Stand: 29.05.2018 13:51 Uhr

Jürgen Marcus ist tot

Schlagersänger Jürgen Marcus - eine Aufnahme aus dem Jahr 1977. © dpa-Bildfunk Foto: Dieter Klar/dpa
So haben ihn viele in Erinnerung: Jürgen Marcus als junger Schlagersänger.

Viele deutsche Schlagerstars der 1970er-Jahre mieden den ESC lieber: Das Eurovisionsfestival galt nicht gerade als cool oder als karriereförderlich, auch wenn Katja Ebstein oder Mary Roos erst durch ihre Auftritte beim Grand Prix Eurovision richtig groß werden konnten. Jürgen Marcus aber träumte schon früh von einem Auftritt beim Grand Prix. In Herne geboren, mitten im Ruhrpott, lernte zunächst den Beruf des Schlossers, ehe er sich ganz seiner Leidenschaft verschrieb: dem Dasein auf der Bühne und dem Gesang. Nach schwerer Krankheit starb der Schlagerstar am 17. Mai 2018 im Alter von 69 Jahren.

Mit "Ein Festival der Liebe" wurde Jürgen Marcus zum Star

Seine Karriere hatte früh begonnen: Als Teenager bekam er 1969 eine Rolle in dem Hippie-Musical "Hair" und fiel durch voluminösen Gesang auf. Jürgen Beumer, so sein bürgerlicher Name, kam danach unter die Fittiche des megaerfolgreichen Produzenten Jack White und wurde mit Liedern wie "Ein Festival der Liebe" und "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" zu einem der größten Stars der an Sternen nicht armen deutschen Schlagerszene. Sein Stil: opulente, fast opernhaft aufgeföhnte Lieder, die er körperlich mit dirigentenhaften Bewegungen zu untermalen wusste.

Grand Prix - der große Traum

Schlagersänger Jürgen Marcus stellt Anfang Februar 1975 beim Vorentscheid zum Grand Prix beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt seinen Titel "Ein Lied geht um die Welt" vor. © picture alliance/dpa Foto: Heinz Wieseler
Jürgen Marcus scheiterte 1975 beim deutschen Vorentscheid.

Seine größte Liebe in seinem Berufsfeld aber war der ESC, der Grand Prix Eurovision de la Chanson, wie er damals in Deutschland genannt wurde. Das Event, das über die eigenen Landesgrenzen hinauswies: Das war sein Ding. Jürgen Marcus wollte unbedingt teilnehmen, aber er scheiterte 1974 mit "Grand Prix d'Amour" in einer internen Auswahl. Auch 1975 mit dem Jack White/Fred Jay-Titel "Ein Lied zieht hinaus in die Welt" schaffte er es nicht.

ESC 1976: Enttäuschender 14. Platz für Luxemburg

Seine Rettung kam im Jahr 1976, als Luxemburgs Sender RTL ihn als Kandidaten für den ESC in Den Haag nominierte. Der Song: "Chansons pour ceux qui s'aiment". Es war fast eine Kopie des gescheiterten deutschen Vorentscheidungstitels von 1975, ein pompöses, durchaus in die Zeit passendes Stück Überwältigungs- und Weltumarmungs-Pop. Für Jürgen Marcus wurde der Traum von der europäischen Bühne endlich wahr. Und doch reichte es nur für einen enttäuschenden 14. Platz. Besonders schmerzte ihn, dass die Jury der ARD ihm keinen einzigen Punkt gab.

Als Sänger gefragt

18.10.2007, Sachsen, Riesa: Der Sänger Jürgen Marcus tritt bei der 12. "Stargala zugunsten der Deutschen Welthungerhilf" auf. © dpa-Bildfunk Foto: Jens Kalaene
Ein Auftritt aus dem Jahr 2007 - zuletzt konnte Jürgen Marcus nicht mehr öffentlich singen.

Seine Karriere an der Spitze des "German Pop" neigte sich aber ohnehin dem Ende entgegen. Lieder, wie sie Jack White und Fred Jay ihm schrieben, waren aus der Mode gekommen. Jürgen Marcus hatte danach nie wieder einen Hit, war aber als Sänger für Betriebsfeste und Galas stets gut gefragt. 1991 gehörte er zu den wenigen Künstlern in seiner Branche, die sich als schwul outeten. Insofern darf man sagen: Jürgen Marcus war so eurovisionsverrückt wie viele andere homosexuelle Männer schon in Kindertagen. Das ehrt ihn, das wird ihn weiter ehren.

Krankheit raubte Jürgen Marcus alle Energie

Der Sänger litt schon länger an einer Lungenkrankheit. Sein Lebensgefährte und Manager Nikolaus Fischer gab vor einem Jahr bekannt, dass er auf keinen Fall mehr öffentlich auftreten könne. Mitte Mai starb sein Liebster an den Folgen dieser Erkrankung. "Schweren Herzens gebe ich bekannt, dass Jürgen Marcus den Kampf gegen die chronische Lungenkrankheit COPD verloren hat", sagte er. Jürgen Marcus liebte den ESC wie kaum ein Zweiter in seiner Branche. Er ruhe in Frieden.

Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 30.06.2018 | 19:05 Uhr

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