Greenjolly
"Razom Nas Bahaton", 2005 in Kiew (Finale) (20. Platz, 30 Punkte)
Sendedatum: 21.05.2005 21:00 Uhr

Ukraine: Greenjolly

Völlig überraschend hatte das Männer-Duo von Greenjolly im nationalen Vorentscheid der Urkaine das Rennen für sich entschieden und damit die gesamte Veranstaltung in Frage gestellt. Denn das Gastgeberland des diesjährigen Eurovision Song Contest hatte in einer ebenso teuren wie langwierigen Prozedur 15 Finalisten erkoren, in allerletzter Minute aber noch vier Teilnehmer per Wildcard eingeschleust. Unter ihnen: die Jungs von Greenjolly, die Ende 2004 im Zuge der "Orangen Revolution" in der Ukraine den Protest-Hit" Razom Nas Bahato" ("Zusammen sind wir viele") landeten.

Greenjolly vertrat die Ukraine beim ESC 2005 © dpa Foto: Ulrich Perrey
Der politische Song "Razom Nas Bahaton" kam auf den 20. Platz.

Der 36-jährige Roman Kalyn und sein vier Jahre jüngerer Kollege Roman Kostjuk hatten den Hiphop-Titel, mit dem die beiden nun auch in Kiew beim Heim-Grand-Prix antraten, im Dezember vergangenen Jahres binnen vier Stunden geschrieben. "Wir wollten nur unseren politischen Standpunkt zum Ausdruck bringen", so Kalyn im "Stern" und ergänzte: "Keiner hat an Geld gedacht." So wurde der Titel auch wochenlang nur im Internet verbreitet, es gab weder Platten- noch Werbevertrag.

In der ukrainischen Musikszene waren Roman Kostyuk und Roman Kalyn zuvor keine Unbekannten. Die beiden kennen sich seit 1992. In ihrer ersten gemeinsamen Band Nemamarli kombinierten sie schnellen Reggae mit Einflüssen ukrainischer Musik. Später schwenkten sie um auf rockige Balladen. 1997 gründeten sie ihre erste eigene Band, Greenjolly. In den vergangenen Jahren gewannen sie zahlreiche Auszeichnungen bei nationalen Musikwettbewerben. Kostyuk arbeitet als Producer bei einem Radiosender, Kalyn ist Moderator bei einem lokalen Fernsehsender. Seit Februar dieses Jahres gehört auch Andriy Pisetskyi der Band an. Der Keyboarder und Saxophonist ist ein langjähriger Freund der Band.

Keine Politische Parolen auf der Bühne erlaubt

Nach Einschreiten der European Broadcasting Union wurden Greenjolly im Vorfeld des ESC gezwungen, große Textpassagen ihres Protest-Songs zu ändern. Der Inhalt sei zu politisch, so die Verantwortlichen. Der Song war vor allem zusammengesetzt aus Parolen der damaligen ukrainischen Opposition um Viktor Juschtschenko. Der politische Touch des Hiphop-Titels blieb jedoch in der ESC-Fassung von "Razom Nas Bahato" erhalten. Textpassagen in englischer, aber auch in deutscher, spanischer und französischer Sprache ließen keinen Zweifel am revolutionären Inhalt des Songs. Tänzer in Handschellen, die sich gegen Ende des Songs schließlich von ihren Fesseln befreit hatten, machten die politische Botschaft zusätzlich geradezu überdeutlich.

Außerhalb der Ukraine konnte das Publikum offenbar nicht viel mit dem revolutionären Aufruf des Duos anfangen. Titelverteidiger Ukraine stürzte regelrecht ab und landete auf Platz 20. 

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 21.05.2005 | 21:00 Uhr

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