Blick vom Hafen auf bunte Häuser in Bristol © picture alliance / empics | Ben Birchall Foto: Ben Birchall

Auch Bristol hat Interesse an ESC-Ausrichtung 2023

Stand: 18.07.2022 11:05 Uhr

Obwohl die ukrainische Band Kalush Orchestra den ESC 2022 gewonnen hat, wird die Urkraine aufgrund des Krieges den Wettbewerb im kommenden Jahr nicht ausrichten. Als Favorit gilt nun der Zweitplatzierte Großbritannien (UK).

Mitte Juni hatte die Europäischen Rundfunkunion (EBU) angekündigt, dass der Eurovision Song Contest 2023 nach dem Sieg des Kalush Orchestras in Turin nicht in der Ukraine stattfindet. Gleichzeitig hat sie Gespräche mit der BBC in Aussicht gestellt. Dass die Show nun wirklich in Großbritannien (UK) landen soll, ist derzeit zwar noch nicht offiziell - aber sehr wahrscheinlich. Aus mehreren Städten wurden schon Stimmen laut, den ESC ausrichten zu wollen. Darunter sind sowohl einige in England als auch in Schottland, Wales und Nordirland vertreten. In ganz Großbritannien (UK) gibt es zahlreiche Städte, die die EBU-Anforderungen für einen ESC erfüllen. Dazu zählen etwa eine Halle mit mehr als 10.000 Zuschauern, die Nähe zu einem internationalen Flughafen und genügend Hotelkapazitäten.

Bristol: Stadt der Zuflucht

"We've got the Space, Man!" - Mit dieser Anspielung auf den Song des diesjährigen ESC-Zweitplatzierten Sam Ryder hat der Bürgermeister von Bristol, Marvin Rees, die Stadt offiziell ins Rennen um die Gastgeberschaft 2023 geschickt. Wichtig sei ihm vor allem, dass der Sieg der Ukraine gewürdigt werde und diejenigen, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen, in den Mittelpunkt der Veranstaltung gestellt würden, heißt es in der Erklärung der Stadt. Mit den Brabazon Hangars, der zukünftigen Heimat der YTL Arena Bristol, verfügt die Stadt, die sich selbst als "City of Sanctuary" (Stadt der Zuflucht) bezeichnet, eine Arena mit 17.000 Sitzplätzen. Als eins der beliebtesten Reiseziele in Großbritannien (UK) erfüllt Bristol auch die Vorgaben der EBU hinsichtlich Hotels und Anbindung an internationale Flüge.

London: Mal wieder eine Hauptstadt?

Die Skyline von London bei Nacht. © NurPhoto | David Cliff Foto: David Cliff
London war bereits vier Mal Ausrichtungsort des Eurovision Song Contest.

Seit Lissabon 2018 fand der Eurovision Song Contest nicht mehr in der Hauptstadt eines Landes statt. Der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, hat zumindet am Tag der Absage an die Ukraine bereits angekündigt, dass die Londoner den ESC mit offenen Armen empfangen würden: "Wir sind bereit, einzuspringen und die Ukraine zu unterstützen, indem wir einen Wettbewerb veranstalten, der dem ukrainischen Volk Tribut zollt und ehrt und auch das Beste Großbritanniens feiert." London hätte gleich mehrere mögliche Arenen. Die größte, The O2 Arena, ist allerdings für den Mai schon gut gebucht - unter anderem durch ein Konzert der ESC-Sieger von 2021, Måneskin. Eine Alternative wäre die schon 1934 eröffnete traditionsreiche Wembley Arena. Dort fanden bereits diverse Sportwettkämpfe statt. Schon The Beatles und Abba sind in der Halle aufgetreten. Außerdem wären hier weniger Veranstaltungen im April / Mai 2023 bereits geplant. Allerdings hat die BBC schon in der Vergangenheit ESC-Shows oft in andere Städte vergeben. Nur vier von acht Mal fand ein britischer Eurovision Song Contest in London statt.

Sam Ryder (Großbritannien) läuft mit der Landesflagge über die Bühne in Turin. © eurovision.tv/EBU Foto: Corinne Cumming
AUDIO: Podcast ESC Update: Springt Großbritannien (UK) für die Ukraine ein? (59 Min)

Glasgow: Von der Filmkulisse zur Wirklichkeit?

The OVO Hydro, eine Mehrzweckhalle im schottischen Glasgow (noch unter dem Namen SSE Hydro) bei Nacht. © picture alliance Foto: Sandy Young
Das OVO Hydro hätte genügend Kapazitäten für den ESC.

2020, im Jahr des Corona-bedingt ausgefallen ESC, veröffentlichte der Streaming-Anbieter Netflix mit "The Story Of Fire Saga" eine Komödie von Will Ferrell, die vor dem Hintergrund des Musik-Wettbewerbs spielt. Die Handlung war bei einem fiktiven ESC in Edinburgh angesiedelt. Als Drehort für die Arena dienten aber einerseits die reale ESC-Bühne von Tel Aviv 2019, andererseits die Mehrzweckhalle OVO Hydro in Glasgow. Genau die zählt nun zu den Mitfavoriten auf den ESC 2023. Das OVO Hydro (ehemals SSE Hydro) liegt im Scottish Event Campus am Ufer des Flusses Clyde. Dieser Campus richtete etwa auch die UN-Klimakonferenz 2021 aus. Er umfasst noch weitere Hallen, die 2023 etwa Pressezentrum oder sogar Euroclub beherbergen könnten.

Auch Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon schlug sofort Glasgow als Austragungsstadt vor. Die Chancen für einen ESC dort dürften höher sein als etwa bei den anderen schottischen Interessenten Aberdeen und der Hauptstadt Edinburgh. Auch wenn Edinburgh bereits 1972 ESC-Stadt war und gleichzeitig Partnerstadt von Kiew ist, gibt es keine wirklich passende Halle. Im Royal Highland Centre, direkt am Flughafen der Stadt, finden normalerweise eher Messen und Motorsport-Events als Konzerte statt.

Manchester: Hier schlägt das ESC-Herz Großbritanniens

Ein Konzert in der AO Arena in Manchester. © picture alliance Foto: Myles Wright
Die Arena in Manchester ist die größte Indoor-Arena in Großbritannien (UK) - und die zweitgrößte in Europa.

Anfang des Jahres verlegte die BBC ihr ESC-Team in die MediaCityUK, ein Gewerbekomplex in Salford, direkt an der Stadtgrenze zu Manchester. Die Punktevergabe für den ESC 2022 wurde von dort aus gesendet, schon der Vorentscheid "Eurovision 2019: You decide" fand erstmals im Norden Englands statt. Nun, da Manchester für die BBC zur ESC-Heimat geworden ist, könnte natürlich auch die nächste ESC-Show von dort übertragen werden. Dafür spricht auch die Halle. Die AO Arena liegt zentral am Bahnhof Manchester Victoria am nördlichen Ende der Innenstadt. Mit einem Fassungsvermögen von 21.000 Zuschauern ist die AO Arena die größte Halle Großbritanniens. Der Manchester Airport wird vielfach - auch aus deutschen Städten - angeflogen.

Birmingham: Zum zweiten Mal in Folge ESC-Stadt?

Guildo Horn beim Eurovision Song Contest 1998. Er belegt den 7. Platz. © picture alliance Foto: PA Jones
In Birmingham kletterte Guildo Horn nicht nur auf der ESC-Bühne - sondern auch auf Platz sieben.

Zwischen Manchester und London liegt Birmingham, die zweitgrößte Stadt Großbritanniens. In der National Indoor Arena wurde 1998 der bislang letzte ESC auf britischem Boden ausgetragen. Für Deutschland startete Guildo Horn, Siegerin Dana International aus Israel sang sich in die Geschichtsbücher. Die Resorts World Arena hat eine ähnlich hohe Kapazität und hat nach Informationen der "Birmingham Mail" bereits Termine, die mit einer möglichen ESC-Austragung kollidieren würden, abgesagt. Auf der Webseite findet man aktuell allerdings noch zwei Veranstaltungen, die Ende April / Anfang Mai geplant sind. Ian Ward, Vorsitzender des Stadtrats, sagt, der ESC sei ein ikonisches Ereignis und wäre eine große Ehre für die Stadt. Er verweist auf ein Konzert für die Ukraine im März in der Arena, an dem auch Jamala teilgenommen hat und unterstreicht, dass auch Birmingham der Ukraine großen Raum geben werde.

Mehrere Städte schlagen Fußballstadion vor

Um die EBU-Anforderungen zu erfüllen, gibt es jedes Jahr auch Städte, die für die ESC-Ausrichtung keine Halle, sondern ein Stadion vorschlagen. Bislang haben aber erst zweimal Fußballarenen den Zuschlag bekommen: 2001 in Kopenhagen und 2011 in Düsseldorf. Dieses Jahr versuchen es Wolverhampton, Sunderland und Cardiff, wobei die walisische Hauptstadt mit der Kapazität des Principality Stadium von 70.000 Zuschauern jeden vorhergehenden ESC in dieser Hinsicht überbieten würde. Geeignete Hallen für den ESC gibt es außerdem im nordirischen Belfast und den englischen Städten Leeds, Liverpool und Sheffield.

Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 30.07.2022 | 19:05 Uhr

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