Stand: 11.05.2014 03:04 Uhr

Die bärtige Kaiserin aus Wien

von Sascha Sommer

Der Phönix ist erschienen! Die österreichische Dragqueen Conchita Wurst gewinnt mit "Rise Like A Phoenix" den Eurovision Song Contest 2014 und holt den größten Musikwettbewerb der Welt im kommenden Jahr nach Österreich. In einer beeindruckenden Bühnenshow überzeugt sie nicht nur die Fernsehzuschauer, sondern auch die Juroren der Teilnehmerländer des ESC. In Deutschland landete Wurst im offiziellen Televoting der EBU übrigens auch auf Platz 1, während die Jury aus Deutschland sie nur auf Platz 11 wählte.

VIDEO: Conchita Wurst: "Did I really win?" (44 Min)

Sprachlosigkeit nach dem Sieg

Erst im Laufe des Abends realisiert die 1988 geborene Österreicherin, dass sie mehr und mehr Punkte bekommt. Insgesamt waren es am Ende 290 uneinholbare Punkte aus fast allen Ländern. Unmittelbar nach der Entscheidung war sie noch so überwältigt, dass sie dem Reporter des öffentlich-rechtlichen Senders ORF im Siegerinterview nur knapp antworten konnte: "Ich hab keine Worte. Mir fällt auch gerade nichts ein."

Interview
Porträtaufnahme der österreichischen ESC-Teilnehmerin Conchita Wurst in Kopenhagen. © eurovision.de Foto: Martin Unger

Conchita Wurst ist "eine Lobeshymne auf die Frau"

Perücken, Drag Queens und Eltern, die voll und ganz hinter ihm stehen. Beim Interview mit Conchita Wurst am Rande der Proben in Kopenhagen geht es um Ernstes und Alltägliches. mehr

Toleranz ist die Botschaft

"Diese Nacht steht für Einheit aus Liebe und Toleranz. Europa hat heute gezeigt, dass wir fortschrittlich denken und in die richtige Richtung gehen wollen. Und alle anderen: Tut mir leid: Für euch habe ich leider keine Zeit", betonte Conchita sowohl auf der Bühne als auch später in einem Interview. "Wie ich mich fühle, kann ich eigentlich noch nicht in Worte fassen. Denn die Worte dafür kenne ich noch nicht. Es ist überwältigend und ich bin so, so, so, so dankbar."

Liebeserklärung des Managers

Das Publikum erlebt den gesamten Abend über eine absolut authentisch wirkende Conchita. Angefangen von der Performance, über die Fernseh-Schalten in den Greenroom, bis hin zur Gratulation der Vorjahressiegerin Emmelie de Forest und ihren Interviews nach dem ESC-Finale. Für sie sei ein Traum wahr geworden, sagt Conchita. Und das geht auch ihrem Manager René Berto so: "Du bist der großartigste Künstler, den ich jemals getroffen habe. Ich liebe dich!", bricht es aus ihm heraus. "Ich hoffe, wir haben ein wenig was bewegen können in den Köpfen."

VIDEO: Conchita Wurst: "Ich bin so dankbar!" (12 Min)

Einladung nach Wien

Der ESC wird zu seinem 60. Jubiläum im kommenden Jahr in Österreich über die Bühne gehen. Der Wettbewerb soll nach vorläufigen Angaben der European Broadcasting Union (EBU) am 16. Mai 2015 stattfinden, die Halbfinals am 12. und 14. Mai. Der Austragungsort steht allerdings noch nicht fest, so der Generaldirektor des zuständigen Österreichischen Rundfunks (ORF), Alexander Wrabetz: "Wir werden in Kürze Gespräche dazu führen.

Fest steht bislang nur, dass der ESC 2015 in Österreich stattfinden wird. Darauf freuen wir uns." Möglicherweise, scherzten sowohl er, als auch Conchita, ist die diesjährige Gewinnerin des Eurovision Song Contest dann sogar als Moderatorin auf der Bühne. Bevor es soweit ist, bleibt nun Zeit, den Sieg von Conchita Wurst gebührend und verdient zu feiern. Und das ist selbstverständlich, meint die Drag-Queen selbst. Auf die Frage eines Journalisten, ob es denn jetzt eine Party gäbe, fragt sie zurück: "Are you kidding me?"

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 10.05.2014 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Österreich

2014

Gewinner