ESC-Publikum schwenkt Fahnen verschiedener Länder © NDR/Rolf Klatt Foto: Rolf Klatt

Verhaltenskodex, Awareness und Flaggen: Die Änderungen beim ESC 2025

Stand: 05.05.2025 17:10 Uhr

Beim Eurovision Song Contest 2025 in Basel ändern sich viele Abläufe: Es gibt neue Regeln für Flaggen, mehr Schutz für Teilnehmende und ein umfassendes Sicherheitskonzept.

von Selma Zoronjić

Beim Eurovision Song Contest 2025 wird nicht nur musikalisch einiges geboten – auch organisatorisch bringt das Event Neuerungen mit sich. Die Europäische Rundfunkunion (EBU), der Kanton Basel-Stadt und weitere Partner haben umfassende Maßnahmen getroffen, um den ESC "sicherer, respektvoller und zugänglicher" zu gestalten.

Ein neuer Verhaltenskodex für alle Beteiligten

Nach derKritik am ESC 2024 in Malmö zieht die EBU Konsequenzen: Erstmals wird ein verpflichtender Verhaltenskodex eingeführt. Alle Beteiligten – von Künstlerinnen und Künstlern über Delegationen bis hin zu Medienschaffenden – müssen sich zu einem respektvollen, professionellen Verhalten und zur Einhaltung lokaler Gesetze bekennen. Auch politische Instrumentalisierung des Wettbewerbs soll damit verhindert werden. Ohne Zustimmung zum Kodex gibt es keine Akkreditierung. Ergänzt wird dieser Schritt durch ein neues Sorgfaltsprotokoll, das die psychische und physische Gesundheit der Acts in den Fokus rückt. Dazu gehören:

  • weniger öffentliche Proben
  • klar geregelte Drehverbote in sensiblen Künstlerbereichen
  • angepasste Probenpläne mit mehr Erholungszeit
  • ein zentraler "Welfare Producer" als Ansprechperson für alle Teilnehmenden

Sicherheitsmaßnahmen auf höchstem Niveau

Die Sicherheitslage in Europa bleibt angespannt - und das wirkt sich auch auf den ESC aus. Basel reagiert mit einem massiven Sicherheitskonzept, das in enger Zusammenarbeit zwischen der Kantonspolizei Basel-Stadt, der Polizei Basel-Landschaft und nationalen Behörden entstanden ist.

So werden rund 1.300 Polizistinnen und Polizisten aus der ganzen Schweiz im Einsatz sein. Unterstützt werden sie von ABC-Spezialkräften, der Schweizer Armee, dem Bundesamt für Cybersicherheit (BACS), der Bundespolizei (fedpol), der Bundesanwaltschaft sowie dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG).

An allen Veranstaltungsorten gibt es Sicherheitsschleusen wie an Flughäfen. Zusätzlich werden öffentliche Bereiche wie die Eurovision Riviera oder der Square mit zwölf Überwachungskameras rund um die Uhr überwacht. Auch der Verkehr ist von den Schutzmaßnahmen betroffen, denn Straßensperrungen rund um die St. Jakobshalle sowie Umleitungen in der Innenstadt - insbesondere zur Eröffnungsparade am 11. Mai - gehören zum Sicherheitskonzept.

Die Stimmung soll darunter aber nicht leiden, denn die Sicherheitskräfte sollen sichtbar sein, aber niederschwellig agieren, um ein sicheres und trotzdem offenes Erlebnis zu ermöglichen.

Prävention statt Eskalation: Awareness und Schutz vor Übergriffen

Ein Novum beim ESC: Basel setzt auf ein dreiteiliges Schutzkonzept gegen Diskriminierung, Belästigung und Gewalt. Im Fokus steht der niederschwellige Zugang zu Hilfe für Betroffene in mehreren Sprachen.

Die drei Säulen des Schutzkonzepts:

  1. Mobile-Awareness-Teams: gut erkennbar an ihren pinkfarbenen Westen, bestehend aus geschultem Fachpersonal und Freiwilligen.
  2. Safer Spaces: sichere Rückzugsorte an vier Standorten, darunter in der St. Jakobshalle und im Eurovision Village.
  3. Eine 24-Stunden-Hotline, die von Opferhilfestellen und der Notrufstelle "Dargebotene Hand" betreut wird.

Dieses Konzept gilt als Pilotprojekt und könnte künftig auch bei anderen Großveranstaltungen in der Schweiz zum Einsatz kommen.

Öffentlicher Verkehr: 24-Stunden und 700 zusätzliche Trams

Damit die rund eine halbe Million erwarteten Besucherinnen und Besuchern Basel gut erreichen und sich vor Ort problemlos bewegen können, wird auch beim öffentlichen Verkehr aufgestockt:

  • Trams und Busse fahren rund um die Uhr
  • 700 zusätzliche Tram- und 150 Bus-Fahrten
  • 150 Extra-Züge im ganzen Land
  • kostenloser Nahverkehr in Basel für alle mit ESC-Ticket
  • Zugtickets sind vergünstigt erhältlich

Nur Länderflaggen auf der Bühne erlaubt

Die Künstlerinnen und Künstler dürfen in diesem Jahr nur noch die Nationalflagge ihres Landes auf der Bühne zeigen. Flaggen wie die Regenbogen- oder die Nonbinary-Flagge sind für die Acts nicht mehr erlaubt.
Beim Publikum gilt diese Regelung nicht, da ist die EBU sogar recht großzügig. Neben Länderflaggen dürfen auch symbolische Flaggen wie die Pride-, die Europa- oder auch die Nonbinary-Flagge mitgebracht werden - solange sie keine politischen Botschaften oder Hasssymbole enthalten. Auch die palästinensische Flagge darf in diesem Jahr von den Fans in der Halle gezeigt werden.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 17.05.2025 | 21:00 Uhr

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