Stand: 27.03.2014 10:29 Uhr

Elaiza bei den Großen

Helene Fischer & Band - Sängerin, Schlagerstar, Moderatorin, Tänzerin - zu Gast in der NDR Talk Show am 14.03.2014 © NDR/Uwe Ernst Foto: Uwe Ernst
Der Superstar Helene Fischer moderiert die Echo-Preisverleihung in Berlin.

Der Echo ist keine ungewichtige Show. Prämiert werden die erfolgreichsten Acts des vergangenen Popjahres - das heißt, undurchsichtiges Jurywerk kommt nicht entscheidend zum Zuge: Wer bevorzugt welche Sängerin oder welchen Sänger warum und mit welchen Interessen? Es gibt im Hintergrund eine Auswahlkommission, aber an Helene Fischer kommen sie ohnehin nicht vorbei. Sowohl mit ihrem Album als auch mit einer Single ist sie all ihren Kollegen und Kolleginnen weit voraus, dass es schon, nun ja, seltsam wäre, erhielte sie diese Trophäe nicht.

Hattrick für Helene

Im Übrigen moderiert die große Helene wieder - und ich empfehle diese Show heute Abend nicht, weil man ein paar Tränchen weinen könnte - da doch die ewige Grand-Prix-Hoffnung der Fans, eben jene Helene Fischer auch in Kopenhagen nicht dabei sein wird. Nein, die einst in den fernen Weiten der früheren Sowjetunion geborene Sängerin ist offenbar schon viel zu groß.

Immerhin: Sie wird durch den Abend, live aus einer Halle der Berliner Messe am Funkturm, führen. Okay, schön wird es gewiss werden, wenn sie mit James Blunt im Duett singt, wenn Die Fantastischen Vier auftreten, die Sportfreunde Stiller und so weiter und so glamourös. Was den Echo selbst anbetrifft: Er möge, wenn die Kameras ins Publikum schwenken, nicht so aussehen, als müssten die Künstler und Künstlerinnen einen Pflichttermin ihrer Branche wahrnehmen. Und wenn sie nicht wissen, wie man Lebendigkeit spielt, empfehle ich Clips von der jüngsten Oscar-Verleihung. Vielleicht probiert Helene Fischer ja auch, ein Selfie mit anderen Teilnehmern aufzunehmen.

Wie machen sich Elaiza im Kreis der Branchenführer?

Elaiza posieren in einem Fahrstuhl in Berlin © dpa bildfunk Foto: Kay Nietfeld
Die deutschen ESC-Teilnehmerinnen Elaiza posieren in Berlin für Fotografen - und werden dort bei der Echo-Preisverleihung auftreten.

Worauf es mir ankommt: Seit 2009, mit Alex Christensen (Alex Swings Oscar Sings) werden beim Echo die deutschen ESC-Hoffnungsträger bewusst und als solche vorgezeigt. Dieses Jahr sind Elaiza dabei - und mir geht bei dieser Gelegenheit immer die Frage durch den Kopf: Wie machen die sich im Kreis der Branchenführer? Sieht es klein und ungeübt aus, wenn sie da ein wenig die Luft der versammelten Etabliertheit schnuppern?

Ist es ein schlechtes Omen womöglich, dass die einzige, die bei einer Echo-Preisverleihung als ESC-Kandidatin nicht mitmachte, Lena mit "Satellite" war - was aber nur daran lag, dass damals die spätere ESC-Siegerin als Gewinnerin von "Unser Star für Oslo" noch nicht gekürt war, als der Echo zelebriert wurde. Ansonsten: Roman Lob, Lena 2011 als Echo-Siegerin mit "Taken By A Stranger" und Cascada waren dabei - und, wenn ich das richtig erinnere, Roman Lob bekam besonders warmen Applaus.

Drei Frauen mit Ohrwurm

Heute also Elaiza, für die es, würden sie im nächsten Jahr ausgezeichnet werden, keine für mich stimmige Kategorie gibt. Was sind sie denn - außer schon jetzt populär? Pop? Wahrscheinlich. Heavy Metal? No way. Light Metal? Auch nicht. Volksmusik? Nicht im Sinne seiner Erfinder, aber vielleicht: moderne europäische Volksmusik, populär performt? Ich vermute, sie werden heute Abend freundlichst von Helene Fischer angesagt: drei Frauen mit Ohrwurm im Zirkel der chartmäßig Besten.

P.S.: In der Kategorie "Volkstümliche Musik" - wobei ich bei der Gelegenheit mich natürlich frage, was an Shakira oder den Fantastischen Vier nicht volkstümlich sein soll - konkurrieren die Kastelruther Spatzen diesmal ernsthaft. Sie stehen nicht als Sieger fest, gegen sie stehen einer der erfreulichsten Acts der Vorentscheidung zum ESC neulich: Santiano. Als Norddeutscher würde ich mich sehr freuen, wenn die nach 2013 da noch mal gewinnen würden.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 10.05.2014 | 21:00 Uhr