Die Stunde der Wahrheit
Jetzt geht es Schlag auf Schlag: In drei weiteren Ländern stehen die Titel fest, mit denen sie beim Eurovision Song Contest in Malmö antreten. In Spanien, Georgien und Kroatien war zwar bereits bekannt, welche Künstler zum internationalen Musikwettbewerb fahren, der konkrete Song fehlte aber bisher. Nun haben sich die drei Nationen entschieden. Während Spanien über das Lied abstimmen ließ, stellten Georgien und Kroatien ihre Zuschauer vor vollendete Tatsachen.
Keltische Klänge aus Spanien
Nicht einmal mehr einen Sendeplatz am Wochenende wollte das spanische Fernsehen für den nationalen Vorentscheid "Destino Eurovisión" freiräumen. Dabei hatte man mit El Sueño de Morfeo eine Gruppe verpflichtet, die dank ihrer eingängigen Mischung aus Pop, Folk-Rock und keltischen Elementen seit 2004 nicht mehr aus den spanischen Hitparaden wegzudenken ist. Eine dreiköpfige Jury ergänzte die mit bis zu zwei Euro pro Anruf ausgesprochen kostspielige Publikumswertung - darin neben einer gertenschlanken Rosa (Spanien 2002) auch der italienische Teilnehmer Marco Mengoni, der bizarrerweise den Titel für seine eigene Konkurrenz mit auswählen durfte. Aus der erfreulich kurzweiligen Show ging einstimmig "Contigo hasta el final" ("Mit dir bis zum Ende") als unaufgeregter Siegersong hervor, der in Malmö einen schönen musikalischen Farbtupfer setzen wird.
Schwedischer Schmachtfetzen aus Georgien
Bereits Ende Dezember hatte das georgische Fernsehen verlautbart, dass das Duo Sopho Gelovani und Nodiko Tatishvili (alias Sophia und Nodi) das Kaukasusland in Malmö vertreten wird. Knapp zwei Wochen später wurde bekannt gegeben, dass "Euphoria"-Komponist Thomas G:son als Songschmied für die beiden Casting-Sternchen zugesagt hat. Erik Bernholm, der auch schon an den Beiträgen für Dänemark 2010 und Spanien 2012 mitarbeitete, wurde als Verstärkung dazugeordert. Mit routiniert getakteten Informationshäppchen und Snippets hielt man Fans und Publikum in den folgenden Wochen bei Laune, um das Opus "Waterfall" schließlich ohne viel Brimborium im Rahmen des täglichen Morgenmagazins vorzustellen. Die auf plakative Stimmgewalt getrimmte Ballade ruft in ihrer Öligkeit Erinnerungen an die weißrussische Schmetterlingsflügel aus 2010 wach, hat also keine schlechten Qualifikationschancen.
Kunstvolle Klapa aus Kroatien
Der Eurovision Song Contest bildet. Vor der Entscheidung des kroatischen Fernsehens, sich in diesem Jahr auf die eigenen kulturellen Wurzeln zu besinnen und eine Klapa nach Malmö zu schicken, dürfte kaum jemand außerhalb des Balkans diese speziell dalmatische Form des polyphonen Gesangs gekannt haben. Die besten Klapas (Vokalgruppen) des Landes wurden gecastet, um daraus eine sechsköpfige "Super Klapa" zu formen, die den von Goran Topolovac geschriebenen Titel "Mižerija" ("Leid") besonders emotional zu singen vermag - schließlich handelt es sich um ein tragisches Liebeslied. Allzu großes Vertrauen in den kunstvollen Gesang, der mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit zählt, scheint man allerdings nicht zu haben, sonst wäre der Klapa S Mora, wie die Gruppe nun offiziell heißt, das aufgesetzte Rhythmus-Playback erspart geblieben.