Sendedatum: 14.02.2013 20:15 Uhr

Saint Lu: "Ich bin nicht im Voraus nervös"

Saint Lu hat nicht nur eine große Stimme, sondern auch eine große Persönlichkeit. Im Interview erzählt die Teilnehmerin von "Unser Song für Malmö", dass sie nicht nervös ist, wenn sie an den deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest denkt, wie sie sich von den anderen Kandidaten abhebt und was ihr musikalisches Schaffen beeinflusst.

Du bist in Österreich geboren. Werden deine Freunde und Familie mit dir meckern, falls du Deutschland beim Eurovision Song Contest vertrittst?

Saint Lu: (lacht) Ja, das dachte ich auch, dass es schwierig wird. Aber es ist doch eher so, dass sie sich freuen. Sie sagen: 'Ja, jetzt haben wir zwei Chancen!'. Und meine Familie freut sich natürlich für mich.

Seit 2007 lebst du in Berlin. Ist das inzwischen deine gefühlte Heimat geworden?

Saint Lu: Ich bin ja generell nicht so ortsbezogen. Aber Berlin war der erste Ort, wo ich aus dem Zug ausgestiegen bin und dachte: Yes, das mag ich hier.

In Berlin arbeitest Du unter anderem mit dem Produzenten Patrik Majer zusammen, der u.a. Wir sind Helden, Nina Hagen oder die Lemonbabies produziert hat. Wie funktioniert die Zusammenarbeit bei euch?

Saint Lu: Ich komme mit meinen schrottigen Demos zu ihm (lacht), die ich in meiner Wohnung aufgenommen habe, egal wo und mit was. Manchmal nur Stimme, manchmal singe ich schon die Harmonien dazu oder kloppe den Beat auf irgendeinen Schrank, der gerade herumsteht.

Schreibst du alle deine Text selber oder hast du auch mit anderen Songwritern gearbeitet?

Saint Lu: Ich schreibe hauptsächlich selber, aber für meine neue Platte bin ich ganz viel herumgefahren: Ich war in London, in L.A. und hab da mit verschiedenen tollen Leuten geschrieben. Stefan Skarbek (Songwriter und Producer u.a. Amy Winehouse, Seal, Lily Allen, Anmerk. d. Redaktioin) zum Beispiel und Linda Perry (4 Non Blondes, Anmerk. d. Redaktion). Das war super krass. Für mich war das ganz toll.

Den US-amerikanischen Einfluss hört man sehr stark in deiner Musik heraus. Arbeitest Du gerne mit Musikern von dort zusammen?

Saint Lu: Tatsächlich ja. Beim Songschreiben habe ich das gemerkt, dass es mir sehr leicht gefallen ist, mit Leuten aus den USA zu schreiben. Weil mir das am nächsten liegt, was das Songwriting betrifft. Ich habe versucht Popeinflüsse mit diesem ganz klassischen Blues-Songwriting zu verbinden. Und das Ganze dann aber auf eine Art aufzunehmen, die wiederum nicht dem klassischen Blues-Songwriting entspricht, sodass es sich verwandelt und etwas Neues daraus entsteht. Ich mag viele der afroamerikanischen Songwriter.

Welche Musiker sind es genau, die dich geprägt haben?

Saint Lu: Ich habe viele ältere Schwestern und die haben sehr viel dieses 60s-, 70s-Zeug gehört: Rock, Janis Joplin, Jimmy Hendrix und so Motown-Zeug. Das hat mich natürlich auch sehr beeinflusst. Das sind coole Einflüsse, die ich gut finde. Und vieles von meinen Musikern, mit denen ich arbeite. In letzter Zeit mache ich so viel Musik, ich höre recht wenig (lacht).

Die Songs auf der neuen Platte handeln von Dingen, die dir alle selbst passiert sind. Was ist die Story hinter "Craving"?

Saint Lu: Es geht da um eine unangenehme Beziehung, die ich hatte. Dafür hat sie mir viel Stoff zum Schreiben gegeben. Kurz zusammengefasst geht es um Verlangen, um die Sucht nach etwas oder jemandem, der einem nicht gut tut. Egal ob es jetzt Drogen, Alkohol oder eine Person ist. Man weiß: Oh, das ist nicht gut für mich. Mach das nicht, dir wird es schlecht gehen danach. Aber manchmal kann man einfach nicht anders, als dem nachzugehen.

Warum hast du diesen Song ausgewählt?

Saint Lu: Weil er mir sehr gut gefällt. Ich dachte der Song passt am besten, weil er so viele verschiedene Facetten hat - total mystisch am Anfang, dann geht er im Refrain auf und zum Schluss hat er einen ganz, ganz melancholischen Teil. Er zeigt also viel von mir als Künstlerin, glaube ich. Und das in nur einem Song.

Unsere User sind sich sehr einig darüber, dass du musikalisch topfit bist. Es kam aber die Frage auf, ob du dich mit dem Rock-Genre in der ESC-Gemeinde durchsetzen kannst. Was sind deine Argumente dafür?

Saint Lu: Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt, welches Genre es ist. Ich glaube wirklich es geht um den Song und das, was man dort performt. Also ich fühle mich sehr wohl, dass ich bei dieser Show auftrete, weil es keinen anderen gibt, der in direkter Konkurrenz zu mir steht. Ich hab das Gefühl ich bin da allein - und dann gibt es ein paar Dance-Acts und ein paar Deutsch-Pop-Sachen. Das finde ich cool.

Bist du schon ein wenig nervös? Wie bereitest du dich vor?

Saint Lu: Nee. Ich bin generell im Voraus nicht so nervös. Ich bin dann nervös, wenn ich da bin. Und wenn ich auf die Bühne geh, ist es auch gleich wieder weg. Naja und den Song kann ich ja (lacht). Ich überlege mir was zum Bühnenauftritt. Ich habe da eine coole Idee und hoffe, wir können sie umsetzen.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.02.2013 | 20:15 Uhr