Stand: 08.12.2014 12:00 Uhr

Griechenland offiziell in Wien dabei

Helena Paparizou vertrat Griechenland beim ESC 2005 © unbekannt Foto: unbekannt
Helena Paparizou schaffte 2005 was vorher kein griechischer Teilnehmer geschafft hat: den ESC-Sieg.

Es brauchte ja nur noch einen offiziellen Beschluss, aber der fehlte eben noch. Nun ist er gefasst worden: Die Versammlung der Mitglieder der European Broadcasting Union (EBU) in Genf hat Ende der Woche den griechischen Sender NERIT als Mitglied aufgenommen. Damit steht eben nun auch förmlich fest, dass eines der erfolgreichsten ESC-Länder in den vergangenen 15 Jahren in Wien dabei sein wird. Es wäre auch ein Jammer gewesen, wenn der eurovisionäre Senderverbund das Land, das 2005 mit Helena Paparizou die Siegerin stellte, nicht zugelassen hätte. Nach dem 20. Platz von Thalassa 1998 in Birmingham empfand Griechenland sich als tief in der ESC-Krise. Mit den ewig gleichen tragödisch depressiven oder überfröhlichen Liedern ohne Coolness schnitt man meist nicht besonders gut ab. Seit seinem Debüt 1974 landete man öfter in der zweiten als in der ersten Tabellehälfte. Das änderte sich mit dem Jahre 2001: Der ESC-Sender des Landes glaubte nicht mehr an die hohe Kunst der anspruchsvollen Komposition mit anspruchsvollem Text, sondern nur noch an Pop. Das Konzept ging auf. Zehn Mal schaffte Griechenland es, am Ende sich in den Top 10 zu platzieren bei 14 Teilnahmen. Dreimal gelang ein dritter Rang (2001, 2004 und 2008), nie blieb man in einem Halbfinale hängen. Der Eurovision Song Contest ist, das wundert bei diesen Erfolgen nicht, das erfolgreichste Entertainmentformat zwischen Kreta und Thessaloniki.

Zäher Start für neuen TV-Sender

Freaky Fortune feat. Risky Kidd proben auf der ESC-Bühne. © EBU/Andres Putting Foto: Andres Putting
Freaky Fortune feat. Risky Kidd konnten in Kopenhagen nur mit einer Ausnahmegenehmigung als Griechenlands Teilnehmer starten.

Durch die Eurokrise, die in Griechenland besonders drastische Auswirkungen hat, wurde aber der staatliche Hauptsender über Nacht geschlossen. Ein neuer Sender sollte her, aber die Angestellten, die tatsächlich mit teils ultraüppigen Gehältern versehen waren, sollten zu geringen Gagen neu angeheuert werden. Am Ende musste es ein TV- und Radiosender sein, der juristisch nicht die Erbschaft des alten übernehmen muss. Das dauerte offenbar und kam auch für den ESC in Kopenhagen nicht rechtzeitig. Das Trio Freaky Fortune, das am Ende im Finale den 20. Rang belegte, musste mit einer Ausnahmegenehmigung sein Glück versuchen. Es wäre in der Tat eine bittere Pointe gewesen, wenn Griechenland nicht hätte teilnehmen können.

Gebaute Brücke nach Griechenland

Jon Ola Sand, Executive Supervisor der EBU, bei einer Pressekonferenz. © EBU Foto: Sander Hesertmann
Jon Ola Sand, Executive Supervisor der EBU, setzt sich für Länder ein, deren ESC-Teilnahme ungewiss ist.

Jan Ola Sand, Chef des ESC in der European Broadcasting Union, sagte wie immer in vornehmster Diplomatensprache: “Wir sind glücklich, Griechenland zum 60. ESC in Wien dabei zu haben. Die Begeisterung dieses Landes für das größte Musikevent der Welt war durch alle Jahre beeindruckend.“ Was soll er auch sonst sagen, der oberste Direktor des ESC? Ungesagt aber blieb, dass Sand und sein Team hinter den Kulissen weiterhin sich mühen, die Ukraine und Kroatien doch noch zu überreden, in Wien dabei zu sein. "Building Bridges“ lautet das Motto. Man könnte sagen, die ohnehin schon projektierte Brücke gen Griechenland wurde nun fertiggestellt. Man wünscht sich nun, dass die Tradition von Freaky Fortune weitergeführt wird: Pop, der sich nicht wie beschleunigter Bouzoukisound anhört. Aber okay: Die Aufnahme in die EBU als Vollmitglied ist geglückt. Jetzt zählt das Übliche: Ein gutes Lied muss her, um dem eurovisionären Europa zu zeigen, dass man nicht den Anschluss an die gehobenen Qualitätsstandards der meisten anderen verlieren will.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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