Proteste und angespannte Sicherheitslage beim ESC in Malmö

Stand: 12.05.2024 04:15 Uhr

Der Eurovision Song Contest 2024 wurde überschattet von Demonstrationen und nicht enden wollenden Boykottaufrufen gegen die Teilnahme Israels am Wettbewerb. Die israelische Kandidatin Eden Golan hatte es dennoch ins Finale geschafft.

Aufgrund der Situation im Gaza-Streifen kam es immer wieder zu Protesten gegen die ESC-Teilnahme Israels. Nach Schätzungen der Polizei schlossen sich am Donnerstag, den 9. Mai, zwischen 10.000 und 12.000 Menschen den Demonstrationen an. Sie fanden unter dem Motto "Schließt Israel von der Eurovision aus". Teilnehmerin an den Protesten war unter anderem auch Klimaaktivistin Greta Thunberg. Auf Plakaten wurde unter anderem das israelische Vorgehen im Gazastreifen als "Genozid" bezeichnet. Kritik gab es unterdessen aber auch an der Europäische Rundfunkunion (EBU), da Russland aufgrund des Angriffskriegs auf die Ukraine zwar vom Wettbewerb ausgeschlossen ist, Israel hingegen ungeachtet der Vorkommnisse nicht.

Israel sicherte sich Platz im ESC-Finale

Eden Golan auf der ESC-Bühne in Malmö. © EBU Foto: Sarah Louise Bennett
Keine unbeschwerte ESC-Zeit: Eden Golan kann ihr Hotel nur für Proben und Auftritte verlassen.

Vor diesem Hintergrund hatte die israelische Teilnehmerin Eden Golan ihren Auftritt im zweiten Halbfinale mit dem Song "Hurricane" souverän gemeistert und sich einen Platz im Finale gesichert. Auch wenn der Jubel für die Israelin überwog, waren auch Pfiffe aus dem Publikum zu hören. Für den Finaltag wurden eine weitere Demonstration angekündigt. Golan konnte unterdessen aufgrund von Sicherheitsbedenken nur für Proben und Auftritte ihr Hotelzimmer verlassen. Ihr Song "Hurricane" musste mehrfach neu eingereicht werden, damit er textlich den Regularien der EBU entsprechen konnte.

Nur Ausdruck der Herkunft?

Eric Saade beim ersten Halbfinale des ESC 2024. © EBU
Eric Saade mit einem Palästinensertuch um sein Handgelenk beim ersten ESC-Halbfinale.

Nicht mal zehn Minuten des ersten Halbfinals des Eurovision Song Contests waren vergangen, da sorgte ein Auftritt schon für Gesprächsbedarf. Nachdem Eleni Foureira und Chanel die Show eröffneten, trat der ehemalige schwedische Teilnehmer Eric Saade (Drittplatzierter beim ESC 2011) trat als Show-Opener auf und erregte mit einem Tuch um sein Handgelenk die Gemüter. Er performte seinen damaligen Titel "Popular". Der Song geriet im Nachhinein in den Hintergrund, ein Detail an seinem Handgelenk allerdings nicht. Saade trug eine Keffiyeh um sein Handgelenk - ein sogenanntes Palästinensertuch, mit dem er ein Zeichen im Hinblick auf den Krieg in Gaza setzen wollte. Ein Zeichen, das von den Veranstaltern der EBU nicht mit Wohlwollen aufgenommen wurde. Denn, so wiederholt die EBU Jahr für Jahr: Der ESC sei eine unpolitische Veranstaltung. Politische Statements, sowohl in Songtexten wie als Äußerungen, sind verboten. Eric Saade äußerte sich einen Tag später über seinen Instagram-Account zu dem Auftritt. Für ihn sei das Tragen des Keffiyeh ein Ausdruck seiner Herkunft. Dass die EBU dieses Tragen als ein politisches Statement werten würde, sei für ihn rassistisch. Saade hat eine schwedische Mutter. Sein Vater ist Libanese mit palästinensischer Herkunft.

Verbotene Wörter auf Haut von Bambie Thug

Bambie Thug aus Irland auf der ESC-Bühne in Malmö. © EBU Foto: Alma Bengtsson
Bambie Thug darf keine politischen Statements auf der Haut tragen.

Auch Irlands Act Bambie Thug hatte ursprünglich vor, ein Zeichen zu setzen und auf die Situation im Gaza-Streifen hinzuweisen. Bambie hatte sich in den Proben zum ersten Halbfinale und für Pressefotos in der frühmittelalterlichen Ogham-Schrift die Wörter "Waffenstillstand" und "Freiheit" auf den Körper geschrieben. Die EBU verwies in dem Zusammenhang abermals auf die Wettbewerbsregeln und den unpolitischen Charakter der Sendung. Nach dem ersten Semi äußerte sich Thug gegenüber der britischen Nachrichtenagentur PA: "Es war sehr wichtig für mich, weil ich für Gerechtigkeit und für Frieden bin. Leider musste ich diese Botschaften in 'Krönt die Hexe' ändern, was eine Anordnung der EBU war."

Alessandra sagt als norwegische Spokesperson ab

Am Finaltag meldete sich auch Alessandra, Fünftplatzierte für Norwegen beim ESC 2023, zu Wort. Eigentlich sei sie als Spokesperson für Norwegen eingeplant gewesen, um die norwegischen Jurypunkte zu verkünden. Obwohl sie dankbar für die Möglichkeit war, verkündete sie im Hinblick auf die Situation im Gaza-Streifen auf ihrem Instagram-Kanal, dass für sie das Motto des ESC: "United By Music", in diesem Jahr nur eine leere Worthülse sei.

Dieses Thema im Programm:

ONE | Eurovision Song Contest | 09.05.2024 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Israel

2024

EBU

Politik