Patricia Kaas
"Et s'il fallait le faire", 2009 in Moskau (Finale) (8. Platz, 107 Punkte)
Stand: 19.02.2009 12:42 Uhr

Patricia Kaas: Botschafterin für Frankreich beim ESC

Es ist nur eine Legende, dass der Schauspieler Gérard Depardieu sie persönlich entdeckt hat. Aber eine schöne. Wie Patricia Kaas vor kurzem im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte, hatte sich der Schauspieler nur ein Band von ihr angehört, dass ihm der befreundete Komponist François Bernheim vorspielte. "Depardieu fand es cool und finanzierte die Produktion meiner ersten Single "Jalouse" - die leider ein Flop wurde", sagte Kaas in der FAS.

Erste Auftritte mit acht Jahren

Die französische Sängerin Patricia Kaas © Sony BMG
Patricia Kaas ist ein Weltstar und die "Botschafterin des französischen Chansons".

Vom Misserfolg hat sich die Sängerin nicht beirren lassen und gilt heute mit international mehr als 15 Millionen verkauften Tonträgern als einer von Frankreichs Exportschlagern und als "Botschafterin des französischen Chansons". Das nötige Durchsetzungsvermögen bringt sie als jüngstes von sieben Geschwistern von zu Hause mit. Schon mit acht Jahren sang die am 5. Dezember 1966 im lothringischen Forbach geborene und in Stiring-Wendel aufgewachsene Tochter einer deutschen Hausfrau und eines französischen Bergarbeiters auf Nachwuchswettbewerben "Lili Marleen". Mit 13 trat sie regelmäßig im Saarbrücker Club "Rumpelkammer" auf, wo sie lernte, sich durchzusetzen und sich Gehör zu verschaffen.

Französisches Nationalsymbol mit Bundesverdienstkreuz

Ihren Durchbruch verdankt Kaas dem Titel vom gleichnamigen Album "Mademoiselle chante le Blues", das 1988 erschien und sich innerhalb weniger Monate 1,4 Millionen Mal verkaufte. Bereits ihre zweite Platte "Scéne de vie" führte sie auf Welttournee nach Moskau, Leningrad, Tokio und Kanada. Ihre Hits singt die zweisprachige Französin auf Englisch, Französisch und Deutsch. Sie ist bereits mit Größen wie Yves Montand, Charles Aznavour, Pavarotti und Plácido Domingo gesungen aufgetreten, begleitet von Orchestern wie dem Hannover Pops Orchestra des NDR oder den Wiener Philharmonikern. 2003 verlieh ihr Bundespräsident Johannes Rau wegen ihres Einsatzes für die deutsch-französische Freundschaft das Bundesverdienstkreuz.

Interview
Die französische Chansonsängerin Patricia Kaas 2005 © Sony BMG

"Ich möchte in das Lied hineinschlüpfen"

Mit Patricia Kaas schickt Frankreich in diesem Jahr einen Superstar zum ESC. Im Interview mit eurovision.de erzählt sie, wie sie sich ihre Bühnenshow vorstellt. mehr

Fast nach jeder Tournee erscheint ein Live-Album der zierlichen Sängerin, die wegen ihres gewaltigen Stimmpotenzials, ihrer einfachen Herkunft, ihres Charismas und ihres Erfolges beim Chanson gerne mit Edith Piaf verglichen wird. Vielleicht hat Regisseur Claude Lelouch, der das Leben der Piaf 1983 verfilmte, ihr deshalb den Part der Klavierspielerin an der Seite von Jeremy Irons in "And Now Ladies And Gentlemen" (2002) angeboten. Die Rolle blieb ihr einziger Ausflug ins Schauspielfach. Erfolgreicher ist sie als (schönes) Vorbild: 1999 landete sie bei der "Marianne", der Wahl zum französischen Nationalsymbol, knapp hinter dem Topmodel Laetitia Casta.

Botschafterin für Frankreich beim ESC

Im Mai 2009 vertrat die Diva in Moskau zum ersten Mal beim Eurovision Song Contest ihr Land, wo sie vor einem Millionenpublikum "S'il fallait le faire" zum Besten gab und immerhin auf dem achten Platz landete. Der Titel ist ihrem achten Studioalbum "Kabaret" entnommen, das im Februar 2009 veröffentlicht wurde - eine Hommage an die Musik der 1930er Jahre und an Kaas‘ Idole wie Marlene Dietrich und Greta Garbo. Ein weiteres Lied der Platte, "Une dernière fois" (deutsch: Ein letztes Mal) ist eine Reverenz an die eigene Mutter, die Kaas bereits im Alter von 20 Jahren verlor. Der Todestag der Mutter fällt mit dem Auftritt der Sängerin beim ESC zusammen. Bislang hat sie es immer abgelehnt, am 16. Mai aufzutreten oder zu singen. Doch in diesem Jahr hat sie es gemacht. "Ich glaube, es bringt mir Glück", so Kaas im Interview mit eurovision.de. Doch leider erreichte die Sängerin nur den achten Grand-Prix-Platz.

Nach einigen Jahren in Zürich lebt die 42-jährige Sängerin mit ihrer Malteser-Hündin Tequila abwechselnd bei Avignon und in einer Pariser Wohnung gegenüber des Elysée-Palastes, dem Amtssitz von Präsident Nikolas Sarkozy. Sie ist mit Yannick Alléno, einen Pariser Drei-Sterne-Koch, liiert. Allerdings ist Kaas, wie sie selbst sagt, "keine große Feinschmeckerin". Zeit zum Schlemmen dürfte sie kaum haben - die nächste Welttournee nach dem Auftritt beim Grand Prix steht vor der Tür.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 16.05.2009 | 21:00 Uhr

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