Stand: 04.03.2015 22:02 Uhr

"Früher war man noch die geile Moderatorin"

Barbara Schöneberger mit ESC-Autor Thomas Mohr beim Vorentscheid zu "Unser Song für Österreich" © NDR Foto: Mairena Torres Schuster
Der rote Teppich ist schon ausgerollt. Barbara Schöneberger und NDR 2 Moderator Thomas Mohr beim deutschen Vorentscheid in Hannover.

Als "gute Seele des ESC" betitelt zu werden findet Moderatorin Barbara Schöneberger zwar nicht besonders schmeichelhaft, aber sie steht voll und ganz hinter dem Musikspektakel. Seit 2013 moderiert sie die Warm-up-Party auf der Reeperbahn und seit vergangenem Jahr auch das Clubkonzert und den deutschen Vorentscheid. Kurz vor der großen Vorentscheid-Show "Unser Song für Österreich" in Hannover hat ESC-Experte Thomas Mohr mit der quirligen Fernsehfrau gesprochen.

Zweimal Clubkonzert, zweimal Vorentscheid: Mittlerweile sind Sie die "gute Seele" bei der Suche nach dem deutschen Act für den ESC. Das ist doch eine Rolle, auf die man sich gern festlegen lässt, oder?

Barbara Schöneberger: Die "gute Seele" des ESC, das klingt ein bisschen nach Queen Mum. Früher war man noch die geile Moderatorin oder der heiße Feger, der dort vorne steht, und jetzt ist man schon die gute Seele, das passiert eben im Laufe der Zeit. Aber wenigstens kann ich vom Laufe der Zeit sprechen, weil ich nochmal dabei bin. Es ist immerhin die größte Musikshow Deutschlands.

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Sie moderieren die NDR Talkshow, aber auch Unterhaltungssendungen. In Vergleich mit großen und renommierten Shows - wie wichtig ist Ihnen der Job hier bei "Unser Song für Österreich"?

Schöneberger: Ich finde, dass der ESC gemeinsam mit den anderen Events, wie dem Echo und dem Radio-Award, die ich auch beide moderiere, und dem Fernsehpreis, den ich wahrscheinlich auch präsentiere, eine der ganz wichtigen, großen Veranstaltungen ist. Ganz ehrlich, es gibt nur noch ganz wenige Sendungen in Deutschland, bei denen ich mich im Fernsehen zeigen möchte. Dazu gehört natürlich der ESC.

Der Vorentscheid findet an Ihrem Geburtstag statt - das heißt für Sie: arbeiten statt feiern. Ist das schlimm?

Schöneberger: Nein, für mich spielt mein Geburtstag nicht so eine große Rolle - das war noch nie so. Ich fand es immer schon schön, den zu feiern, wenn es ging. Und ich möchte am Abend nicht auf der Bühne stehen und über meinen Geburtstag reden, denn wir feiern 60 Jahre ESC.

Den ESC 2014 haben Sie im vergangenen Jahr auf der verregneten Reeperbahn mitbekommen. Wie bewerten Sie den Sieg von Conchita Wurst? Immerhin tritt sie hier in Hannover auch auf.

Schöneberger: Also ich finde Conchita Wurst toll, sie war auch eine tolle Gewinnerin. Beim ESC muss jemand gewinnen, der das Gesamtpaket bietet. Ich fand es nicht in allen Fällen nachvollziehbar, dass man diesen Auftritt total politisieren wollte. Das wurde ein bisschen zu sehr übertrieben. Wurde sie jetzt auch instrumentalisiert oder hat sie es vielleicht ein Stück weit selbst vorangetrieben? Das war mir dann zu politisch irgendwann.

In diesem Jahr stehen beim Vorentscheid mehr die Songs als die großen Namen im Vordergrund. Ist das ein Vorteil oder ein Nachteil?

Barbara Schöneberger interviewt Ela und Yvonne von Elaiza. © NDR Foto: Rolf Klatt
Beim Clubkonzert 2015 haben auch die Vorjahressieger Elaiza vorbeigeschaut.

Schöneberger: Wir haben ja im letzten Jahr bewiesen, dass wir die großen Namen gar nicht unbedingt brauchen, um einen Durchmarsch zu machen. Wir haben schon ganz große Namen zum ESC geschickt und eben auch ein bisschen kleinere, und die Ergebnisse sind einfach nicht vorhersehbar. Und wenn man jetzt wüsste, wir schicken den Grönemeyer, der wird dann auf jeden Fall das Ding gewinnen, dann würden wir es ja machen.

Sie selbst haben auch viele Tonträger verkauft. Wie groß ist das Risiko für einen erfolgreichen Künstler, durch den ESC seiner Karriere zu schaden?

Schöneberger: Ja, für sieben der acht Künstler des Vorentscheids bedeutet es, dass man nirgendwo hinfährt. Auf der anderen Seite glaube ich, dass hier Künstler dabei sind, die so eine große Bühne ja auch für sich nutzen. Und ich bin mir sicher, nicht nur deren Plattenverkäufe werden sich steigern, egal ob sie jetzt nach Wien fahren oder nicht. Auch insgesamt wird sich deren Zuschauerschaft vergrößern. Und dafür ist so ein Event einfach gut. Hier gucken so viele Millionen Menschen zu, die man dann eben für seine Musik begeistern kann, egal, ob man gewinnt oder nicht.

Natürlich müssen Sie als Moderatorin von "Unser Song für Österreich" neutral sein. Allerdings haben Sie die Gewinnerin der Wildcard Ann Sophie schon durch das Clubkonzert begleitet. Fühlen Sie sich dadurch mit ihr etwas mehr verbunden?

Schöneberger: Die finde ich schon wahnsinnig süß und ich finde auch ihren Song ziemlich gut, aber ich muss sie dann erstmal sehen im Vergleich zu all den anderen. Und ich glaube, beim Publikum hat sie keinen Welpenschutz.

Wir haben immerhin drei Acts im Wettbewerb, die in deutscher Sprache singen. Ist es eine gute Idee, mit der Muttersprache beim ESC anzutreten?

Schöneberger: Ich glaube, dass man es mit einem englischen Titel tendenziell ein bisschen leichter haben könnte. Die deutsche Sprache, sagen ja oft die anderen aus den anderen Ländern, eignet sich für das ausländische Ohr sozusagen nicht so gut. Jetzt schauen wir erst einmal, wen wir schicken. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es für einen deutschen Song schon etwas schwieriger ist.

In der ersten Abstimmungsrunde fallen vier Künstler raus, in der zweiten noch einmal zwei. Rechtfertigt der etwas komplizierte Modus das spannende Finale?

Schöneberger: Also ich muss ehrlich sagen, ich finde es jetzt gar nicht so kompliziert. Ich glaube, den Showdown am Ende, den muss man auf jeden Fall haben, das ist natürlich der spannende Moment. Und dann guckt man immer in die glücklichen Gesichter, die nicht den blassesten Schimmer haben, was ihnen in den nächsten zwei bis drei Monaten noch bevorsteht.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 05.03.2015 | 20:15 Uhr

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