Frankreich: Lisa Angell
Manche sehen in ihr die französische Antwort auf Susan Boyle - und etwas hat Lisa Angell tatsächlich mit der schottischen Gesangs-Sensation gemeinsam: Beide werden einem großen Publikum erst mit über 40 durch den Auftritt in einer Talent-Show bekannt. Im Gegensatz zu Boyle wird Angell allerdings nicht über Nacht zum Star. Sie arbeitet schon seit ihrer Jugend intensiv an ihrer Musikkarriere - der große Erfolg bleibt jedoch erst einmal aus. Dass ihr Heimatland Frankreich sie nun ohne öffentliche Vorentscheidung direkt für den weltgrößten Musikwettbewerb nominiert, ist also der hart erkämpfte Lohn für jahrelange Mühen.
Lisa Angell, die am 21. September 1968 als Lisa Vetrano in Paris geboren wird, beweist schon früh Gesangstalent. Bereits mit elf Jahren gewinnt die Tochter einer Französin und eines Italieners zum ersten Mal den Gesangswettbewerb eines Radiosenders. Weitere Siege folgen - insgesamt bringt ihre Stimme sie bei dem Wettbewerb vier Mal auf den ersten Platz. Lisa weiß seitdem sicher: Sie will Sängerin werden. Im Alter von 15 Jahren geht sie auf das Konservatorium von Nizza und beginnt eine klassische Gesangsausbildung.
Keine Lust auf Klassik
Doch die talentierte Sängerin bricht die Ausbildung nach wenigen Monaten ab. Klassik liegt ihr nicht, sie will sich lieber moderneren Klängen widmen. Barbra Streisand zählt zu ihren Vorbildern. Doch Angell merkt bald, dass es ein weiter Weg nach oben ist. Jahrelang tingelt sie von Piano-Bar zu Piano-Bar entlang der Côte d'Azur. Der ersehnte Durchbruch bleibt allerdings aus. Die Sängerin denkt schon daran aufzugeben, will ihr Glück dann aber noch einmal in Paris versuchen. 2001 zieht sie zurück in die französische Hauptstadt.
In den folgenden Jahren knüpft Angell wichtige Kontakte und begleitet einen bekannten Magier auf seiner Tournee. Einem Auftritt in der Fernsehsendung "Le Château des secrets" im Jahr 2009 hat sie es schließlich zu verdanken, dass der berühmte Produzent und Sänger Patrick Sébastien auf sie aufmerksam wird. Der ist begeistert von Angells Stimme und lädt sie in die Talent-Show "Les Annees Bonheur" ein. Nicht nur ein breites Publikum wird durch ihren TV-Auftritt auf sie aufmerksam, sondern auch ein Major-Label, das sie unter Vertrag nimmt. Ihr erstes von Sébastien produziertes Album "Les Divines" erscheint 2011. In Frankreich schafft Angell es damit auf Platz 31 in den Charts. Drei weitere Alben folgen.
Französische Friedensbotschaft
Beim Eurovision Song Contest in Wien tritt Lisa Angell mit "N'oubliez pas" (Vergesst nicht) an. Das Stück stammt aus der Feder von Robert Goldman - dem Bruder von Poplegende Jean-Jacques Goldman. Der Komponist Robert ist zwar nicht annähernd so bekannt wie sein Bruder Jean-Jacques, seine bisherigen Arbeiten können sich aber durchaus sehen lassen. Unter anderem hat er schon Songs für Céline Dion geschrieben, die 1988 in Dublin für die Schweiz ESC-Gold holte. Produzent von Angells Titel ist Jean-Claude Camus.
"N'oubliez pas" soll an den Ersten Weltkrieg erinnern. Die französische Friedensbotschaft lässt sich aber nicht nur als Mahnmal an die Geschehnisse vor 100 Jahren sehen, sie bekommt durch das blutige Attentat auf die Redaktion des französischen Satire-Blattes "Charlie Hebdo" eine ganz aktuelle Brisanz. Doch bei den internationalen Jurys und den Zuschauern aus den anderen Teilnehmer-Ländern kann Angell mit ihrem Titel nicht punkten. Mit Platz 25 liegt sie nur knapp vor ihren Vorgängern, den Twin Twin, die im Finale 2014 in Kopenhagen den letzten Platz belegen.
Songtext: Lisa Angell - "N'oubliez pas"
Lyrics
Originaltext:
Il ne me reste que des larmes
Ces quelques notes venues d'autrefois
Et le chant de nos prières
Nos coeurs qui espèrent
Et le vide sous mes pas
Il ne me reste que les cendres
De mon village plongé dans le silence
Je ne suis qu'une blessure
Un coeur sans armure
Comment survivre après ça.
Mais je suis là, je n’oublie pas
Dans mon village balayé par l’histoire
Et je vis là, n’oubliez pas
Effacé des cartes et des mémoires
Je me souviens du rire des enfants
La voix des hommes quand ils partaient au champ
Les fêtes des moissons
L’odeur dans les maisons
Les éclats d’amour et de joie
Mais je suis là, n’oubliez pas
Effacé des cartes et des mémoires
Quand ils sont arrivés
Cachés derrière leurs armes
Ils étaient des milliers
Ils riaient de nos larmes
Ils ont voulu détruire
Nos croyances et nos âmes
Avec des mots de haine
Que l'on n'connaissait pas.
Je suis ici ce soir
Au milieu de ces ruines
Pour vous parler d'espoir
Et vous chanter la vie
Et je fais le serment
Quand séchera le sang
De reconstruire ma ville
Bien plus belle qu'avant.
Mais n’oubliez pas.
Englische Übersetzung:
All that remains to me are tears
These few notes that come from long ago
And the song of our prayers
Our hearts that hope
And the emptiness under my steps
All that remains to me are ashes
Of my village plunged into silence
I am but a wound
A heart without an armor
How do I survive after this
But I am here, I don’t forget
In my village swept away by history
And I live here, don’t you forget
Erased from maps and memories
I remember the laughter of children
The voices of men when they left for the field
The harvest festivals
The smell in the houses
The bursts of love and joy
But I am here, I don’t forget
In my village swept away by history
When they arrived
Hidden behind their weapons
They were thousands
They laughed at our tears
They wished to destroy
Our beliefs and our souls
With words of hatred
That we did not know
I am here tonight
In the middle of these ruins
To talk to you about hope
And to sing life
And I swear
When the blood will dry
That I will rebuild my city
More beautiful than before
But don’t forget
Komponist und Texter: Robert Goldman