Stand: 16.12.2016 00:01 Uhr

Herzlichen Glückwunsch zum 70., Benny!

Musiker Benny Andersson im Porträt vor roten Blumen © imago / Future Image Foto: imago / Future Image
Nicht nur als Musiker, sondern auch als Musical-Produzent feierte er zahlreiche Erfolge: Benny Andersson.

Weltweit verbinden ihn die Menschen mit einer Band, deren durchschlagender internationaler Erfolg mit dem Titel "Waterloo" und dem Sieg beim Eurovision Song Contest 1974 in Brighton begann - und deren Musik nicht nur eine gesamte Generation in Erinnerungen an ihre Jugend versetzt, sondern die schon als Kulturgut gelten darf: an Abba. Auch, wenn die Band schon seit geraumer Zeit getrennt ist: Es sind ihre großen Hits, an die man sofort denkt, wenn man seinen Namen hört: Benny Andersson. Am 16. Dezember feierte der Musiker, Komponist und Produzent seinen 70. Geburtstag.

Als Mitglied der Hep Stars in den 60ern zum Teenageridol

Musikalisch geprägt wurde der 1946 im Stockholmer Stadtteil Vasastaden geborene Benny Andersson zunächst vor allem durch seine Familie. Sein Vater und Großvater, deren Leidenschaft die traditionelle schwedische Volksmusik war, brachten ihm bei, Akkordeon zu spielen. Gemeinsam mit ihnen trat er auch bereits als Kind unter dem Namen Bennys Trio auf. Im Alter von zehn Jahren bekam Andersson ein Klavier. Das Spielen brachte er sich autodidaktisch selbst bei.

Als Jugendlicher begann er Anfang der 60er-Jahre bei den Hep Stars zu spielen, einer eher modern orientierten Band. Dort wurde er, als Teil der Rock-'n'-Roll-Bewegung, eine Art Teenageridol. Sein irgendwie knuffiges Aussehen machte das möglich: Schwedens Jugendliche mochten damals Musiker wie Benny Andersson besonders gern. Wie seine späteren Bandkollegen, war Andersson schon vor Abba ein höchst erfolgreicher Teil der schwedischen Musikszene. Weltweite Bekanntheit erreichte er dann gemeinsam mit ihnen: Frida (Anni-Frid) Lyngstad, Björn Ulvaeus und Agnetha Fältskog als Abba.

Mit fröhlichen Pop-Songs zum Weltstar

Benny Andersson und Björn Ulvaeus, ein kongeniales Komponisten- und Texterpaar, produzierten eine Fülle von Liedern gemeinsam und kreierten diesen gewissen Abba-Sound: Fröhlich und dem Leben zugewandt, drogenfern und damit weit weg von den selbstzerstörerischen Tendenzen der Rockmusik-Szene, wollten sie eine Musik schaffen, die Menschen animiert, ermuntert und frei macht. Und in der trotz allem bisweilen eine gewisse Melancholie mitschwingt - vor allem gen Ende der 70er-Jahre, wo sich private Probleme innerhalb der Band auch in deren Musik bemerkbar machte, etwa in "Gimme! Gimme! Gimme!". Andersson sagte in einem Interview einmal, dass sich sein musikalisches Schaffen immer auf die Traditionen der schwedischen Volksmusik bezog, was jedoch nicht hieße, dass diese Musik nicht auch europäisch verstanden werden könne. Das klingt viel zu bescheiden: Diese antidepressive Musik war fähig, von 1974 bis 1982 die Welt zu erobern.

Eine Hochzeitsmelodie für Prinzessin Victoria

Und auch seit dem Ende der Abba-Ära Anfang der 80er-Jahre hat Benny Andersson eine Fülle von Musik produziert, komponiert und herausgebracht - vor allem schwedisch-volksmusikalischer Art. Eines der romantischsten und berührendsten Stücke ist wohl das Lied "Vilar glad i din famn" ("Glückselig in deinen Armen"), das während der Trauung von Prinzessin Victoria und ihrem Bräutigam Daniel Westling in der Stockholmer Großkirche gespielt wurde. Das aufwendig arrangierte Stück wurde von den königlichen Philharmonikern interpretiert, von gleich zwei Chören begleitet und verstärkt von den Orsa Spelmän einem schwedischen Folk-Sextett, zu dessen Gründungsmitgliedern Benny Andersson zählt. Das ist moderner, schönster Klang, das ist quasi heilige Musik.

Andersson, der an diesem Freitag 70 Jahre jung wird, hätte sich womöglich nicht träumen lassen, dass er eines Tages, zumal nach Abbas Ende, zum wichtigsten Bewahrer schwedischer Volksmusik werden würde. Er besonders, mit seiner auf Abba-Granit gegründeten Prominenz, hat der bäuerlichen Art des Musizierens wieder Rang zu geben gewusst: Es ist der Klang, der wie kein anderer perfekt zur Lektüre schwedischer Literatur, wie der von Astrid Lindgren oder Kerstin Ekman passt.

Ein Volksmusiker im Herzen immer

Andersson war ein paar Jahre mit Frida Lyngstad verheiratet, so wie auch Björn Ulvaeus und Agnetha Fältskog ein Paar waren. Beide Verbindungen scheiterten jedoch. Und wir als Fans und Beobachter konnten lernen: Trennungen sind ganz sicher eine traurige Angelegenheit. Aber man kann Freunde bleiben, muss nicht feindlich die Distanz suchen. Abba - und besonders Benny Andersson - ließen uns lernen, dass das moderne Leben kompliziert sein kann, dass es aber auch weiter geht. Andersson schrieb Anfang der 80er-Jahre mit Freund Björn das Musical "Chess" und später "Kristina från Duvemåla" - beide wurden große Erfolge. Das eine eine Geschichte über Schach und den Kalten Krieg im Politischen, das andere ein Märchen um ein Mädchen, das sich in die Welt hinaus traut.

Persönlich hat Andersson Folkorchester und -bands unterstützt, gegründet und in ihnen musiziert. Er ist außerdem Ehrendoktor der Universität Stockholm für seine Verdienste um die Volksmusik. Man darf annehmen, dass ihm die Komposition (mit Kollegin Kristina Lugn) für das kommende schwedische Königspaar besonders stolz macht. Wir wünschen ihm herzlichen Glückwunsch. Oder auf Schwedisch:

Grattis (på födelsedagen), Benny!

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 06.04.1974 | 21:00 Uhr

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