Stand: 06.05.2014 15:05 Uhr

Millionen-Loch in der ESC-Kasse

von Jörg Jacobsen

Der Eurovision Song Contest in Kopenhagen wird teurer als ursprünglich geplant. Offenbar haben sich die Ausrichter der größten Fernsehproduktion in der Geschichte des Landes ordentlich verrechnet. Dänische Medien berichten, dass der Planungsgesellschaft etwa drei Millionen Euro fehlen.

Ein Altbau mit Tücken

Die B&W Hallerne im Hafengebiet von Kopenhagen © DR Foto: Lone Kröning Mogensen
Das Industriegebiet auf der Halbinsel ist nur über eine Straße oder per Schiff erreichbar.

Das Industriegebiet auf einer Halbinsel im Hafen der dänischen Hauptstadt ist kein leichtes Terrain. Der Umbau der ehemaligen B&W-Werfthallen in ein modernes Fernsehstudio war schwieriger als gedacht. Dafür haben die Projektplaner bereits 1,7 Millionen Euro mehr ausgegeben als sie wollten. Mit knirschenden Zähnen hatten die Kopenhagener Stadtpolitiker im Frühjahr zugestimmt, die Extraausgaben zu übernehmen. Jetzt sollen sie erneut Steuergelder freigeben, um offene Rechnungen zu begleichen.

Droht der Planungsgesellschaft die Insolvenz?

Ohne Hilfe droht der städtischen Planungsgesellschaft Host City Copenhagen (HCC) die Insolvenz, berichtet eine dänische Zeitung. Aufgabe der HCC ist der Umbau und der Betrieb der Halle - eigens für den Eurovision Song Contest. Laut Bericht fehlen knapp 23 Millionen Kronen, also etwa drei Millionen Euro. Bestätigen will HCC die Zahlen nicht. Nur so viel: "Die Entscheidung für die alte Schiffswerft hat zu massiven Herausforderungen geführt, die unser Budget belasten", sagt HCC-Sprecher Emil Spangenberg.

Dänischer Rundfunk leiht der Stadt Geld

Ein verbeultes Auto liegt vor der B&W-Werfthalle in Kopenhagen. © NDR / Rolf Klatt Foto: Rolf Klatt
Rund um die ehemalige Werft-Halle liegt noch jede Menge Schrott.

Um die drei großen Fernsehsendungen nicht zu gefährden ist der ausrichtende dänische Sender DR eingesprungen. Er leiht der städtischen Gesellschaft Geld, um die letzten Arbeiten an der Halle zu bezahlen. Wie viel, ist unklar. "Die Veranstaltung ist noch nicht zu Ende", heißt es aus Kreisen des Senders. Zur Zeit streitet die Planungsgesellschaft HCC noch mit einem Bauunternehmer, der die defekte Kanalisation auf der Halbinsel Refshaleøen repariert hat. Offenbar sind die Kosten viel höher als gedacht. "Der Streit wird keinen Einfluss auf die HCC, die Shows oder andere Aktivitäten in Kopenhagen während des Eurovision Song Contest haben", sagt Sprecher Emil Spangenberg. Auch der Sicherheitsdienst ist laut Medienberichten teurer. Die Planer waren von 120.000 Euro ausgegangen. Jetzt soll der Service etwa sechs Mal so viel kosten.

Diesel-Abgase in der europäischen Umwelthauptstadt

Umweltschützer und Politiker kritisieren zudem den Einsatz von Dieselgeneratoren auf der Eurovision-Insel. 26 brummende Aggregate produzieren Strom für die Halle - und jede Menge Abgase. Kopenhagen ist in diesem Jahr europäische Umwelthauptstadt und hat sich einen grünen und nachhaltigen ESC auf die Fahnen geschrieben. "Aus Energie- und Klimasicht sind so viele Generatoren aber eine Katastrophe", sagte Kåre Press-Kristensen von der Organisation Det Økologiske Råd der dänischen Zeitung Politiken. Wie viele Liter Diesel jeden Tag verbrannt werden, wollte die Planungsgesellschaft HCC auf Nachfrage nicht beantworten. Nach Ansicht des Senders DR geht es ohne die Dieselmotoren nicht. "Eine stabile Stromversorgung ist schlichtweg eine Vorraussetzung für so eine Fernsehsendung in der Größenordnung", sagte Produzentin Pernille Gaardbo.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 10.05.2014 | 21:00 Uhr