Sofia Nizharadze
"Shine", 2010 in Oslo (Finale) (9. Platz, 136 Punkte)
Sendedatum: 29.05.2010 21:00 Uhr

Georgien: Sofia Nizharadze

von Marco Lambrecht

Georgien ist zurück! Die offenen Wunden eines militärischen Konflikts zwischen der Schwarzmeer-Republik und Russland hatten im vergangenen Jahr eine Teilnahme des Landes verhindert. Ausgerechnet Moskau sollte 2009 den Contest beherbergen und die Georgier konnten der Versuchung nicht widerstehen, den politisch motivierten Song "We Don't Wanna Put In" in die russische Hauptstadt schicken zu wollen.

VIDEO: Georgien: Sofia Nizharadze - Shine ( Min)

Der georgische Aussetzer

Den Auftritt der Formation Stefane & 3G mit ihrer wenig herzlichen Botschaft an den russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin verhinderte das Grand Prix-Reglement. Nachbesserungen erteilte die damals für das georgische Fernsehen zuständige Produzentin, Natja Usnadse, eine Absage und setzte damit den Schlussstrich unter die tragische Episode: "Wir werden weder den Text ändern, noch mit einem neuen Lied antreten. Wir gehen nicht nach Moskau."

Eine ausgezeichnete Sängerin

Georgien: Sofia Nizharadze © GPB Foto: Gigi Regini
Georgien: Sofia Nizharadze

2010 kehrt Georgien mit Sofia Nizharadze in den Kreis der Grand-Prix-Familie zurück. Die am 6. Februar 1986 in Tiflis geborene Sängerin wurde direkt vom georgischen Fernsehen nominiert. Die interne Entscheidung dürfte den Verantwortlichen wenig Kopfschmerzen bereitet haben. Ihre Kandidatin besuchte in Moskau die Geschwister-Gnessin-Musikakademie. Deren Absolventen eilt der Ruf voraus, zur Elite in ihrem jeweiligen musikalischen Fach zu gehören. Zum Beweis sammelte Sofia Nizharadze mit ihrer beeindruckenden Stimme schon zu Beginn ihrer Karriere zahlreiche Preise. Mit gerade einmal elf Jahren konnte sie schon drei erste Plätze bei Festivals in Georgien (Gläserne Tanne), Italien (Bravo, Bravissimo) und Russland (Gläserne Note) vorweisen.

Die Geschwister-Gnessin-Musikakademie ist aber nicht das einzige Institut, das Sofia Nizharadze in Moskau besuchte. Wegen ihrer Leidenschaft für Musicals schrieb sie sich an der Russischen Akademie für Theaterkunst ein. Lohn der Mühe: 2004 übernahm sie die Hauptrolle in der Moskauer Produktion von "Romeo & Julia". Zu ihren weiteren Musical-Engagements zählen außerdem "Die Hochzeit des Eichelhäher", "Hello, Dolly!", "Der Glöckner von Notre Dame" und "My Fair Lady".

Einladung an Europas Komponisten

Sofia Nizharadze © GPB Foto: Gigi Regini
Sofia Nizharadze.

Fehlte nur noch Sofias Song und zur Freude aller Komponisten des Kontinents, startete das georgische Fernsehen einen internationalen Aufruf. So ziemlich jeder, der sich in Europa berufen fühlte, konnte einen Titel einreichen. Mit Hilfe einer Expertenrunde wurden dann die vermeintlich sechs besten Kompositionen herausgefiltert und am 27. Februar 2010 von Sofia Nizharadze der Öffentlichkeit präsentiert. So ganz wollten sich die Organisatoren aber nicht auf den Geschmack der Zuschauer verlassen und legten die Hälfte der Entscheidungsgewalt in die Hände einer Jury.

Das Rennen machte am Ende die englische Powerballade "Shine" des Autoren-Teams Hanne Sørvaag, Harry Sommerdahl und Christian Leuzzi.

Team mit ausgezeichneten Referenzen

Der Italiener Christian Leuzzi arbeitete bislang bevorzugt mit Castingstars. Unter anderem schrieb er Songs für David Bisbal und David Bustamante. Beide Spanier sind ehemalige Kandidaten der "Operación Triunfo". Der Leuzzi-Schützling Daniel Kandlbauer ist ein Produkt der Schweizer Casting-Show "Music Star". Harry Sommerdahl verbirgt sich hinter zahlreichen Produktion von Ace Of Base und The Rasmus, hat aber auch ein Herz für Stars aus der Retorte. So arbeitete der Schwede mit den DSDS-Gewinnern Tobias Regner und Thomas Godoj zusammen, sowie mit der US-Amerikanerin Katharine McPhee, die Zweite bei "American Idol" wurde.

Zwei Eisen im Feuer

McPhees Titel im "Idol"-Finale von 2006 hieß "My Destiny", für den neben Sommerdahl auch Hanne Sørvaag verantwortlich war. Die Norwegerin begleitete außerdem das Comeback der No Angels. Aus ihrer Feder stammte "Disappear", dem Lied mit dem Deutschlands erste und erfolgreichste Casting-Band 2008 beim Eurovision Song Contest antrat. Das schwache Abschneiden der Angels auf Platz 23 dürfte Hanne Sørvaag noch in schlechter Erinnerung sein, aber 2010 bot sich ihr gleich zweimal die Chance, die Scharte auszuwetzen. In Oslo ging neben Sofia Nizharadze auch Sørvaags norwegischer Landsmann Didrik Solli-Tangen mit einem ihrer Songs ins Rennen.

Sieg im internen Duell

Nachdem sich Sofia Nizharadze im zweiten Semifinale durchsetzen konnte, kam es am 29. Mai im Finale tatsächlich zum internen Wettstreit mit Didrik Solli-Tangen. Am Ende hatte "Shine" deutlich die Nase vorn: Der georgische Song landete mit 136 Punkten auf Platz neun, während Norwegens "My Heart Is Yours" mit 35 Zählern auf Rang 20 einlief.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 29.05.2010 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Georgien

2010