Pertti Kurikka, Toni Välitalo, Sami Helle und Kari Aalto (von links) von der finnischen Band Pertti Kurikan Nimipäivät. © YLE Foto: Tiia Santavirta
Pertti Kurikan Nimipäivät
"Aina mun pitää", 2015 in Wien (Halbfinale)
Stand: 19.05.2015 23:01 Uhr

Finnland: Pertti Kurikan Nimipäivät

Einen Rekord haben die Finnen von Pertti Kurikan Nimipäivät (PKN) schon mal sicher. Mit einer Minute und 25 Sekunden ist ihr "Aina mun pitää" (zu Deutsch: Ich muss immer) der kürzeste Song, den es beim ESC je gab.

In dem selbst geschriebenen Lied geht es um das, was die Bandmitglieder beschäftigt: der Alltag behinderter Menschen. Und damit wären wir bei der zweiten Besonderheit von PKN: Die vier Punkmusiker leben alle mit geistiger Behinderung. Drei von ihnen haben das Down-Syndrom, einer ist Autist.

VIDEO: Finnland/Pertti Kurikan Nimipäivät: "Aina mun pitää" (1 Min)

Soziale Probleme und Fußpflege

Die Punkband gibt es seit 2009. Gitarrist Pertti Kurikka, Sänger Kari Aalto, Bassist Sami Helle und Schlagzeuger Toni Välitalo tun sich während eines Kultur-Workshops zusammen. An seinem Namenstag schreibt Frontmann Pertti Kurikan seinen ersten Punksong - damit ist auch der Bandname geboren: Pertti Kurikan Nimipäivät (Pertti Kurikkas Namenstag). Von nun an schreibt er zusammen mit Sänger Kari die Texte und komponiert auch die Stücke. Soziale Probleme machen sie ebenso zum Gegenstand ihrer Songs wie unangenehme Fußpflege. Ihr musikalischen Vorbilder: finnische Punkbands aus dem vergangenen Jahrhundert.

Durchbruch der Finnen mit "Punk-Syndrom"

Video
Die finnischen Band Pertti Kurikan Nimipäivät. © YLE Foto: Anton Sucksdorff
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Songcheck: Finnland/Pertti Kurikan Nimipäivät - "Aina mun pitää"

Veronika Emily Pohl hat sich den Text genau angehört. Die Sänger von Pertti Kurikan Nimipäivät sind genervt von ständigen Bevormundungen. Das weckt Sympathie im Studio. 9 Min

2010 bringen PKN ihre erste EP "Ei yhteiskunta yhtä miestä kaipaa" auf den Markt. Weitere Singles folgen. Bekannt werden die vier Finnen aber zunächst einmal nicht unmittelbar durch ihre Musik, sondern durch einen Film: die 2012 gedrehte preisgekrönte Dokumentation "The Punk Syndrome" von Jukka Kärkkäinen und Jani-Petteri Passi, die sich mit den Musikern befasst. Die Punkrocker gehen auf Tour - sie spielen nicht nur in ihrer Heimat, sondern geben unter anderem auch Konzerte in Deutschland. Wer hätte gedacht, dass ein einfacher Workshop den Startschuss für eine derartige Laufbahn geben könnte? Mittlerweile stehen die vier punkbegeisterten Finnen sogar bei Sony Music unter Vertrag.

Finnland schickt Punkrocker nach Wien

Interview
Pertti Kurikka (hintere Reihe), Sami Helle, Toni Välitalo und Kari Aalto (vordere Reihe von links) von der finnischen Band Pertti Kurikan Nimipäivät. © Pertti Kurikan Nimipäivät Foto: Kalle Pajamaa

Punk-Finnen werben für Vielfalt

Vier Punkfans mit geistiger Behinderung - das sind Pertti Kurikan Nimipäivät. 2015 gewinnen sie den finnischen Vorentscheid und dürfen ihr Land beim ESC 2015 vertreten. Bildergalerie

Die finnische Band Pertti Kurikan Nimipäivät beim Interview mit Jan Feddersen.

Pertti Kurikan Nimipäivät: "Badet uns in bestem Scotch!"

Sie sind die Außenseiter des ESC: die finnische Band Pertti Kurikan Nimipäivät - vier geistig behinderte Männer mittleren Alters. Sie alle verbindet die Liebe zum Punk. mehr

Auch wenn sie beim finnischen Vorentscheid "Uuden Musiikin Kilpailu" bei der Jury nicht vorne liegen: Die Zuschauer wollen PKN beim Eurovision Song Contest sehen und setzen sich durch. Die Punkband geht als Sieger des Vorentscheids hervor, lösen damit das Ticket zum ESC - und freuen sich über ihren Etappensieg dermaßen rührend, dass man diese Freude gerne noch mal genau so in Wien sehen möchte.

Ein gutes Ergebnis schien nicht ausgeschlossen, denn schließlich verbinden die Finnen mit härterer Musik gute Erfahrungen beim ESC: 2006 holen Lordi mit "Hard Rock Halleluja" den ersten und bisher einzigen Sieg für das Land. 2015 wagen die Finnen nun erneut mit (Punk-)Rock einen Angriff auf den ESC-Titel. Im Gegensatz zu Lordi verstecken sich PKN aber hinter keinen Monster-Masken - und verzichten auch sonst auf Showgedöns und Tamtam. Im Gegenteil: Sie sind vielleicht sogar die natürlichsten, echtesten, normalsten Kandidaten, die der Song Contest bisher gesehen hat. Die ESC-Fans konnten die Finnen bei ihrem Auftritt im ersten Halbfinale allerdings nicht überzeugen. Sie wählten PKN nicht ins Finale.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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