Copycat
"Copycat", 2009 in Moskau (Halbfinale)
Sendedatum: 16.05.2009 21:00 Uhr

Belgien: Copycat

Elvis lebt! Beim Anblick des belgischen ESC-Kandidaten Patrick Ouchène alias Copycat liegt einem schnell dieser Ausruf auf den Lippen. Doch auch, wenn es sich nicht um das Original aus Memphis handelt, stand mit Copycat in Moskau immerhin seit Jahrzehnten erstmals wieder ein waschechter Rock'n'Roller samt Glitzerjackett und Schmalztolle auf der Eurovisions-Bühne. Sein gleichnamiger Song "Copycat" sollte Belgien den Sprung ins Finale ermöglichen. Das ist seit 2004 keinem belgischen Beitrag mehr gelungen. Doch leider war nach dem Halbfinale Schluss.

VIDEO: Belgien: Copycat - "Copycat" ( Min)

Elvis-Fans rufen nach Disqualifikation

Belgiens ESC-Kandidat Patrick Ouchène © RTBF
Belgiens ESC-Kandidat Patrick Ouchène.

Die interne Jury-Entscheidung des belgischen Fernsehens zugunsten der Elvis-Kopie sorgte nicht überall für Freude. Eingefleischte Elvis-Fans sehen in dem Song eine Beleidigung ihres Idols. Folgt man dem Text, meint Ouchène mit der Bezeichnung "Copycat" (zu Deutsch: Nachahmer, Trittbrettfahrer) keinesfalls sich selbst - sondern Elvis Presley höchstpersönlich. Der King of Rock'n'Roll, verunglimpft als Nachahmer? Dazu auch noch die Textzeile "He is too fat to Rock'n'Roll" ("Er ist zu fett für den Rock'n'Roll") - derlei Zumutungen bewegten den belgischen Elvis-Fanclub, die EBU aufzufordern, den Song zu disqualifizieren.

Patrick Ouchène © eurovision.tv Foto: Indrek Galetin (EBU)
Patrick Ouchène.

Patrick Ouchène selbst ist diese Brisanz offenbar entgangen. Im Interview mit einem belgischen Radiosender fürchtete er sich eher davor, dass das Publikum den Titel nicht ernst nehmen würde: "Viele Leute werden denken, der Song ist kitschig und lächerlich. Aber ich glaube, dies ist eine gute Gelegenheit meine Musik und meinen Stil einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren." Er habe zwei Missionen: Belgien zu repräsentieren und seine Musikrichtung zu vertreten. Der 43-Jährige ist Sänger der Rockabilly-Combo Runnin' Wild, die bereits seit 15 Jahren in der europäischen Rockabilly-Szene mitmischt. Die Gruppe sieht ihren Musikstil als eine Mischung der Sounds von Buddy Holly, Carl Perkins, Django Reinhard und, wer hätte es gedacht, Elvis. In Moskau trat Ouchène mit seinen Musikern unter den Namen "Copycat" an.

Rockabilly-Sound mit einer Prise Pop

Patrick Ouchène © eurovision.tv Foto: Indre Galetin (ebu)
"Copycat" würzt den typischen Rockabilly-Sound mit einer Prise Pop und einem Schuss Soul.

Der Song "Copycat" stammt aus der Feder von Eric Verwilghen alias Jacques Duvall. Der ist als Komponist kein Unbekannter. Er schrieb bereits Songs für Jane Birkin, Jeff Bodart und Viktor Laszlo. Am bekanntesten ist wohl "Le Banana Split", den er 1979 für die damals 17-jährige Sängerin Lio schrieb. Auch für Patrick Ouchène hat Duvall schon Songs komponiert, die auf dem letzten Album von Runnin' Wild, "I Dressed in Black Today", zu finden sind.  

"Copycat" würzt den typischen Rockabilly-Sound mit einer Prise Pop und einem Schuss Soul. Heraus kommt ein durchaus eingängiger Song, der allerdings musikalisch wenig Neues zu bieten hat. Schon das Video zum Song ließ erwarten, dass die Bühnenshow in Moskau vor allem auf die humoristische Präsenz Patrick Ouchènes als Elvis-Imitation setzen wird. Bei dem Publikum des Halbfinales kam das offenbar nicht besonders gut an.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 16.05.2009 | 21:00 Uhr

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