Stand: 26.06.2013 17:30 Uhr

ESC-Zentralkomitee erklärt sich

Jon Ola Sand, Executive Supervisor der EBU und Nachfolger von Svante Stockselius © EBU Foto: Pieter Van den Berghe
Jon Ola Sand, Executive Supervisor der EBU, erklärte, dass die Verantwortlichen die Korrektheit der Televotingergebnisse im Auge haben.

In den vergangenen Tagen tagte in Genf die sogenannte Reference Group des ESC, die Lenkungsgruppe, das Zentralkomitee, das Entscheidungsgremium schlechthin für den Eurovision Song Contest. Man darf annehmen, dass etliche Punkte auf der Tagesordnung standen – ganz bestimmt aber waren die ungemütlichen Äußerungen von Fans und durch die Medien in einigen Ländern des ESC zu den Wertungen zu erörtern.

Und tatsächlich: Dieser Punkt war auch Gegenstand der Erklärung, die auf Englisch auf der Homepage der European Broadcasting Union zu lesen steht. Wörtlich heißt es dort:
“The group also discussed the status of the ongoing investigation into allegations around the voting of the Eurovision Song Contest. ‚Together with our voting partner Digame we are systematically and adequately investigating this matter,  as you may always expect when such stories arise, and we will continue to do this over the weeks and months to come,’ says Jon Ola Sand, Executive Supervisor of the contest on behalf of the EBU.”

Jon Ola Sand erklärt also, dass die ESC-Verantwortlichen mit Digame, der Televotingfirma, die Korrektheit der Dinge erwartungsgemäß im Auge behalten wird. Gut so und selbstverständlich.

Weiter heißt es: „The conclusions from this investigation, if concrete, will be reflected in future improvements. Earlier, Reference Group chairman Dr. Frank-Dieter Freiling stated: ‚If we find any clear evidence that the Rules are being breached, including attempts of power-voting, we act immediately to do what we are obliged to do on behalf of the Members; to protect the Eurovision Song Contest brand.’”

Was bedeutet: Die Schlussfolgerungen dieser Recherchen und Prüfungen werden auch für die Zukunft eine Rolle spielen. Frank-Dieter Freiling, Mitglied der Reference Group und Hauptabteilungsleiter Internationale Angelegenheiten beim ZDF, wird zitiert mit den Worten, falls man beim ESC-Zentralkomitee mitbekomme, dass etwas nicht in Ordnung sei, sei man verpflichtet zu handeln – allein schon, um den „Brand“, die Marke ESC zu schützen.

Und mit dieser Bemerkung hat er, diplomatisch verpackt, gesagt, worüber sich die Mitglieder der Reference Group offenbar sehr im Klaren waren: Würden organisierte Unregelmäßigkeiten bei den Jurys, bei den Telefongesellschaften bemerkt und öffentlich werden, wäre es um die Glaubwürdigkeit des ESC in fundamentaler Weise geschehen – und man könnte das Event gleich begraben. Das Millionenpublikum wäre keines mehr: Wer hätte schon Lust, bei einem sportlich anmutenden Ereignis zuzuschauen, von dem man glaubt, dass es bei diesem nicht mit rechten, also gerechten Dingen zugeht?

In diesem Sinne würde ich sagen: Bei den ESC-Verantwortlichen könnte man begriffen haben, dass die Unruhe um Abstimmungsergebnisse nicht größer werden darf. Wobei man natürlich Verschwörungstheorien nach jedem ESC in Kauf nehmen muss. Digame, immerhin, schon vor Jahren mit der europäischen Organisation der Wertungen zu betrauen, war ja keine schlechte Entscheidung. Diese Firma hat in ihren Systemen hinlänglich Prüfinstanzen eingebaut, um etwa Massenanrufaktionen zugunsten eines Acts zu bemerken.
So sicher wie nur irgendetwas ist: Fans werden feinfühlig registrieren, wie die Wertungen beim ESC 2014 aussehen – ohne Fans hätte sich die EBU schätzungsweise gar nicht mit mehr oder weniger garen oder halbgaren Gerüchten beschäftigt

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr