Stand: 22.04.2015 12:38 Uhr

Foul in Schwedens Fernsehen

Christer Björkman (Head of Delegation Sweden) © SVT Foto: Janne Danielsson/SVT
Christer Björkman ist schwedischer ESC-Delegationschef.

Der schwedische TV-Verantwortliche Christer Björkman hat in einer ESC-Sendung bei SVT eine seltsame Behauptung aufgestellt. Rund um die 54. Minute fragte ihn Moderatorin Sarah Dawn Finer: "Was passiert, wenn Australien gewinnt?" Eine naheliegende Frage, denn Guy Sebastian gehört zweifellos zu den Favoriten von Wien. Björkman antwortete: "Leider dürfen wir nicht nach Australien fliegen. Eine der Bedingungen des Deals für die Teilnahme Australiens war, dass Australien einen europäischen Sender findet, der im Falle eines Siegs den ESC ausrichtet. Und das wird Deutschland sein, das ..." - Sarah Dawn Finer fällt ihm ins Wort, hakt nach: "Das ist also schon beschlossen?" - und Björkman fährt fort: "… dann den ESC gemeinsam mit Australien ausrichten wird. Und das ist absolut möglich. Mein Tipp: 10 Punkte."

ESC Reference Group bestätigt Björkmans Bemerkung nicht

Die Bemerkung Björkmans wurde innerhalb der European Broadcasting Union, die den ESC ja veranstaltet, mit Empörung zur Kenntnis genommen.

Dr. Frank-Dieter Freiling, Vorsitzender der EBU Reference Group, stellt die Situation mit folgendem Statement klar:

"When Australia would win the 2015 Eurovision Song Contest, the next contest will take place in Europe, as announced earlier, for practical reasons. In such case, there are numerous potential European broadcasters SBS Australia could partner with, one of them being NDR in Germany, amongst several others. The cooperation with one particular public broadcaster would only be further explored and formalised should Australia win the upcoming contest. To leave no doubt for speculation about the possible host country of the 2016 Eurovision Song Contest in case of an Australian win, we stress that Mr. Björkman's unfortunate comments are nothing but premature."

Deutsche Übersetzung: "Sollte Australien den Eurovision Song Contest 2015 gewinnen, wird der nächste Contest aus praktischen Gründen in Europa stattfinden, wie bereits angekündigt. In diesem Falle gäbe es zahlreiche europäische Sender, mit denen der australische Sender SBS kooperieren könnte. Einer unter etlichen anderen wäre der deutsche Sender NDR. Verhandlungen über die Zusammenarbeit mit einem Sender werden jedoch erst aufgenommen, wenn Australien den kommenden Contest gewinnt. Um keinen Raum für Spekulationen im Falle eines Sieges Australiens über das mögliche Gastgeberland des Eurovision Song Contest 2016 zu lassen, betonen wir, dass Mr. Björkman's unglückliche Bemerkung nichts als voreilig ist".

Björkmans Amtszeit endet 2015

Guy Sebastian aus Australien bei Eurovision in Concert in Amsterdam 2015 © NDR Foto: Patricia Batlle
Australien ist mit dem Kandidaten Guy Sebastian Special Guest beim ESC 2015.

Weshalb Christer Björkman diese Bemerkungen öffentlich machte, ist natürlich nicht klar. Vielleicht mag eine Rolle spielen, dass der ESC-Teilnehmer von 1992 in Malmö und Erfinder des modernisierten "Melodifestival" in Schweden nicht mehr in die neue Reference Group gewählt wurde, aber das ist reine Spekulation. Seine Amtszeit währt noch bis zum Finale des ESC in Wien - dann ist er raus aus dem Lenkungsausschuss. Es sei denn, der schwedische Teilnehmer Måns Zelmerlöw und sein Titel "Heroes" gewänne - dann wäre der schwedische TV-Mann wieder in diesem Gremium.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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