Amandine Bourgeois
"L'Enfer Et Moi", 2013 in Malmö (Finale) (23. Platz, 14 Punkte)
Stand: 19.05.2013 19:23 Uhr

Amandine Bourgeois: Französin auf den Spuren der Beatles

von Anja Kelber & Michael Hess

Dass TV-Castingshows auch mal echte Talente hervorbringen, das lehrt die Geschichte von Amandine Bourgeois. Die Interpretin des französischen Beitrags zum diesjährigen Eurovision Song Contest wächst in einem musikalischen Elternhaus auf und träumt als Kind davon, einmal ein Duett mit Whitney Houston zu singen. Dafür büffelt sie Musiktheorie, lernt Querflöte am Musikkonservatorium in Nizza, gründet eine Rockband und verdingt sich mit Coverversionen in den Bars von Toulouse.

Von der Abbey Road nach Malmö

Letzteres würde sie wahrscheinlich heute noch tun, hätte sie 2008 nicht an "La Nouvelle Star" teilgenommen, dem französischen Pendant zu "Deutschland sucht den Superstar". Bourgeois gewinnt den Wettbewerb, 2009 erscheint ihr selbst geschriebenes Debütalbum, den Nachfolger nimmt sie bereits in den Londoner Abbey Road Studios auf. Zu einem Duett mit Whitney Houston kommt es leider nicht mehr, dafür aber singt die heute 33-Jährige für Frankreich beim ESC in Malmö.

VIDEO: Frankreich: Amandine Bourgeois - "L'enfer et moi" (3 Min)

Hart, aber herzlich

Die französische Sängerin Amandine Bourgeois. © France 3 Foto: Seb K
Amandine Bourgeois: Chansonsängerin mit der Verruchtheit einer Rockerin

Wer jetzt an eine gefühlige Chansonette denkt, liegt falsch: Amandine Bourgeois ist eine Rockerin. Wenngleich es ihrem Song an chansontypischen Qualitäten wie Leidenschaft, Verlangen und Lust nicht mangelt: "L'enfer et moi" ("Die Hölle und ich") heißt das Stück, das zu einem rumpeligen Beat und einer rostigen Twang-Gitarre die dunklen Seiten der Liebe auslotet. Auf dem Höhepunkt dieser aufwühlenden Amour fou verspricht die Sängerin gar, dem Objekt ihrer Begierde das Leben zur Hölle zu machen. Das ist hart, aber sehr, sehr herzlich.

Warten auf den Erfolg seit 1977

Komponiert hat "L'enfer et moi" David Salkin, der Text stammt von Boris Bergman, dem Doyen der frankophonen Popdichtung. Bergman schreibt seit Ende der 1960er-Jahre für französische und internationale Größen wie Juliette Gréco, Nana Mouskouri und Aphrodite’s Child und war als Autor bereits zweimal für Monaco beim Grand Prix dabei: 1973 mit "Un Train Qui Part" (achter Platz) und 1975 mit "Une Chanson C'est Une Lettre" (Platz 13).

Ungefähr genauso lange ist es her, dass Frankreich den letzten seiner fünf Erfolge beim Grand Prix feiern konnte, 1977 mit Marie Myriams unvergesslichem "L'oiseau et l’enfant". In den vergangenen zehn Jahren jedoch waren hintere Platzierungen für die Grande Nation so selbstverständlich wie Touristen in Paris. Amandine Bourgeois und ihr von einer zwölfköpfigen Jury ausgewählte Titel hätte das in diesem Jahr ändern können, doch am Ende schafft es die Grande Nation doch nur auf Platz 23.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr

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