Swing-Sänger Roger Cicero 2007 © Warner

Roger Cicero: Erinnerungen an den Swing-Star

Stand: 26.06.2023 15:23 Uhr

Es gibt Nachrichten, die scheinen unwirklich - und beim besten Willen nicht greifbar. Die Nachricht vom Tod Roger Ciceros war so eine. Am 24. März 2016 starb er überraschend an den Folgen eines Hirnschlags.

Roger Cicero, der beim ESC in Helsinki mit dem Song "Frauen regier'n die Welt" angetreten war, wurde nur 45 Jahre alt. Dabei lebte er sehr gesund - kein Alkohol, keine Zigaretten. Stattdessen stand bei ihm als Ausgleich für seinen vollen Terminkalender und den stressigen Alltag viel Yoga auf dem Programm.

Hommage an Vater und Sohn

Im Dokumentarfilm "Cicero - zwei Leben, eine Bühne" hat Katharina Rinderle zusammen mit Regisseur Kai Wessel und Editorin Tina Freitag etliche Wegbegleiter und Familienangehörige gesucht und gefunden, die die Familien- und Karrieregeschichten von Roger Cicero und seinem Vater, dem berühmten Jazz-Pianisten Eugen Cicero, erzählen. Neben den Filmsequenzen gibt es eine Fülle von Archivaufnahmen aus den Leben beider Musiker, Fotos aus den Familienalben und natürlich die Musik der beiden - all das auf sehr sensible Art miteinander verwoben.

Nach Erschöpfung neue Pläne

Vor Ciceros Tod stand eine Tournee unmittelbar bevor. Gerade hatte er sich von einem akuten Erschöpfungssyndrom erholt, aufgrund dessen er Ende 2015 kurzfristig sämtliche Termine abgesagt hatte. Damals hatten ihn das Einsingen seines Albums "The Roger Cicero Jazz Experience" und die parallel laufenden Auftritte mit Sinatra-Songs, die in dem Album "Cicero Sings Sinatra - Live in Hamburg" mündeten, ausgelaugt. Von Journalisten Anfang 2016 gefragt, ob er sich womöglich zu früh zu viel zumute, antwortete er lachend, dass es ihm hervorragend gehe.

Porträt
Roger Cicero tritt in Helsinki auf und belegt den 19. Platz © dpa Foto: Seppo Sirkka epa

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Schicksal vorhergesehen?

Roger Cicero im Porträt © aor-labelgroup/dpa
Roger Cicero hat sich selten geschont und immer an vielen Projekten gleichzeitig gearbeitet.

Nur wenig später erlitt er einen Hirnschlag, fiel ins Koma und starb noch am selben Tag. In manchem seiner Lieder schwang der Tod bereits mit - etwa in dem 2011 erschienenen "In diesem Moment" oder in "Wenn es morgen schon zu Ende wär'" von seinem letzten Studioalbum, in dem der Refrain endet mit "dann leb ich heute nur 'n kleines bisschen mehr." Auch Roger Ciceros Vater Eugen Cicero starb früh. Im Alter von 57 Jahren erlitt er einen Schlaganfall, Roger fand ihn leblos im Schlafzimmer. "Ich glaube, dass er immer damit gerechnet hat, dass ihn das gleiche Schicksal ereilen könnte", erklärt sein Poduzent Roland Spremberg. Was seine Arbeit und seine Musik anging, hat sich Cicero offenbar nie geschont. "Immer ganz viele Pläne, drei Platten auf einmal und das nächste Projekt schon in der Planung", so Spremberg.

Womöglich kam seine Musik zu früh für den ESC

Seine ESC-Teilnahme 2007 in Helsinki ist Fans noch immer gut in Erinnerung. Mit seiner charmanten Swing-Nummer "Frauen regier'n die Welt" konnte er zunächst das deutsche Publikum beim Vorentscheid im Hamburger Schauspielhaus für sich begeistern. Mit über 50 Prozent der Stimmen löste er sein Ticket nach Finnland und ließ seine Konkurrenz weit hinter sich. Dabei hatte er sich selbst - sehr bescheiden - nur eine Außenseiterchance eingeräumt. Beim Finale in Helsinki erreichte er nur einen abgeschlagenen 19. Platz. Vielleicht war er seiner Zeit ein wenig voraus, vermutet ESC-Experte Jan Feddersen. In seinen Augen hätte er mehr verdient gehabt.

Was bleibt, ist eine nicht zu schließende Lücke

Ciceros ESC-Beitrag "Frauen regier'n die Welt" zählt zu jenen seiner besten Stücke, die sich auf dem Best-of-Album "Glück ist leicht - Das Beste von 2006 - 2016", das ein Jahr nach seinem Tod erschien, befinden. Auch andere bekannte Songs wie "Ich atme ein" und "Murphys Gesetz" sind darauf und auch die bewegende Ballade "Ich hätt' so gern noch Tschüss gesagt", die Roger Cicero einst für seinen Vater geschrieben hat. Das Album erinnert an einen Künstler, der nicht nur in seinem Fach, sondern auch als Mensch eine Ausnahmeerscheinung war. Dessen mitreißendes, strahlendes Lächeln und dessen herzliche Art ansteckend waren. Und dessen Tod eine nicht zu schließende Lücke in die deutsche Musiklandschaft gerissen hat.

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Eugen Cicero (l) und Roger Cicero in einer Szene des Films «Cicero - Zwei Leben, eine Bühne» © picture alliance/dpa/Weltkino Filmverleih | Alexander Heil Foto: Alexander Heil

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | 24.06.2022 | 22:40 Uhr

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