Stand: 10.12.2013 11:49 Uhr

Gut, dass Polen doch dabei ist!

Magdalena Tul für Polen im ersten Halbfinale © NDR Foto: Rolf Klatt
Zuletzt hat Polen 2011 Magdalena Tul ins Rennen geschickt. Ohne großen Erfolg, sie scheiterte im ersten Halbfinale.

In europäischer Hinsicht ist das die beste Nachricht dieser Tage: Polens TV-Gesellschaft TVP wird allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz doch in Kopenhagen dabei sein. Nach zwei Jahren Pause sind unsere Nachbarn also wieder mit von Partie. Und das konnte kaum mehr erwartet werden, denn der Sender, sparbewusst und quotenorientiert, wollte eigentlich nicht so recht. 2012 verzichtete man, weil das Land gemeinsam mit der Ukraine Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft der Männer war – und keine Produktionskapazitäten und kein Geld für den ESC mehr vorhanden waren. Dieses Jahr wiederum wollte man nicht, weil – auch wegen mangelnder Erfolge - das Jahr Verzicht nicht dazu führte, dass der ESC in Polen vermisst wurde. Und so schien die Entscheidung festzustehen: Nein, Polen wird keine Delegation zu schicken: Kopenhagen – ohne uns!

Aber die Reference Group, das Zentralkomitee des ESC, mühte sich tüchtig, TVP doch zum Mitmachen zu bewegen: 20 Jahre nach der EU-Osterweiterung, außerdem in jenem Jahr, da der Erste Weltkrieg sich zum 100. Mal jährt – da dürfte Polen beim Kulturprojekt Europas schlechthin nicht fehlen. Jan Ola Sand, Direktor des Fernsehprojekts ESC, sagte: “Wir hatten einen langen und konstruktiven Dialog mit unseren polnischen Kollegen. Ich bin nun glücklich, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat und TVP mit neuer Energie am ESC teilnehmen wird.”

Vielleicht hat meine Freude auch mit meiner besonderen Vorliebe für dieses östliche Nachbarland zu tun. Für Warschau, für Danzig, Lodz, Breslau und Stettin, wo freundliche und ziemlich ehrgeizige und fitte Menschen leben. Die Landschaft mit ihrer Weite überzeugt sowieso. Das Land, vielleicht gelegentlich eine Spur zu katholisch und lebensstilvorschreibend, aber die ESC-Geschichten, die Polen schickte, waren oft von anbetungswürdiger Qualität. Nicht nur Edyta Gorniak beim Debüt ihres Landes 1994 in Dublin, auch das Stimmwunder namens Justyna Steczkowska, die 1995, ebenfalls in der irischen Hauptstadt, mit einer der schrägsten und verstörendsten Nummern der ESC-Geschichte gleich an Startnummer 1 aufwartete. Mit “Sama” wurde sie zwar nicht Zweite, wie die Gorniak mit ihrer Divennummer, lediglich mit 15 Punkten auf den 18. Rang gepackt, aber es war groß, weil es eigen und klasse gesungen war.

Aus Norwegen und Dänemark kamen im Sommer Ansagen, man wolle für das Jahr 2014 auf die musikalische Qualität besonders achten. Ich wünsche mir, dass Polen nächstes Jahr mindestens so besonders und verzaubernd daher kommt wie in Baku die Albanerin Rona Nishliu und ihr Lied “Suus”: Dann nehmen wir auch die zweijährige Abstinenz nicht mehr übel.

 

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 10.05.2014 | 21:00 Uhr