Stand: 02.06.2015 19:27 Uhr

Måns Zelmerlöw: "Ich würde den Song Contest moderieren"

Måns Zelmerlöw auf der Pressekonferenz. © NDR Foto: Rolf Klatt
Ist mit 28 Jahren Sieger des ESC in Wien geworden: Måns Zelmerlöw.

Vor wenigen Tagen hat er beim ESC-Finale in Wien den Auftritt seines Lebens gehabt und den 60. Eurovision Song Contest gewonnen: Måns Zelmerlöw. Der Schwede erzählt uns, was sich während der spannenden Voting-Phase in ihm abgespielt hat, welche Träume er für die Zukunft hat und wie der nächste Song Contest in Schweden aussehen könnte.

Herzlichen Glückwunsch zum Sieg in Wien!

Måns Zelmerlöw: (auf Deutsch!) Vielen Dank. (Weiter auf Englisch) Ich hatte in Wien so tolle Erlebnisse! Es war so chaotisch in den letzten Tagen. Es passiert gerade so viel, es öffnen sich so viele Türen. Und es gibt so viele Feiern!

Wie laufen denn die Hochzeitsvorbereitungen mit Conchita? Auf der Siegerpressekonferenz beim Finale hast du im Scherz gesagt, ihr würdet im Juni heiraten wollen.

Måns: (lacht) Es läuft nicht sehr gut. Wir haben noch nach der Show auf einen Jägermeister darüber gesprochen. Aber leider konnten wir keinen gemeinsamen Termin in unseren Kalendern für unsere Hochzeit finden.

Um wie viele Jahre bist du in der Voting-Phase gealtert, bei der du mit der Russin Polina Gagarina ein Kopf-an-Kopf-Rennen hattest?

Måns: Erst einmal gar nicht. Ich hatte vor der Show beschlossen, dass ich nicht gewinnen werde. Als ich nach dem Auftritt von "Heroes" von der Bühne gestiegen bin, habe ich gedacht: "Jetzt habe ich alles getan, was ich tun konnte. Alles, was jetzt kommt, ist okay." Ich war davon überzeugt, dass Polina gewinnen wird. Als das Voting losging, sah ich, dass sie 20 Punkte Vorsprung hat und dachte, ein zweiter oder dritter Platz wäre toll. Aber als wir zum ersten Mal Russland in den Punktewertungen überholt haben und die ganze Arena skandiert hat "Schweden! Schweden!", war das einer der unglaublichsten Momente meines Lebens. Das war der Zeitpunkt, an dem ich dachte, der Sieg könnte wahr werden. Da bin ich um ein paar Jahre gealtert, als die Zwölf-Punkte-Wertungen sich häuften und ich wusste: "Yeah, wir haben gewonnen!"

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Måns Zelmerlöw auf der ESC-Bühne in Wien. © NDR Foto: Rolf Klatt
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Hast du Polina danach sprechen können?

Måns: Nein, alles war danach so intensiv, die anschließende Pressekonferenz ging bis vier Uhr morgens. Ich hatte kaum Zeit für etwas anderes.

Dann hast du die deutsche Teilnehmerin Ann Sophie auch nicht treffen können ...

Måns: Nein, aber wir haben gesimst. Sie hat einen tollen Job in Wien gemacht. Und ich finde gut, wie sie danach mit ihrer Situation umgegangen ist. Auch das "Zeroes"-Video, das sie gedreht hat. Und ihre Aussage, dass es besser ist, Letzter zu werden, statt in der Mitte zu landen. Weil sich dann die Leute an einen erinnern.

Du engagierst dich für soziale Projekte in Afrika, arbeitest dort mit Schulen zusammen. Wie war die Reaktion der Schüler auf deinen ESC-Sieg?

Måns: Ich habe von meinen Schulen in Südafrika und in Kenia so tolle Glückwünsche erhalten. Ich habe fast geweint, als ich sie bekommen habe. Sie bedeuten mir so viel. Ich habe ihnen meinen Sieg gewidmet.

Dein fünftes Album erscheint diese Woche. Warum heißt es "Perfectly Damaged" (etwa: perfekt geschädigt)? Du bist doch jetzt ein Held!

Måns: Es heißt so, weil wir einen Song mit diesem Titel für dieses Album geschrieben haben. Es geht darum, dass niemand von uns perfekt ist. Wir haben alle unsere Narben, unsere Ungereimtheiten, aber wir sind perfekt in unserer eigenen Art. Ich habe in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit in den schwedischen Medien erhalten - positive wie negative. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen und damit zu leben. Ich fühle mich also perfectly damaged, also perfekt geschädigt, und dachte, das ist der perfekte Titel fürs Album.

Du bist schon lange ein Star in Schweden. Woher kam diese negative Presse?

Der schwedische Sänger und Moderator Måns Zelmerlöw mit seinem Hund namens Messi © Karin Törnblom/IBL
Sein Hund Messi, benannt nach dem Fußballer, gibt dem Sänger Kraft in schwierigen Zeiten.

Måns: Es fühlte sich so an, als wollten die Kritiker 2014 nicht, dass sich mein damaliges neues Album gut verkauft. Dass all die positive vorherige Berichterstattung verschwinden sollte. Dann gab es einen Skandal um einen meiner Fernsehauftritte, der zog immer größere Kreise. Ich wollte mich damals nur noch für zwei Monate in meinem Bett verkriechen und Gras über die Sache wachsen lassen.

Du meinst die Kochshow, bei der du angeblich schwulenfeindliche Kommentare gesagt hast?

Måns: Ja. Vermeintlich schwulenfeindliche Kommentare. Ich hatte eine echt bescheuerte Wortwahl ausgesucht und habe einen Ausdruck benutzt, der eine sehr negative Konnotation hat. Ich habe es wirklich nicht so böse gemeint. Ich bin immer ein großer Freund der LGBT-Gemeinschaft (Anm. d. Red.: engl. - Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender) gewesen und habe bei vielen schwul-lesbischen Pride-Events und Galas mitgewirkt, um zu zeigen, wo ich stehe. Ich glaube, dass Homosexualität genauso natürlich ist wie Heterosexualität. Es kam nur völlig falsch herüber. Ich wollte danach nur noch, dass die Diskussion aufhört. Aber die Kritiker haben nicht nachgelassen. Das war ein sehr großes Thema in Schweden.

In Österreich hat man dir jetzt zumindest ein Mini-Denkmal gesetzt: Du hast nun eine eigene Briefmarke. Wusstest du das?

Måns: Das ist so verrückt. Ich dachte zunächst, das sei ein Witz, als ich davon gehört habe. Aber ich dachte, wenn ich jemals eine Briefmarke kriege, dann in Schweden. Aber es ist noch lustiger, dass das nun in Österreich passiert.

Du bist auch bereits Ehrenbürger von Lund geworden, deiner Heimatstadt in Südschweden. Wie war der Empfang dort nach deiner Ankunft als ESC-Sieger?

Der schwedische Sänger und ESC-Sieger Måns Zelmerlöw bei einem Auftritt in seiner Heimatstadt Lund vor Publikum © EPA/ Stig-Ake Jonsson
Der Sieger Zelmerlöw wird bei seiner Ankunft in der Heimatstadt Lund als Held gefeiert.

Måns: Als ich zwei Tage nach meinem Sieg dorthin kam, haben dort 15.000 Leute auf dem Markplatz auf mich gewartet. Sie waren so glücklich, haben mich gefeiert und ich habe offiziell einen Baum geschenkt bekommen. Dann wurde ich zum Ehrenbürger ernannt.

Die Karawane des Song Contest dürfte nächstes Jahr aber nicht in Lund ankommen. Wo meinst du, könnte der ESC 2016 stattfinden? Medienberichten zufolge haben zwei große Arenen in schon Stockholm abgewunken, weil die dort beheimateten Fußballclubs für einen so langen Zeitraum nicht die eigene Arena nutzen könnten.

Måns: Echt? Was? Sie wollen nicht? Ich hätte gedacht, dass das in Stockholm stattfindet. Sie sind beim letzten Song Contest 2013 in Schweden ja leer ausgegangen und das würde großen Spaß machen, wenn der ESC in Stockholm stattfinden könnte. Ich glaube nicht, dass Göteborg den ESC ausrichten kann, weil die entsprechende Arena Scandinavium nicht so viel Technologie an der Decke verkraften kann. Dann wird es vielleicht wieder Malmö?

Da hat es 2013 großen Spaß gemacht. Der schwedische Delegationsleiter Christer Björkmann hat nach dem Finale in Wien angekündigt, dass der ESC 2016 eine "fucking entertaining show" werden wird. In welcher Form willst du dort mitwirken?

Måns: Das hängt natürlich davon ab, was der schwedische TV-Sender gern von mir möchte. Aber wenn sie mir anbieten würden, die Show zu moderieren, würde ich mich sehr geehrt fühlen. Das wäre eine einmalige Gelegenheit, ich würde es sehr gern machen.

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Måns Zelmerlöw freut sich über den Sieg. © NDR Foto: Rolf Klatt
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Wir wünschen uns, dass du mit dem Schauspieler Dolph Lundgren moderierst. Ihr habt gemeinsam schon einmal moderiert.

Måns: (lacht) Ja, hast du das Video gesehen, wo er mir vor dem ESC-Finale viel Glück wünscht? Von einem Held zum anderen, hat er da gesagt. Wir haben 2010 gemeinsam das schwedische Melodifestivalen moderiert. Eine Wiederholung würde echt Spaß machen.

Die Fans haben uns gebeten, dich zu fragen, wann du in Deutschland auftrittst. Vor Kurzem hast du im Interview gesagt, du würdest am liebsten in zwei Jahren in der O2-Arena in Berlin auftreten.

Måns: Das wäre ein Traum. Ich liebe Deutschland, bin schon so oft hier gewesen. Ich will auch gern mein Deutsch verbessern. Die O2-Arena in Berlin wäre toll, auch die Arena in Köln. In all den großen Städten wäre es toll.

Also hast du konkrete Pläne, hier aufzutreten?

Måns: Der Song "Heroes" läuft gerade sehr gut in den Charts. Wenn das Album auch gut läuft, wäre es eine tolle Gelegenheit, mit meiner Band hier herzukommen.

Du hast nächste Woche Geburtstag, wirst 29. Was wünscht du dir?

Måns: Dass das hier der Beginn einer internationalen Karriere ist.

Du sprichst gut Deutsch, willst du dich auf Deutsch von unseren Fans verabschieden?

Måns: Ich habe es in der Schule gelernt, aber ich habe die ganze Grammatik vergessen. Aber die Wörter kenne ich noch. Also: Hallo liebe Leser von eurovision.de: Vielen Dank für eure Unterstützung! Ich freue mich, bald hierher zurückzukommen und ich liebe Deutschland!

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2016 | 21:00 Uhr

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