Eldrine
"One More Day", 2011 in Düsseldorf (Finale) (9. Platz, 110 Punkte)
Stand: 15.05.2011 01:42 Uhr

Georgien: Eldrine

von Anja Kelber

Georgien und der Eurovision Song Contest - das ist eine sehr spezielle Verbindung, bei der viele vor allem eines denken: Skandal! Dabei fing alles so anständig an: Bei Georgiens ESC-Premiere 2007 holte Sopho Khalvashi einen ordentlichen zwölften Platz, der ein Jahr später von Diana Gurtskayas elftem getoppt wurde. Mit Sofia Nizharadzes Rang 13 von 2010 ergibt das eine äußerst vorzeigbare Bilanz.

VIDEO: Georgien: Eldrine - One More Day (2 Min)

Warum also Skandal? Nun: 2009 fand der Wettbewerb in Moskau statt - nur wenige Monate nach dem sogenannten Kaukasischen Fünftagekrieg zwischen Russland und Georgien. Die Kaukasusrepublik entschied sich zwar teilzunehmen, ihre extrem angespannten politischen Beziehungen aber auch nicht zu leugnen. Sie entsandte die Band Stefane & 3G mit dem Titel "We Don't Wanna Put In". Als man in Moskau spitzkriegte, dass sich diese Zeile gesungen auch als "Wir wollen keinen Putin" deuten ließ - als Absage also an Russlands Ministerpräsidenten - war man gar nicht amüsiert. Es folgte eine Disqualifikation des Titels durch die EBU, denn politische Statements sind beim ESC nicht erlaubt. Georgien hätte zwar einen Alternativsong schicken dürfen, verzichtete aber lieber ganz.

Die Eurovision Song Checker
Die Frontfrau Sophio Toroshelidze singt für Georgiens Sextett Eldrine © Eurovision Georgia
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Songcheck: Eldrine - "One More Day"

N-JOY Musikexperte Jan Kuhlmann hört sich den Song "One More Day" von Eldrine genauer an. Sein Tipp: Die Georgier schaffen es ins Mittelfeld. 4 Min

Überraschender Frontfrauwechsel

Politische Brisanz kann man Georgiens diesjährigem Beitrag nicht unterstellen - der Song "One More Day" gehört eher in die Rubrik "Text ist nicht so wichtig, Hauptsache, es kracht." Mit anderen Worten: Eldrine rocken lieber das Haus. Doch ganz reibungslos ging es auch in diesem Jahr nicht ab. Kurz nach dem Vorentscheid im Februar verkündete der georgische Fernsehsender GPB einen überraschenden Personalwechsel am Mikro. Wo sich noch kurz zuvor Sängerin Tamar Eldrine Vadachkoria, die Namensgeberin der Band, in goldenen Glitzerkleidchen und mit strahlend blonder Rapunzel-Mähne durch das Rock-Repertoire röhrte, sollte nun plötzlich eine neue Frontfrau mit Windmaschinen im Nebel kämpfen: Sophio Toroshelidze, frisch, brünett und im Kleidungsstil deutlich abgeklärter.

Offiziell gab es bei Tamar "Probleme mit dem Vertrag". Fest steht: Mit Sophio Toroshelidze hat sich die 2007 als Trio gegründete und inzwischen aus sechs Musikern bestehende Alternativeband einen absoluten Profi ins Boot geholt, der dazu einige Erfahrung auf der Grand-Prix-Bühne mitbringt. Die 21-Jährige studiert Musik am staatlichen Konservatorium in Tiflis und hat seit ihrem siebten Lebensjahr mit großem Erfolg an so ziemlich jedem Musikwettbewerb des Landes teilgenommen. Davon gibt es dort übrigens eine Menge, von "Georgia's Got Talent" über diverse Musikfestivals bis zu "Stars Academy". Und: Beim ESC 2010 in Oslo stand Sophio beim georgischen Act als Backgroundsängerin auf der Bühne und unterstützte Sophia Nizharadze bei deren Song "Shine" mit kraftvoller Stimme. Eine wertvolle Erfahrung für die große Bühne in Düsseldorf.

Stadionrock trifft HipHop

Eldrine boten zudem mehr als die klassische Rockbesetzung Bass, Gitarre und Schlagzeug. Keyboarderin "Tako" und der Styler der Crew, DJ Bess, verhalfen dem Stadionrock zu einer Spur Achtziger sowie zu amtlichen HipHop-Elementen - ein Mix, der beim ersten Halbfinale am 10. Mai länderübergreifend gut ankam. Die georgische Band zog mit ihrer Rocknummer ins Finale ein, trat als letzter Act des Abends auf und schaffte es damit unter die Top Ten: auf Rang neun.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2011 | 21:00 Uhr

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