Stand: 19.03.2015 15:11 Uhr

Tommy, der Performer

Über Nacht ist er zur Berühmtheit geworden, und zwar weltweit: Tommy Krångh. Der 48-Jährige lebt in Örebro in Mittelschweden, etwa auf halber Strecke zwischen Stockholm und Oslo. Eurovision.de hat mit ihm gesprochen.

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Obwohl er kein Kandidat beim schwedischen Vorentscheid war, ist er trotzdem in aller Munde. Mit seinen Übersetzungen der Songs ist der Gebärdendolmetscher Tommy Krångh Star im Netz. mehr

Tommy Krångh, Sie sind durch Ihre Performances als Gebärdendolmetscher weltweit bekannt geworden. War es Ihre erste für Hörlose gedachte Aktion während des Melodifestival?

Tommy Krångh: Zunächst muss ich sagen, ich bin überwältigt von den Reaktionen, meine Welt hat sich plötzlich gewandelt. Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet. So viel Liebe aus dem Internet. Dabei ist es schon mein vierter Einsatz beim Melodifestival gewesen.

Warum sind Sie Gebärdendolmetscher geworden?

Krångh: Meine Eltern sind beide taub, ich musste und wollte diese Sprache also lernen, um mich mit ihnen austauschen zu können.

Sind Sie überhaupt am Melodifestival und am ESC interessiert?

Krångh: Oh ja, ich bin von beidem ein großer Fan, seit vielen Jahren.

Haben Sie lange für die unterschiedlichen Songs üben müssen?

Krångh: Ich würde sagen, am Ende waren es 20 Stunden, die ich für alle zwölf Lieder geprobt habe. Aber nicht alle an einem Tag. Nach jedem Semifinale bekam ich die Lieder Woche für Woche.

Haben Ihnen alle Lieder gefallen?

Krångh: Nicht alle gleich stark, aber prinzipiell mochte ich sie alle.

Sind Sie mit dem Siegerlied "Heroes" von Mans Zelmerlövs "Heroes" zufrieden?

Krångh: Ich denke, es ist ein gutes Lied und ich dachte schon vorher, es wäre eines der Top-3-Lieder beim Melodifestival.

Performen Sie alles in dieser ausdrucksstarken Weise, wenn Sie als Gebärdendolmetscher arbeiten?

Krångh: Wenn es aus der kulturellen Sphäre kommt und gesungen wird - ja, das mache ich. Ich verstehe meine Arbeit auch als eine Arbeit des Herzens: Das Publikum soll die Musik "erfahren" können.

Es scheint, als performten Sie statt der Interpreten?

Krångh: Nein, aber ich versuche die Vorträge erfahrbar zu machen. Und wenn ich mich so lange mit den Liedern beschäftigt habe, mit der Art der Darstellung, dann falle ich sozusagen in die Lieder hinein und bin völlig in ihnen drin. Fast ohne Distanz. Natürlich aber weiß ich irgendwie, dass ich eine Arbeit mache - und es ist die des Übersetzers für Menschen, die kein Gehör haben.

Hat Ihnen der schwedische Sender SVT Vorgaben für Ihre Präsentation gemacht?

Krångh: In meinem Vertrag steht geschrieben, ich solle die Lieder darstellen, nicht jedoch interpretieren.

Es soll also so nah wie möglich an dem sein, was der Interpret mit seinem Lied ausdrückt?

Krångh: Ja, so soll es sein.

Was sind Ihre drei liebsten ESC-Lieder?

Krångh: "Waterloo" von Abba, "Euphoria" von Loreen und "L'oiseau et l'enfants" von Marie Myriam.

Werden Sie in Wien auch wieder als Gebärdendolmetscher arbeiten?

Krångh: Nein, leider nicht.

Was mögen Sie am ESC?

Krångh: Den Wettbewerb, die Kleider und die Musik ...

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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