Stand: 14.05.2013 18:26 Uhr

Eythor träumt vom ESC auf Island

In Malmö gilt der Isländer Eythor Ingi Gunnlaugsson, der beim Eurovision Song Contest im zweiten Halbfinale um den Einzug ins Finale kämpft, unter Experten als Geheimfavorit. Im Gespräch mit eurovision.de erzählt der Sänger von seinem Lied, seinen Idolen Elvis Presley und Freddie Mercury und verrät, für wen er seine Flitterwochen verschieben würde.

Du bist in einem 1.500-Seelen-Dorf namens Dalvík aufgewachsen. Wie bist du zur Musik gekommen?

Eythor Ingi im Interview  Foto: Patricia Batlle
Momentan hetzt Eythor Ingi Gunnlaugsson von Termin zu Termin. Um fit zu bleiben, trinkt er Tee, keinen Kaffee.

Eythor Ingi Gunnlaugsson: Es gab viel Musik in meinem Dorf, als ich klein war. Schon in der Vorschule haben wir viel gesungen. Mein Freund und ich haben viel vor dem Plattenspieler gehockt und alte Platten gehört, die Beatles, die Doors, Led Zeppelin, Deep Purple. Der Vater von einem Freund hat uns die Geschichten zu den Platten erzählt. Mein Vater war großer Deep-Purple-Fan und meine Großmutter hat mir schon im Kindergartenalter Elvis Presley vorgespielt. Ich habe das in sehr, sehr schlechtem Englisch für meine Kindergärtner und Lehrer gesungen. "Come On, Shoot Up" hieß bei mir "Kamonshuka" (lacht).

Welche Lieder habt ihr an der Schule gesungen?

Eythor: Verschiedenes, zum Beispiel alte isländische Volkslieder. Mein Freund und ich recherchierten die Geschichten zu den Musikern der alten Platten und entschieden, mit anderen Schulkameraden eine Band zu gründen. So haben wir angefangen, zu spielen, zu komponieren und haben unsere Lieblingssongs gecovert.

Wie viel von der Musik aus deiner Kindheit und Jugend ist in dem Song "Ég á líf" gelandet?

Eythor: Alles was man gehört hat, beeinflusst einen als Menschen und als Künstler. Der Song ist sehr persönlich, das ist der Grund, warum ich das tue. Mein Freund Pétur Örn Guðmundsson, der mit mir im Musical "Hair" aufgetreten ist, hat mich angerufen und sagte, er hätte diesen Song in den isländische ESC-Vorentscheid gekriegt. Ich sagte, herzlichen Glückwunsch und fragte: Und, singst du das? Nein, du wirst ihn singen, antwortete er. Ich habe gesagt, ich hatte nicht vor, an diesem Wettbewerb teilzunehmen, such dir jemand anderes. Aber er hat mich überredet, mir den Song im Studio anzuhören. Ich habe mir den Song dann zweimal angehört und gleich angefangen, ihn zu singen und das aufzunehmen. Es gab sofort eine persönliche Verbindung zu diesem Lied. Von der offiziellen Version von "Ég á líf" ist der Einstieg ins Lied immer noch die allererste Aufnahme.

VIDEO: Island: Eythor Ingi Gunnlaugsson - "Ég á líf" (3 Min)

Du bist Fan von Freddie Mercury, was fasziniert dich an ihm?

Eythor: Er war einer der größten und besten Performer dieses Planeten.

Ein anderes Idol ist David Bowie, der gerade ein neues Album veröffentlicht hat und Konzerte gibt ...

Eythor: ... wirklich? Ich wusste nicht, dass er Konzerte gibt. Dann muss ich wohl die Flitterwochen mit meiner Verlobten verschieben, um David Bowie zu erleben. (lacht)

Du hast Duette mit deiner ESC-Vorvorgängerin Yohanna gesungen, die 2009 Zweite beim ESC in Moskau wurde. Hat sie dir Tipps gegeben?

Eythor: Sie hat gesagt, du machst das schon! Zieh dein Ding durch und guck in die Kamera!

Yohannas zweiter Platz ist schwer zu toppen ...

Eythor Ingi im Interview mit eurovision.de  Foto: Patricia Batlle
Eythor Ingi hat große Unterstützung in Malmö: Zum 2. Halbfinale reist seine gesamte Familie samt Oma an.

Eythor:  Klar, aber das will ich auch gar nicht. Ich konzentriere mich nur auf meinen Auftritt, und darauf, die Message des Songs zu transportieren. So sollten wir hier alle denken, auch wenn es ein Wettbewerb ist. Alles andere ist nur ein großer Bonus.

Welche Musik hörst du gerne?

Eythor: Psychedelischen Rock von Mars Volta für aufgewühlte Momente, wenn ich wütend bin, die Musik schockt einen. Mein Lieblingsalbum ist "The Dark Side Of The Moon" von Pink Floyd und Soul von Al Green höre ich, wenn ich mit meiner Verlobten einen romantischen Abend bei einem Glas Wein haben will. Neben David Bowie ist Radioheads-Sänger Thom Yorke mein Lebensretter.

Davon hebt sich der Song Contest ab. Wie vereinbarst du diese Musikstile?

Eythor: Er ist einfach ein neues Kapitel. Das Leben besteht aus Lernen und man muss die Gelegenheiten beim Schopfe packen. In Island muss man als Musiker sehr offen sein, wenn man von der Musik leben will, man kann es sich nicht leisten, nur eine Nische zu bedienen. Ich habe schon viel gemacht, symphonische Weihnachtsmusik, eine Freddie-Mercury-Show, Deep Purple gesungen, viel Musik. Dann habe ich diese 70er-Psychedelic-Rockband Eldberg gegründet und bin das jüngste Mitglied der isländischen Kultband Todmobile. Der Eurovision Song Contest ist ein weiteres Projekt.

Du scheinst dein Land sehr zu lieben und würdest es wohl nie verlassen, oder?

Eythor: Ja, ich liebe es wirklich. Die isländische Nation ist so klein, wie eine große Familie. Auf eine bestimmte Art kennt jeder jeden. Es ist ein wunderschönes Land.

Auch wenn es nicht dein Ziel ist, hättest du den ESC gern auf Island?

Eythor: Klar, aber dann müsst ihr alle in meinen Heimatort, den Fischerort Dalvík kommen! (lacht) Wir haben nur 1.600 Einwohner. Wir würden alle, wie bei unserem traditionellen Angel-Jahresfest, am Hafen versammeln und alle einladen, die kommen wollen. Jeder bekommt eine Suppe und Fisch, alles gratis. Kommt doch vorbei und schaut euch das an! Man kann auch campen, in meinem Garten ist Platz. Im Ernst, die Leute in Dalvík sind sehr offen und freundlich.

Wird deine Großmutter, die dir Elvis vorgespielt hat, deinen Auftritt im Fernsehen mitverfolgen?

Eythor: Nein, denn sie ist gerade heute in Malmö angekommen und meine Eltern und Geschwister sind alle hier. Auch viele Leute aus Dalvík kommen zum zweiten Halbfinale, um mich zu unterstützen.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr