Stand: 21.04.2009 14:26 Uhr

Sexy ESC-Stars rocken London

Sieben Kandidaten des Eurovision Song Contest bewiesen rund vier Wochen vor dem ESC-Finale live ihr Können im Londoner Club Scala. Gesanglich konnten alle überzeugen. Am besten rockten jedoch diejenigen mit Bühnenshow, darunter Irlands Frauenband mit Sinéad Mulvey, die aufreizend kostümierte Rumänin Elena sowie das alles überrollende ukrainische Team des selbst ernannten Anti-Crisis-Girls Svetlana Loboda.

Zwar hat unser ESC-Experte Jan Feddersen erklärt, dass es Teilnehmern des Grand Prix für einen Sieg nicht entscheidend hilft, vor dem Eurovision Song Contest durch andere Länder zu touren. Schaden tut es wiederum auch nicht. So nutzten knapp die Hälfte aller aktuellen Grand-Prix-Kandidaten die Gelegenheit, sich bei Vorabparties des Contests in Amsterdam und London zu präsentieren. In Amsterdam traten gleich 20 von ihnen auf. Die Eurovision Preview Party im Londoner Club Scala fiel mit sieben Ländern eindeutig kleiner - dafür aber auch familiärer aus.

Stimmsicher ohne große Show: Zypern, Island, Polen

Christina Metaxa debütierte auf der Bühne in London bei der Eurovision Preview Party. © NDR Online Foto: Patricia Batlle
ESC-Küken Christina Metaxa gab ihr Debüt mit der Ballade "Firefly".

Vor internationaler Presse und vorwiegend männlichem Publikum - es gab eine Warteschlange vor der Männertoilette! - stellten sieben Acts ihre Songs im gut gefüllten Scala-Club vor. Christina Metaxa aus Zypern, mit 16 Jahren das Küken unter den Wettbewerbsanwärtern, debütierte auf der Bühne gar mit ihrem Auftritt in Anwesenheit ihrer halben Familie. Ihre Ballade "Firefly" stammt aus der Feder ihres Bruders Nikolas. Gewiss, ihr Auftritt war verhalten in puncto Showelementen. Doch sie zeigte sich genauso stimmsicher wie ihre wenig ältere Kollegin Yohanna aus Island oder Lidia Kopania aus Polen, beide ebenfalls mit gefühlvollen Balladen ohne großes Bühnen-Tam-Tam vertreten.

"Ich hoffe, die Tatsache, dass ich so jung bin, wirkt sich positiv beim Publikum aus", sagte Metaxa. Sie sei schon sehr aufgeregt, Stars wie Patricia Kaas beim Wettbewerb kennenzulernen, sagte die Zypriotin. Anders als Yohanna oder Lidia gab Metaxa zwei Zugaben und sang, unterstützt vom Publikum, ihren deklarierten Lieblingssong, den ESC-Titel "Ne Partez Pas Sans Moi" von Celine Dion.

Frauenpower aus Irland

Die ESC-Teilnehmer aus Irland: Sinéad Mulvey (2. v.l.) und Black Daisy (in pink) mit ihrer Band. © NDR Online Foto: Patricia Batlle
Sinéad Mulvey and Black Daisy aus Dublin vor ihrem großen Auftritt.

Viel Power und Spaß am Auftritt bewiesen die irischen Teilnehmerinnen Sinéad Mulvey and Black Daisy, von denen man gern ein ganzes Konzert gehört hätte. Ihr rockiges "Et Cetera" heizte den Saal auf und ließ keinen Zweifel daran, dass die Frauenband einen guten Rang erreichen wird, anders als ihr geflügelter Vorgänger Dustin The Turkey. "Wir wollen nur Spaß haben und natürlich das Finale erreichen", sagen die jungen Dubliner Frauen über ihre Ziele in Moskau, die "auf jeden Fall etwas ganz Aufregendes" bei ihrem Auftritt anziehen werden.

Elena und Svetlana rocken den Saal

Eher blutleer nahm sich der im Anzug gekleidete Countertenor Krassimir mit seinem bulgarischen Beitrag "Illusion" aus. Klanglich orientiert an den East-End-West-End Pet-Shop-Boys, stieß er beim Dance-Publikum auf keine große Gegenliebe. Dafür mischten zwei Acts gegen Ende des Abends den Laden auf: zunächst Elena Gheorghe mit der Popnummer "Balkan Girls". Im superknappen Minikleid fegte die langhaarige Rumänin über die Bühne, verfolgt von den Handykameras ihrer Zuschauer.

Die Ukrainerin Svetlana Loboda mit Tänzern und Backgroundsängerinnen bei der Eurovision Preview Party in London. © NDR Online Foto: Patricia Batlle
Anti-Crisis-Girl Svetlana Loboda und ihre muskulösen Tänzer rockten den Club.

Noch elektrisierender wirkte sich die bombastische Show der Ukrainerin Svetlana Loboda auf das Publikum aus. Das selbsternannte Anti-Crisis-Girl, das mit diesem Attribut auch auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen möchte, rollte mit zwei Backgroundsängerinnen und vier Tänzern die Bühne von hinten auf. Das Design orientierte sich an der Sowjetära, samt Fahnen mit dem Olympia-Maskottchen von 1980 - dem Bär Mischka - und Kostüme der Tänzer im Look des russischen Ballettstars Nurejew. Dazu eine packende Choreographie mit Salti, Spagat und Hebebewegungen - und trotzdem geht Svetlana beim Singen von "Be My Valentine" nicht die Puste aus. Da macht sich ihre akrobatische Ausbildung an der renommierten Zirkusakademie in Kiew bemerkbar.

Fans tippen auf Norwegen

Ein ESC-Fan aus Schottland © NDR Online Foto: Patricia Battle
ESC-Fan John aus Schottland genoss das verrückte Treiben in London.

Der Glasgower ESC-Fan John Eargly findet allerdings unter den auftretenden Acts keinen echten Siegeskandidaten. Er tippt, wie die meisten im Publikum, auf den norwegischen Beitrag "Fairytale" des jungen Alexander Rybak als Sieger: "Alle sagen, dass Norwegen die besten Karten hat", so Eargly, der den ESC seit Jahren verfolgt, aber "kein Fanatiker" ist. Für ihn bedeutet der Wettbewerb eine große europäische Feier, die Spaß macht - allerdings findet er sie auch recht schräg: "It`s fun, but it's silly", fasst er zusammen. Gespannt wird er zusammen mit Freunden am Fernsehbildschirm verfolgen, wer in Moskau das Rennen macht.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 16.05.2009 | 21:00 Uhr

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Großbritannien (UK)