Aisha
"What For", 2010 in Oslo (Halbfinale)
Sendedatum: 29.05.2010 21:00 Uhr

Lettland: Aisha

von Marco Lambrecht

In der über 50-jährigen Geschichte des Eurovision Song Contest wurde bei nationalen Vorentscheiden schon viel schmutzige Wäsche gewaschen. 2010 hat es die Letten erwischt - im wahrsten Sinne des Wortes: Bei der Show Eirodziesma am 27. Februar in Ventspils platzierte die Sängerin Aisha gleich vier Wäschekörbe mitten auf der Bühne. Während ihres Auftrittes mit der Pophymne "What For" mühte sich ihr Chor redlich um ein porentief reines Ergebnis.

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Steckte hinter der kuriosen Choreographie eine provokante Symbolik? Als triumphale Siegerin wird uns Aisha die Antwort schuldig bleiben, ob sie im Falle einer Niederlage der Jury Befangenheit oder dem lettischen Fernsehen die Manipulation des Televotings vorgeworfen hätte.

Der Einfluss des berühmten Vaters

Mit Sicherheit lässt sich ausschließen, dass die 24-Jährige mit ihrer Show der Hausfrau ein Denkmal setzen will. Ihre Leidenschaft gilt nicht der Hausarbeit, sondern seit ihrer frühesten Kindheit der Musik. In den Städten Ogre und Lielvārde wuchs Aisha – mit richtigem Namen Aija Andrejeva – mit den Songs von Guns 'n' Roses und Metallica auf. Verantwortlich für die raue musikalische Sozialisation war ihr Vater Alex, Sänger der lettischen Hardrockband Opus Pro.

Aufstieg einer Künstlerin

Ihren ersten großen Auftritt als Sängerin absolvierte Aisha im zarten Alter von fünf Jahren. Beim lettischen Nachwuchswettbewerb "Cālis 91" gewann sie den zweiten Platz.

Dank der Reality-Show "Fabrika Muzikalais Teatris" konnte sich die breite Öffentlichkeit erstmals 2004 ein Bild vom Talent der damals 17-Jährigen machen. Danach ging es mit ihrer Karriere steil bergauf: Es folgten Konzerte mit Opus Pro an der Seite ihres Vaters, dem Knabenchor des Rigaer Doms sowie den lettischen Pop-Veteranen Credo. Außerdem Engagements als TV-Moderatorin, zahlreiche Musicalrollen und 2008 schließlich der endgültige Beweis für ihre Popularität: die Einlandung zur lettischen Version von "Let's Dance". Aishas Lieblingstanz ist der Paso Doble.

Sieg im dritten Anlauf 

Aisha, Lettlands ESC-Kandidatin 2010 © eurovision.tv
Aisha.

Ganz nebenbei entwickelte Aisha ein Faible für den Eurovision Song Contest. 2008 trat sie zum ersten Mal beim lettischen Vorentscheid an. Mit ihrem Song "You Really Got Me Going" musste sie sich nur der Gruppe Pirates Of The Sea geschlagen geben. Obwohl Aisha ein Jahr später mit "Hey Hey Hey Hey" wieder eine Niederlage einstecken musste, stand sie 2010 zum dritten Mal beim Eirodziesma auf der Bühne. Und diesmal strahlte sie als Siegerin mit ihrer choreographisch sauberen Wäsche um die Wette.

Beim Auftritt im Halbfinale stand die junge Sängerin Aisha klar im Mittelpunkt der Bühne. Im knappen Kimono und mit römischen Sandalen an den Füßen sang sie ihre Ballade mit schmerzvoll und nachdenklich in Falten gelegter Stirn und Lolita-Schmollmund. Doch es half alles nichts, Jury und Publikum wollten sie nicht im Finale wiedersehen. Hätte sie doch wieder ihre Wäscherinnen mitgebracht.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 29.05.2010 | 21:00 Uhr

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