurela Gace aus Albanien
Powerlady mit Powerauftritt: Aurela Gace aus Albanien

Auch ihre albanische Konkurrentin, Rotschopf Aurela Gaçe,stand ihr in nichts nach. Als Powerlady mit der Retro-Kassette um den Hals rockte sie den Saal mit "Feel The Passion" (Kenga ime). Auch bei den Rocktiteln der Band vom Bosporus, Yüksek Sadakat,und der quirligen Bulgarin Poli Genova ging das Publikum beherzt mit: Da präsentierten sich gestandene Bands mit viel Live-Erfahrung. Erfreulich eigentlich, dass keiner der Teilnehmer so richtig enttäuschte. Außer, dassMika Newtons ukrainischer Engel ziemlich blass ausfiel und der Weißrussin Anastasia Vinnikova zunächst im Playback der lettische Song eingespielt wurde.

Eine Zusammenfassung der 21 Liveauftritte in Amsterdam gibt es übrigens auf eurovision.tv zu sehen.

Geschmeichelter Favorit: Paradise Oskar

Paradise Oskar trat in Amsterdam mit seinem Beitrag "Da Da Dam" auf © NDR Foto: Patricia Batlle
Paradise Oskar schmuggelte ein "Da Da Dam" in Amsterdam in seinen Refrain.

Besonders gut an kam der Finne mit seiner Gitarre: Paradise Oskar. Sein "Da Da Dam" fand ein Echo in vielen Kehlen, die Finnlandfahne wurde geschwenkt, der junge Sänger war gerührt: "Ihr seid das beste Publikum, das ich jemals hatte", zeigte er sich geschmeichelt. Ebenso erging es dem bestens gelaunten Trio um die Schweizerin Anna Rossinelli, von denen man gerne mehr Lieder gehört hätte.

Die Band Blue auf der  Bühne © NDR Foto: Patricia Batlle
Der letzte Act des Abends: die britischen Favoriten Blue

Nicht weniger Aufmerksamkeit erhielt dennoch die Österreicherin Nadine Beiler. Im eleganten Pailletensilberkleid bildete ihre mit gereifter Stimme interpretierte Ballade "The Secret Is Love" den Kontrapunkt zum eher bewegten Abend. Dessen Krönung wurde von Alexey Vorobyovs "Get You" eingeleitet, als endlich kurz vor Mitternacht die ESC-Stars Blue zeigten, warum Großbritannien zu den Favoriten in Düsseldorf gehört. Kein Schnickschnack auf der Bühne,  aber auch kein Stillstand zum Discotitel "I Can". Erneut reckte das überzeugende Quartett die Fäuste: Europa, wir zeigen es euch.

3Js laden nach Volendam ein

Die niederländische Band 3Js
Luden in ihre Heimat Volendam ein: Die drei Jungs von 3Js

Dabei hatten die vier Briten sich ausgerechnet am Vormittag als Diven gezeigt. Zum anberaumten Pressetermin in einem Vorort Amsterdams waren Blue nicht erschienen. Wenigstens fuhren sie im Eurovisionstross mit zum Ausflug zum malerischen Fischerdorf Volendam, der Heimat der Eurosongkonzert-Gastgeber 3Js.

Gemeinsam mit ihrem Bürgermeister empfing das Trio bei Kaiserwetter die 19 anwesenden Delegationen (Zypern und Polen trafen erst am Abend ein) zum gemeinsamen Mittagessen, zu dem sie ihre Ballade "Je Vecht Nooit Alleen" spielten, weil sie am Abend anderweitig verplant waren. Danach war noch knapp Zeit für ein "Familienfoto" vor der Bucht des Ijsselmeeres. Wer weiß: Vielleicht ist auf dem Foto bereits der Düsseldorfer Sieger verewigt?

 

VIDEO: Der ESC rockt Amsterdam (5 Min)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2011 | 21:00 Uhr