Stand: 10.10.2006 11:30 Uhr

Julio Iglesias: "Uns treibt der Wille, der Überlebenstrieb"

Julio Iglesias auf einem Promobild zur Veröffentlichung seines Albums "Romantic Classics" © ©radical.media

Kaum ein Grand-Prix-Teilnehmer hat es in der Musikwelt so weit gebracht wie er. Julio Iglesias hat über 80 Platten aufgenommen und davon mehr als 250 Millionen Exemplare verkauft. Eurovision.de sprach am 10. Oktober 2006 mit dem Weltstar über seine besondere Anziehungskraft, seine Söhne und sein Engagement für Kinder als Unicef-Botschafter.

eurovision.de: Der Grand Prix 1970 hat Ihnen als Sprungbrett für eine internationale Karriere gedient. Woran erinnern Sie sich?

Iglesias: Ich habe schöne Erinnerungen an den Grand Prix, erinnere mich aber auch an die schreckliche Angst, die ich auf der Bühne hatte. Ich war furchtbar nervös. Andererseits ist es immer schön, an einem attraktiven Wettbewerb teilzunehmen. Damals war der Grand Prix sehr aufregend. Später ist seine Qualität eingebrochen, hat sich aber wieder etwas erholt.

eurovision.de: Will Smith hat gesagt: "Die Iglesias-Männer besitzen eine Anziehungskraft, von der wir übrigen Jungs nur träumen". Woher kommt diese Kraft?

Iglesias: Wer ist Will Smith?

eurovision.de: Einer der Hauptdarsteller von "Men in Black".

Iglesias: Ach, so. Nein, das hat er netterweise gesagt, weil er mit meinem Sohn Enrique in einem Film gearbeitet hat. Wir Iglesias-Männer gehören einer genetisch starken und sehr disziplinierten Familie an. Es ist aber eine ganz normale Familie.

eurovision.de: Aber auf der Bühne bringen Sie das Publikum, besonders die Frauen, zum Kochen.

Iglesias: Nein, nein, wir sind nichts Außergewöhnliches, wirklich nicht! Uns treibt der Wille, der Überlebenstrieb und dass wir professionell arbeiten möchten. Das macht unsere größte Attraktivität aus.

eurovision.de: Was halten Sie davon, dass Ihr Sohn Enrique in den USA fast schon populärer ist als Sie und auch Julio jr. schon erste Musikerfolge hat?

Iglesias: Ich bin begeistert, dass meine Söhne so beliebt sind. Hoffentlich bleibt das so, bis sie so alt sind, wie ich jetzt - 63.

eurovision.de: Wann machen Sie das erste gemeinsame Album mit ihnen?

Iglesias: Das geht nicht so einfach, weil sie sehr unabhängige Menschen sind. Ich glaube, beide erleben gerade eine schöne Zeit, weil sie diese Unabhängigkeit haben. Sie machen es ausgezeichnet, sind sehr professionelle Jungs.

eurovision.de: Wussten Sie, dass Ihre Musik im All gehört wird?

Iglesias: Nein. Woher wissen Sie das?

eurovision.de: Das hat ein Kommandant der Raumstation MIR in einem Interview gesagt. Würden Sie in den Weltraum fliegen, um Ihrer Frau Miranda die Sterne vom Himmel zu holen?

Iglesias: Wenn die da oben meine Musik hören, werde ich da nie hinreisen. Aber im Ernst: Ich habe kein großes Interesse, ins All zu fliegen. Als ich jung war, schwebte ich in höheren Sphären. In meinem Alter lebt man disziplinierter.

eurovision.de: Sie haben fast alles erreicht und könnten sich zur Ruhe setzen?

Iglesias: Wie bitte? Ich fange doch gerade erst an, meine Liebe! Ich bin ein junger Kerl, weil ich noch nicht 100 Jahre alt bin. Was soll ich in Rente gehen! Ich bin doch in der Blüte meiner Jugend! Meine Frau ist der größte Schatz.

eurovision.de: War die Arbeit auf der Bühne eine gute Methode, um Ihre Depressionen zu bekämpfen?

Iglesias: Die Depression habe ich durch Willenskraft überwunden, nicht durch die Arbeit auf der Bühne. Später habe ich sie durch Erfahrung vermieden.

eurovision.de: Was stellt Sie zufriedener? Ihr Jurastudium nach 33 Jahren beendet zu haben? Oder wieder auf Welttournee zu gehen?

Iglesias: Dass ich sehr professionell bin und die Musik von der Pike auf gelernt habe, macht mich zufrieden. Und auf der ganzen Welt singen zu können. Ich habe das Jurastudium vor vier Jahren abgeschlossen, um meinem Vater eine Freude zu machen.

eurovision.de: Ihr Engagement für UNICEF erfüllt Sie ebenfalls?

Iglesias: Sehr. Es bedeutet, ein besonderes Augenmerk auf die Kinder zu haben. Man muss bei den Menschen ein Bewusstsein für die Kleinen schaffen und nicht nur darüber reden. Das Problem ist: Die Leute investieren ihr Geld nicht in die Kinder.

eurovision.de: Was haben Sie bei der Arbeit mit den Kindern gelernt?

Iglesias: Das Wichtigste ist, ihnen eine richtige Erziehung angedeihen zu lassen. Es gibt nichts Wichtigeres, als allen Kindern einen gleichberechtigten Zugang zu einer Basisbildung zu ermöglichen, damit sie elementare Kenntnisse erwerben. Und vor allem ihnen einen Zugang zu einem Minimum an medizinischer Versorgung zu schaffen. Die Musik kann das Zusammenleben erleichtern. Aber das Wichtigste ist Bildung und medizinische Versorgung.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 21.03.1970 | 21:00 Uhr

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