Stand: 14.03.2009 17:38 Uhr

"Ich habe vieles nicht richtig gemacht"

Sakis Rouvas Live in Berlin  Foto: Marco Maas
Vorgeschmack auf Moskau: Sakis Rouvas bei seinem umjubelten Auftritt in Berlin.

Berlin auf dem Messegelände am Funkturm, es wird die Internationale Tourismusbörse gegeben, in Halle 2.2 hat Griechenland ein Dorf mit Informationsständen aufgebaut. Zu dieser Mittagsstunde spielt die Musik aber nicht dort, sondern auf der Bühne, vor der sich etwa 200 Frauen unterschiedlicher Jugendlichkeit platziert haben - dazu einige Männer, ein Fernsehteam aus Griechenland und Fotografen. Eine Frau wirft von der Bühne T-Shirts ins Publikum, aufgedruckt auf ihnen das Konterfei jenes Mannes, der offenbar heiß ersehnt wird. Um 12.41 Uhr ist es endlich soweit: Sakis Rouvas, Jahrgang 1972, geboren auf der Insel Korfu, ehemaliger Leistungssportler, betritt die Bühne - ein kleiner Mann, der auf dem Bildschirm viel mächtiger aussieht, man sieht ihm seine einstige Kunstturnerfigur noch an, schmal der Körper, gelenkig, so stellt sich bei seiner Performance heraus, seine Bewegungen. Im Anschluss haben wir ihn zum Interview getroffen.

eurovision.de: Herr Rouvas, Sie erwähnten Ihren Ausflug nach Moskau zur Eurovision mehrmals. Sind Sie allmählich nervös?

Sakis Rouvas: Es packt mich wirklich langsam ein Fieber, das ich schon kenne. Diese Tage fühlen sich an wie jene Zeit vor der Eurovision in Istanbul, als ich nicht wusste, wie ich mit "Shake It!" abschneiden würde.

eurovision.de: Sie waren nicht von Ihrem dritten Platz überrascht - Sie galten immerhin als Favorit?

Sakis Rouvas: Ach, es ist das eine, was die Leute in der Heimat sagen - und das andere, was man dann an Punkten erhält. Ich war so glücklich über den dritten Platz - und in Griechenland wurde ich wie ein Held gefeiert.

eurovision.de: Was treibt Sie denn, es abermals mit der Eurovision zu versuchen?

Porträt
Sakis Rouvas für Griechenland im Finale des ESC 2009 © NDR Foto: Rolf Klatt

Griechenland: Sakis Rouvas

Der griechische Superstar war schon zum zweiten Mal beim ESC. Mit dem Popsong "This Is Our Night" schaffte er es am Ende auf Platz sieben. mehr

Sakis Rouvas: Das, was mein Titel sagt: Ein Song über die Nacht der Nächte. Über die Kraft, die in uns wohnt. Eine Kraft, die wir spüren können, wenn wir etwas wirklich erreichen wollen.

eurovision.de: Einen noch besseren Platz als vor fünf Jahren?

Sakis Rouvas: Das kann man sich allenfalls ganz im Geheimen wünschen. Wenn mir meine Performance gelingt, wird es für mich die Nacht aller Nächte …

eurovision.de: … unabhängig vom Resultat?

Sakis Rouvas: Ja, so würde ich das sehen. Ich meine, wer zur Eurovision fährt und sagt, die Platzierung sei ihm einerlei, sagt nicht die Wahrheit. Ich hatte einen dritten Platz, aber ich habe damals auch vieles nicht richtig gemacht.

eurovision.de: Was denn?

Sakis Rouvas: Vielleicht wirkte meine Vorstellung mit "Shake It!" etwas überdreht. Außerdem fühlte ich mich so vom Lampenfieber gepackt, dass ich nicht merkte, wie sehr bei unserem Lied alles ein wenig unruhig zu wirken schien. Aber das konnte ich erst einige Zeit nach der Eurovision in Istanbul sehen.

eurovision.de: Ist "This Is The Night" nicht allein deshalb schon favorisiert, es ins Finale zu schaffen, weil Sie offenbar keine Angst vor dem Mikrofon haben?

Sakis Rouvas: Angst, da haben Sie recht, die empfinde ich nicht, aber Lampenfieber. Ein Künstler, der kein Lampenfieber verspürt, bringt keine Gefühle rüber.

eurovision.de: Ehrt es Sie, als der griechische Robbie Williams bezeichnet zu werden?

Sakis Rouvas: Ach, das sind Floskeln, die bestimmt gut gemeint sind. Ich mache meine Show, ich versuche, die Menschen gut zu unterhalten, ihnen zu zeigen, wer ich bin, was ich spüre, welche Gefühle in meinen Liedern stecken.

eurovision.de: Welche griechische Eurovisionslied ist Ihnen - außer den eigenen - am liebsten?

Sakis Rouvas: Das von Helena Paparizou, "My Number One".

eurovision.de: Ihr Lied "Shake It!" wurde 2004 von manchen in Griechenland kritisiert, weil es nicht griechisch genug klänge. Empfanden Sie das auch so?

Sakis Rouvas: Was ist schon griechisch? Es geht nicht alles mit Bouzouki, mit Folklore und Volksliedern. Ich bin international orientiert, wie die meisten in meinem Land. Folklore ist nicht sehr populär heute in Griechenland - und ich war immer ein Mann, der sich auch von anderen musikalischen Einflüssen beeindrucken lassen hat. Da sage ich nur: "Shake It"! Nicht nur das gut finden, was man früher gut fand.

eurovision.de: Ist "This Is The Night" ein Titel, der für europäisch gestimmte Ohren geschrieben wurde?

Sakis Rouvas: Nein, auf keinen Fall. Es ist ein Titel, der zeigt, wie europäisch Griechenland längst geworden ist. Wir gucken nach Europa - und zur Nacht der Nächte. Ich würde mich freuen, wenn Deutschland für mich stimmen würde.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 16.05.2009 | 21:00 Uhr

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