Stand: 27.04.2009 11:52 Uhr

Eine Höllenmaschine für das Anti-Crisis-Girl

Sie ist ausgebildete Zirkuskünstlerin, Fotografin, Modedesignerin und Sängerin. Eurovision.de traf die Ukrainerin Svetlana Loboda kurz vor ihrem Auftritt in London bei der Preview Party zum Eurovision Song Contest. Im Interview mit eurovision.de erzählt sie von den Plänen und ihrem sozialen Engagement gegen häusliche Gewalt.

eurovision.de: Ihre bisherigen Auftritte für den ESC zeigen eine große Show.

Svetlana Loboda: Warten Sie mal, bis Sie gleich unseren Auftritt erleben, der ist noch besser!

eurovision.de: Kennen Sie ihre Kollegin Ruslana, die den ESC 2004 gewonnen hat?

Svetlana Loboda: Ich habe gerade vorgestern mit ihr telefoniert, wir sind gut befreundet. Sie sagte mir, dass die Journalisten der Eurovision die besten der Welt sind, weil sie ihren Job echt mögen.

eurovision.de: Sie scheinen eine vielbeschäftigte Frau zu sein. Sie arbeiten als Sängerin, Tänzerin, was noch?

Svetlana Loboda: All die Kleidung, die wir auf Auftritten tragen, habe ich entworfen. Und ich bin Fotografin. Das Wichtigste für mich ist dennoch mein soziales Engagement. Ich möchte die Medienaufmerksamkeit des Grand Prix auch dazu nutzen, um die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Gewalt gegen Frauen zu lenken. Es gibt überall auf der Welt viel häusliche Gewalt. Ich will die Nachricht verbreiten: Stoppt die Gewalt in den Familien! Daher schminken wir uns all diese Blutergüsse für die Bühnenshow. Kein Kind darf diese Auswirkungen von Gewalt erleben.  

eurovision.de: Sie haben eine hohe Messlatte, die Ukraine war seit Beginn ihrer Teilnahme beim ESC sehr erfolgreich.

Porträt
Svetlana Loboda für die Ukraine im zweiten Halbfinale des ESC 2009 © NDR Foto: Rolf Klatt

Porträt: Svetlana Loboda

Ein blonder Wirbelsturm in Reizwäsche wirbelt über die Bühne und haut zum Schluss auf die Pauke: "Be My Valentine", fordert Popsängerin und Modedesignerin Svetlana Loboda ihren Telefonpartner in ihrem Eurovisionssong auf. mehr

Svetlana Loboda: Sicher, aber wir glauben auch an unseren Erfolg. Ein Grund für die bisherigen Erfolge ist, dass wir sehr viele Talente in unserem Land haben. Der andere rührt daher, dass unsere Landsleute ihre Eurovisionskandidaten immer massiv unterstützen.

eurovision.de: Was halten Sie davon, dass Anastasija Prichodko, ebenfalls aus der Ukraine, für das Gastgeberland Russland antritt?

Svetlana Loboda: Ich finde das wunderbar, weil gleich zwei ukrainische Mädels am Wettbewerb teilnehmen!

eurovision.de: Verraten Sie etwas über Ihre Show.

Svetlana Loboda: Wir bereiten eine bombastische Show vor. Wir lassen in Hong Kong derzeit eine unglaubliche Bühnendekoration herstellen. Die Leute nennen diese schon "The Hell Machine" (deutsch: Die Höllenmaschine), weil die Konstruktion der Elemente hoch kompliziert ist. Außerdem ist die Maschine gefährlich.

eurovision.de: Die ist doch schon in Ihrem Video zu "Be My Valentine" zu sehen?

Svetlana Loboda: Das ist nur der Entwurf. Da kommen noch viele Elemente hinzu.

eurovision.de: Ihre Auftritte sind unheimlich anspruchsvoll choreographiert, mit Salti und Spagat. Haben Sie das an der Zirkusakademie in Kiew gelernt?

Svetlana Loboda: Ja, ich habe dort immer nur Bestnoten erhalten. Ich war aber auch ein Hooligan, ein positiver Hooligan. Dort habe ich auch das Trommeln erlernt. Und ich habe mich mit den Jungs gekloppt. Das war mein Hobby! (lacht)  

eurovision.de: Waren Sie schon immer ein Grand-Prix-Fan?

Svetlana Loboda: Als kleines Mädchen habe ich immer den ESC im Fernsehen verfolgt und mir gewünscht, dort auf der Bühne zu sein. Ich habe die besten Auftritte studiert und mir überlegt, was diese so gut macht und wie man es noch besser machen könnte. Nach dieser jahrelangen Analyse habe ich meine aktuelle Show gestaltet.

eurovision.de: Also sehen wir eine Kombination aus Ruslana und Abba?

Svetlana Loboda: So ungefähr. Mich hat vor allem das Charisma der Gewinner beeindruckt und wie sie sich dem Publikum hingegeben haben. Dieses Jahr hat uns die Ukraine zum ESC geschickt, weil wir einzigartig sind. Das sagen alle.

eurovision.de: Werden Sie Ihr soziales Engagement denn auch mit Geldern aus Ihren Plattenverkäufen unterstützen?

Svetlana Loboda: Na klar, es wird eine Rieseninitiative. Wir werden in Moskau eine Ausstellung machen, um auf die häusliche Gewalt aufmerksam zu machen und Fotokalender für die Presse, die Fans und die anderen Kandidaten drucken. Wir meinen es wirklich ernst, das ist nicht nur PR. Dank der Eurovision wird unser Anliegen gehört werden. Ich hoffe, die Menschen ändern dann ihr Verhalten. Dann wäre ich die glücklichste Frau der Welt.

eurovision.de: Das ist aber schon ein starker Kontrast, wie Sie einerseits "Be My Valentine" singen und andererseits diesen Aufruf gegen Gewalt aussenden.

Svetlana Loboda: Daher hat der Song ja zwei Namen: "Be My Valentine" und "Anti-Crisis-Girl". Das Anti-Crisis-Girl bringt Frieden und Freude auf dieser Welt.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 16.05.2009 | 21:00 Uhr

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