Stand: 03.02.2013 23:00 Uhr

Dänemark, Malta und Island haben gewählt

von Dr. Irving Wolther

Drei weitere Länder haben ihre Kandidaten für den Eurovision Song Contest in Malmö gewählt. Unser Experte Dr. Irving Wolther hat sich die Vorentscheide für uns angesehen.

Dänemark: Im Nachthemd nach Malmö

Die dänische Sängerin Emmelie de Forest singt sitzend auf einer Bühne. © EBU Foto: Wouter van Vliet
Emmelie de Forest überzeugte die Dänen mit dem melancholischen Song "Only Teardrops".

So hätte man sich den Prototyp einer gelungenen dänischen Vorentscheidung auch ausmalen können: Zehn eingängige, mainstreamtaugliche Beiträge werden unaufgeregt und ein bisschen bieder präsentiert von drei jungen Damen. Unter den Titeln mindestens eine dreiste Kopie des Vorjahressiegers sowie ein Song von Thomas G:Son, der bravourös unter Beweis stellt, dass er auch die unoriginellen Facetten der Kompositionskunst beherrscht. Am Ende gewinnt eine Erik-Saade-Doublette. Hätte. Doch die Dänen sind der Versuchung des allzu Naheliegenden nicht erlegen. Stattdessen schickten sie per SMS (eine Telefonabstimmung gab es nicht) die Außenseiterin Emmelie de Forest nach Malmö: mit bittersüßer Amy-MacDonald-Stimme, wehendem Nachthemd und viel Präsenz. Die junge Frau ist angeblich eine uneheliche Nachfahrin von König Edward VII und damit entfernt mit Queen Elizabeth verwandt. Die dürfte darüber not amused sein. Über das keltisch inspirierte "Only Teardrops" schon eher.

Malta: Ein Herz für Nerds

Gianluca Bezzina jubelt nach seiner Ernennung zum maltesischen ESC-Kandidaten 2013.
Der 23-jährige Gianluca Bezzina ist von Beruf Arzt. Nun fährt er für Malta nach Malmö.

Es ist immer wieder überraschend, über wie viele junge Nachwuchssänger das kleine Malta zu verfügen scheint, während im Gegenzug gerade eine Handvoll immer gleicher Komponisten die nationale Vorentscheidung bestückt – zuzüglich Thomas G:son, der seine eurovisionäre Allgegenwart um ein weiteres Land ausgedehnt hat. Umso erfreulicher, dass nicht nur ein Newcomer-Interpret, sondern mit Boris Cezek und Dean Muscat auch ein bislang nicht ESC-aktenkundiges Autorenduo für Malta nach Malmö fahren wird. Das Publikum favorisierte zwar den Teenie-Liebling Kevin Borg, doch am am Ende der wie immer viel zu langen Show hatte der singende Chirurg Gianluca Bezzina die Nase vorn. Auch Dank der Stimmen der Jury, die ein gutes Gespür für potenzielle Erfolgsaussichten bewies. Denn der federleichte Ukulelen-Popsong "Tomorrow" über einen verliebten Computer-Nerd ist so eingängig, dass man meint, ihn schon seit Jahren aus der Almased-Werbung zu kennen.

Island: Ein glanzloses Leben

Porträt des isländischen Sängers Eyþór Ingi Gunnlaugsson. © RÚV
Der Titel des Sängers Eyþór Ingi Gunnlaugsson heißt übersetzt "Ich habe ein Leben".

Wer nun geglaubt hat, er könne Thomas G:son zumindest bei der isländischen Vorentscheidung aus dem Weg gehen, weil dort nur einheimische Komponisten teilnehmen können, sah sich getäuscht. Zum Einen ist es den Isländern durchaus erlaubt, mit ausländischen Autoren zusammenarbeiten. Zum Anderen sah Sänger Eyþór Ingi Gunnlaugsson dem schwedischen Erfolgskomponisten trotz Barttracht so verblüffend ähnlich, dass man schon fast an eine Parodie hätte glauben können. Dass er die glanzlose Vorentscheidungsshow dann auch noch für sich entscheiden konnte, war der surreale Höhepunkt eines ansonsten unsäglich altbackenen und langweiligen Abends, der Wasser auf die Mühlen der Befürworter von Direktnominierungen gewesen sein dürfte. Die dröge Schmonzette "Ég á líf" (Ich habe ein Leben) von den Autoren Örlygur Smári und Pétur Örn Guðmundsson wird auch mit eventuellem englischen Text in Malmö keine Finallorbeeren ernten.

 

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr