Stand: 01.02.2016 10:00 Uhr

Begegnungen mit ESC-Kommentatoren

Der deutsche ESC-Kommentator Peter Urban hat in den vergangenen Jahren Kollegen aus ganz Europa getroffen - und dabei sehr bemerkenswerte Begegnungen gehabt.

Terry Wogan: Ironisch, satirisch und zynisch

Der britische Moderator Terry Wogan  Foto: Sven Arnstein
Sir Terry Wogan kommentierte in Großbritannien den ESC von 1971 bis 2008.

Eine sehr spezielle Begegnung war die mit der britischen BBC-Legende Terry Wogan. Ein Sir. Der hat für die Briten bestimmt 30 Jahre lang den Eurovision Song Contest kommentiert - immer in einer sehr ironischen, britischen Art, mit viel satirischem, manchmal auch zynischem Humor. Eine Legende. Eigentlich haben die Briten den ESC jahrelang nur noch geguckt, weil Wogan einfach so witzig war. Er hat sich über alles lustig gemacht, und das war sicherlich manchmal auch nicht sehr sensibel.

Star unter den Kommentatoren

Sir Terry Wogan

wurde 1938 als Michael Terence Wogan in Irland geboren und war ein Hörfunk- und TV-Moderator der BBC mit irischer und britischer Staatsbürgerschaft. Von 1971 bis 2008 kommentierte er den Eurovision Song Contest. 1997 bekam er den OBE (Order of the British Empire), 2005 wurde er zum Ritter geschlagen. Am 31. Januar 2016 ist Wogan im Alter von 77 Jahren gestorben.

Vor Ort war Wogan der absolute Star, und er musste sich natürlich keine Probe angucken und vorher irgendwas vorbereiten. Dafür hatte er seine Leute, die ihm dann die Sachen aufschrieben. Und: Er flog immer erst am Abend vor dem Finale ein, manchmal auch erst am Mittag davor, schaute dann während der letzten Generalprobe kurz rein, guckte, wie die Halle aussieht - und dann verschwand er wieder. Das war alles, was er tat. Er residierte immer in den besten Hotels - die normalen Eurovision-Song-Contest-Hotels waren überhaupt nicht sein Ding, das musste das allerbeste und feinste Luxushotel sein. Natürlich mit Champagner auf dem Zimmer, das hat mir jedenfalls mal einer seiner Mitarbeiter erzählt.

Mit Baileys auf Eis durch's Finale

Zur Sendung schleppten dann seine Assistenten Eiskühler mit Eis und zwei Flaschen Baileys an - alles in die kleine Kabine. Manchmal musste man ja auch sehr hoch steigen, das haben die dann alles da hochgeschafft. Ja, und dann wurde Baileys auf Eis gesüppelt. Während der Show wurde der Baileys-Vorrat immer kleiner und kleiner - da kann man sich ja vorstellen, wie die Laune dann war: So nach zweieinhalb Stunden war da beste Stimmung in der britischen Kabine, man jauchzte und juxte und hatte viel Spaß. Der Abend verlief immer so. Auch wenn die britischen Resultate beschissen waren, Terry Wogan hatte einen netten Abend.

Gibt es in Estland Hotels?

Als 2001 in Kopenhagen Estland gewann und der Contest dann im nächsten Jahr in der Hauptstadt Tallinn ausgetragen werden sollte, trafen wir uns und ich sagte: "Mensch, jetzt kommen wir mal nach Estland", und er antwortete: "I don't even know where that is, this Tallinn. Do they have any hotels?" Ja, das war seine größte Sorge, dass sie in Estland eventuell kein gutes Hotel haben könnten. Das habe ich in einem Kommentar erzählt und dann bekam ich Post aus Tallinn vom estnischen Fremdenverkehrministerium, die schrieben: "Wir haben hervorragende Hotels. Wir haben alles: Wir haben Luxus und wir hatten schon Internet, als es in anderen Ländern Europas das noch gar nicht gab." Und es stimmte: Damals war Estland schon super entwickelt und modern - nur Terry Wogan wusste das natürlich nicht und dachte, er fährt irgendwie in die Wüste oder in die dritte Welt. "Do they have any hotels"! - Großartig, als ob die da in der Hütte wohnen würden.