Die russischen Tolmachevy-Zwillinge © RTR
Tolmachevy Sisters
"Shine", 2014 in Kopenhagen (Finale) (7. Platz, 89 Punkte)
Stand: 11.05.2014 02:59 Uhr

Russland: Tolmachevy Sisters

von Anja Kelber

Steht da etwa das doppelte Lottchen auf der Showbühne? Oder ist das eine optische Täuschung? Russland setzt beim diesjährigen Eurovision Song Contest ganz augenscheinlich auf den Nanu-Effekt und schickt mit den Tolmachevy Sisters einen Act nach Kopenhagen, der beim ersten Hingucken für Irritation sorgt - so ähnlich sehen sich die beiden strohblonden Zwillinge.

Und auch die Bühnendeko ist ein Hingucker, dem Kulissenbauer ist offensichtlich mehr als ein Lichtlein aufgegangen: Unzählige Glühbirnen baumeln über den 17-jährigen Schwestern und lassen sie, getreu dem Songtitel "Shine", im rechten Licht erscheinen.

VIDEO: Russland/Tolmachevy Sisters: "Shine" (3 Min)

Grundsolide im Glitterregen

Der Song selbst entpuppt sich dann leider als überraschungsarmes Liedchen: "Shine" ist drei Minuten grundsolider Lächelpop ohne Ecken und Kanten. Wenn im Refrain die Windmaschine loslegt, ein silberner Glitterregen niedergeht und die freundlichen Schülerinnen versuchen, stimmlich alles zu geben, lässt das kurz auf eine dramatische Wendung hoffen.

Videos
The Tolmachevy Twins im Video "Shine".
5 Min

Songcheck: Russland/Tolmachevy Sisters - "Shine"

Kein leuchtender Stern am Pophimmel. "Shine" von den Tolmachevy Sisters fällt bei den Songcheckern Torge Oelrich und Peter Urban durch. Trotzdem glaubt letzterer, dass sie ins Finale kommen. 5 Min

Doch dann zerspringt nur eine Glühbirne, und der Song geht einfach noch mal von vorne los. Das ist nicht schlimm, das tut nicht weh, das ist poppig und nett - und wird vermutlich genau deshalb so manches Pünktchen einsammeln. Für die Final-Qualifikation beim ersten Halbfinale reicht es immerhin. Doch ob den Tolmachevy Sisters mit diesem harmlosen Song gelingt, was ihnen mit einem anderen im Jahr 2006 glückte, bleibt abzuwarten: Da nämlich gewannen sie - im zarten Alter von neun Jahren - den Junior-Wettbewerb des Eurovision Song Contest. Es folgten Konzerte, ein Album, ein Dokumentarfilm, Shows, ein Musical. Nun hoffen die umtriebigen Töchter einer Musiklehrerin auf einen Sieg beim "echten" ESC.

Schweres Erbe für die Zwillinge

Den hatte Russlands bislang erfolgreichster Kandidat Dima Bilan im Jahr 2008 vorgemacht. Bereits 2006 war Bilan hinter Lordi auf Platz zwei gelandet. Auch andere Acts aus Putins Reich waren erfolgreich, die Bilanz bisher: neun Top-Ten-Platzierungen bei 17 Teilnahmen seit 1994. Am schillerndsten dürften dabei die Großmütter von Buranowski Babuschki aufgefallen sein, die sich 2012 auf den zweiten Platz sangen. Unvergessen auch das "Skandalduo" t.A.T.u., das 2003 Dritte wurden. Aber auch Dina Garipova holte 2013 in Malmö einen guten fünften Rang. Ein schweres Erbe für die jungen Tolmachevy-Schwestern beim Finalabend in Kopenhagen. Aber sie sind ja zu zweit.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 10.05.2014 | 21:00 Uhr

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Songtext: Tolmachevy Sisters - "Shine"

Lyrics

Verse 1
Been looking at the sky
wishing on a star
waiting for a brand new start

Living on the edge
closer to the crime
cross the line a step at a time

Now maybe there's a place
maybe there's a time
maybe there's a day you'll be mine

Now something's got to give
make a brighter day
all we got to say

Chorus
Shine into my darkness
shine into the night, my rising sun
drive away the madness
Can you be a masterpiece of love
Sending out a message out above
Telling all the world to show some love
No one's gone bring me down, bring me down
You are my rising sun

Verse 2
Keep looking up ahead
riding like a wind
open up your heart, let me in

My life is on a string
when I see you smile
our love will last a thousand miles

Now maybe there's a place
maybe there's a time
maybe there's a day you'll be mine

Now something's got to give
make a brighter day
all we got to say

Song writers: John Ballard, Ralph Charlie, Gerard James Borg
Song composers: Philipp Kirkorov, Dimitris Kontopoulos