Stand: 06.06.2013 11:41 Uhr

Wo kommt das ESC-Raumschiff nieder?

Die neue Oper in Kopenhagen © picture-alliance/ dpa Foto: Lars Schmidt
Die Oper in Kopenhagen. Es ist längst nicht klar, ob der ESC 2014 in der dänischen Hauptstadt stattfinden wird.

Das ist, nachdem die eurovisionären Nachwehen um die Punktewertungen des 58. Eurovision Song Contest langsam verebben, die wichtige Frage vor den Sommerferien: Wo wird im kommenden Jahr der ESC stattfinden? In den drei vergangenen Jahren kam die Ortswahl zweimal einer Überraschung gleich: Der NDR entschied sich – wie sich zeigte - klugerweise für Düsseldorf und damit gegen Berlin, Hamburg und Hannover. Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt hatte etwas zu bieten, was auch Malmö in petto hatte: die Fokussierung einer Stadt auf dieses Event. In Hamburg, Berlin und ebenso in Stockholm wäre der ESC ein Monsterveranstaltungsding unter anderen gewesen, in der schwedischen Hauptstadt in direkter Konkurrenz zur Eishockey-WM. Trotzdem hatte Malmö, wie auch Düsseldorf, etwas zu bieten, was quasi der Grundstandard eines modernen Eurovisionsfestivals ist: eine große Halle. Denn bei aller Liebe zur Sparsamkeit – so das Programm des schwedischen Fernsehens SVT für Malmö – gilt eine Halle, die die vielen Ticketwünsche befriedigen kann, als Kern aller Mühen.

In dieser Hinsicht jedoch wird es in Dänemark schwierig. In Kopenhagen ist ein Hallenprojekt beschlossen worden. Sie soll zwischen Innenstadt und Flughafen gebaut werden - aber zu realisieren ist diese Veranstaltungshülle bis zum kommenden Jahr nicht. Das Parken-Stadion, in dem der ESC 2001 zelebriert wurde und das für diesen Zweck eigens überdacht wurde, gilt inzwischen als ESC der kalten Art. Kaum Atmosphäre, lärmende Bierhallengeräusche, recht entlegene Medienarbeitsbereiche: Mit knapp 40.000 Zuschauerplätzen viel zu groß, vielleicht nicht für das Finale, aber bestimmt für die Generalproben und die Semifinals, für die ja auch Tickets verkauft werden sollen.

Auf der offiziellen internationalen Website des ESC sind nun jene Städte benannt worden, welche “host city”, also Gastgeberstadt, sein möchten. Kopenhagen nämlich ist auf keinen Fall gesetzt. Da auch der 59. ESC ein eher schmal budgetierter werden soll, könnten es auch andere dänische Gemeinden ernsthaft überlegen, ihren – salopp gesagt – Hut in den Ring zu werfen.

Etwa Herning. Ein Flecken mitten in Jütland, gelegen zwischen Nordsee und Aarhus, eine der größten Städte Dänemarks. Eine Messestadt, mit einer Halle für 15.000 Besucher, das heißt für 8.000 Zuschauer, denn ein Großteil der Arena wird für TV-Aufbauten benötigt werden. Herning hat eher begrenzte Hotelkapazitäten, aber Aarhus – eine sehr schöne Stadt – und Silkeborg könnten die Herbergen bieten, die es in Herning nicht gibt. Es wäre ein wenig so wie in Millstreet 1993. Man wohnt in Cork, pendelt aber täglich zur Halle. Klingt mühselig? Wäre es! Aber, in Herning gewann Emmelie de Forest die dänische Vorentscheidung. Allerdings hätte mit diesem Argument der ESC nach Lena in Hannover stattfinden müssen …

Aalborg hingegen hätte eine noch kleinere Hallenvariante zu bieten, die Gigantium Arena am Stadtrand. Dort, wo Chanée & N’evergreen 2010 mit “In A Moment Like This” gewannen – eine sehr hübsche Stadt, ganz im Norden Jütlands, fast näher an Norwegen als an Schleswig-Holstein. Okay: Lebendige Metropole, nette Menschen, aber womöglich zu wenig Hotels und Pensionen. Obwohl, Ferienhütten, typisch dänisch, gäbe es außerhalb von Aalborg hinreichend.

Fredericia und Horsens liegen ebenfalls in Jütland - und auch sie möchten ihre Chance suchen. Mit Hallen im Messeformat, hässlich von außen, sehr schmucklos sogar, dafür funktional für TV-Übertragungen. Ich würde tippen: Beide Kommunen bewerben sich, weil schon das Licht der offiziellen Kandidatur sie erhellen kann. Dass sie den Zuschlag kriegen, so unwahrscheinlich wie - zumindest momentan – eine Finalteilnahme, oder gar Sieg San Marinos beim ESC.

Auffällig in diesem Tableau ist, dass es nicht viel mehr exotische Orte gibt, die den ESC 2014 unbedingt ausrichten möchten. Warum nicht auf Bornholm, der schönen Insel in der Ostsee? Freiluftzelte an der Steilküste – die hätten doch was. Oder in Helsingör, wo “Hamlet” spielt, inklusive Partylocation “Louisiana”, der berühmten Kunsthalle vor der Stadt? Oder Esbjerg, dem Fischereizentrum an der Nordsee: Warum nicht mit rauem Klima und grauem Himmelsdesign werben? Wo ist der dänische Mäzen, der noch einen ganz anderen Platz “erfindet”? So wie es 1993 einen gab, der in einer Pferdeauktionshalle irgendwo im Matsch von Südirland das Ding hochziehen ließ?

Eine Idee aber scheint mir völlig abwegig, gleichwohl ist sie im Rennen: Malmö! Die Stadt trennt von Dänemark nur eine Brücke, die Halle ist erprobt. Man müsste nicht viel investieren. Allein: Es ist Schweden. Letztlich, bei aller guten Nachbarschaft, ist unter Dänen dies die unmöglichste Variante: Sich womöglich von Schweden helfen lassen, weil man selbst nix Gescheites parat hat.

Mit einer Entscheidung ist nicht vor dem frühen Herbst zu rechnen, heißt es. Frühere Bekanntgaben aber nicht ausgeschlossen!

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 10.05.2014 | 21:00 Uhr