1957: Grand Prix Eurovision in Frankfurt am Main
Viele wissen es gar nicht mehr: Auch Frankfurt war einmal Gastgeber des Grand Prix de la Chanson. Am 3. März 1957 fand der internationale Musikwettbewerb zum zweiten Mal statt und steckte sozusagen noch in den Kinderschuhen. Gerade einmal zehn Teilnehmer traten damals im Großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks an. "Ein europäischer Gesangswettbewerb mit der dezenten Note einer kleinen Moderevue", schrieb damals ein Journalist der "Frankfurter Neuen Presse".
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Die Siegerin beim Grand Prix 1957 in Frankfurt heißt Corry Brokken - hier bei ihrem Auftritt zusammen mit Geiger Sem Nijven.
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Die Niederländerin überzeugt die Jury mit dem Lied "Net als toen".
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Glückwünsche für die Siegerin: Die Sängerin hat 31 Länderpunkte erhalten - und ist damit mit großem Abstand die Gewinnerin des Abends.
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Die Französin Paule Desjardins singt den Chanson "La belle amour" und landet auf dem zweiten Platz.
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Den dritten Platz erreichen die Dänen Birthe Wilke und Gustav Winckler mit ihrem Lied "Skibet skal sejle i nat".
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Hier sehen die beiden noch ganz brav aus, doch am Ende des Wettbewerbs sorgen sie für den ersten Skandal der Grand-Prix-Geschichte.
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Aus Freude über ihre zehn Länderpunkte küssen sie sich ausgiebig - und das ist einigen Beobachtern eindeutig zu lange und zu innig.
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Die deutsche Kandidatin Margot Hielscher tritt mit ihrem Lied "Telefon, Telefon" im Großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks in Frankfurt an - und landet auf dem vierten Platz.
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Die Belgierin Danièle Dupré erreicht ebenfalls Rang vier.
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Ihr Titel für den Wettbewerb heißt "Tant de peine".
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Einen Rekord schafft der Italiener Nunzio Gallo in Frankfurt: Sein Lied "Corde della mia chitarra" dauert ganze fünf Minuten und neun Sekunden.
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Dabei dürfen die Lieder eigentlich nicht länger als dreieinhalb Minuten sein. Gallo wird aber nicht disqualifiziert und belegt Platz sechs.
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Die Britin Patricia Bredin (l.) macht es dagegen kurz und schmerzlos. Ihr Song "All" dauert nur 112 Sekunden - ebenfalls ein Grand-Prix-Rekord. Bredin wird am Ende mit sechs Länderpunkten siebte.
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Lys Assia vertritt in Frankfurt die Schweiz. Ihr "L'enfant que j'étais" bringt sie aber nur auf den achten Platz.
Mit den Regeln nahm man es noch nicht ganz so genau. Zwar sollten die Titel nicht länger als dreieinhalb Minuten dauern, doch wer sich nicht daran hielt, wurde deshalb nicht etwa disqualifiziert. So unterhielt der Italiener Nunzio Gallo das Publikum mehr als fünf Minuten mit seinem Song "Corde della mia chitarra". Die britische Interpretin Patricia Bredin stand dagegen mit dem Lied "All" keine zwei Minuten auf der Bühne.
Bühnen-Kuss sorgt für höchste Aufregung
Die Jury gab damals ihre Bewertung noch per Telefon durch. Jedes der zehn Länder stellte zehn Wertungsrichter, die jeweils eine Stimme an einen Titel vergeben konnten. Vor allem Corry Brokken aus den Niederlanden räumte Punkte ab. Mit großem Abstand erreichte das "kulleräugige 'Meisje' mit dem Charme einer Lady" - wie die "Frankfurter Neue Presse" schrieb - den Sieg. Deutschland landete mit Margot Hielscher und "Telefon, Telefon" auf dem vierten Platz, den sie sich allerdings mit Danièle Dupré aus Luxemburg teilen musste. Österreich erzielte bei seiner Premiere mit Bob Martins "Wohin, kleines Pony?" den letzten Rang. Lys Assia aus der Schweiz wurde Vorletzte. Aufregung verursachten vor allem die Dänen: Birthe Wilke und Gustav Winckler gaben sich auf der Bühne einen langen und intensiven Kuss. Unerhört für eine Fernsehshow in der damaligen Zeit. Schon damals sorgte das Bühnengeschehen beim Grand Prix also für ordentlich Gesprächsstoff.
