Stand: 12.03.2017 14:36 Uhr

Robin Bengtsson ist Schwedens Kandidat für Kiew

Robin Bengtsson, Gewinner des schwedischen ESC-Vorentscheid Melodifestivalen © Stina Stjernkvist/SVT Foto: Stina Stjernkvist
Die Siegespose kann er schon mal: Robin Bengtsson gewinnt den schwedischen Vorentscheid und fährt zum ESC nach Kiew.

Für viele ESC-Fans ist diese Vorentscheidung die wichtigste und glamouröseste eines ganzen Eurovisionsjahres: Das Melodifestivalen Schwedens, kurz "Melfest", genießt auch wegen der zwei schwedischen Siege in jüngerer Zeit (Loreen, 2012 in Baku und Måns Zelmerlöw, 2015 in Wien) einen superben Ruf. Wer im Abba-Land gewinnt, wird auch international sehr weit vorne landen. Man darf an dieser These seit Samstag Zweifel haben. Gewonnen hat am Ende Robin Bengtsson, 26 Jahre, mit dem Lied "I Can't Go On". Der junge Mann aus Svenljunga - ein Nest zwischen Jönköping und Göteborg im südwestlichen Teil des Landes - siegte, weil er von den elf internationalen Experten die meisten Punkte erhielt. 20 mehr als der bei den Juroren auf dem zweiten Platz liegende Nano mit "Hold On", einer elektronisch aufgekämmten Hymne. Zwar lag Nano beim Televoting vorne, doch reichten die wenigen Prozentpunkte Vorsprung bei der "Volxabstimmung" auf Bengtsson nicht, um diesem noch die Fahrkarte nach Kiew zu entwinden. Somit gewann das Melodifestival in der Stockholmer Friends Arena erstmals seit sehr langer Zeit ein Act, der nicht der allerliebste des Publikums war (und ist).

Publikumssieger nicht nach Kiew

Die Show selbst war, stilistisch gesehen, ein Sammelsurium an Konfektionellem. Überraschendes war nicht darunter, selbst Nanos Nummer, die immerhin nicht den zum Mitklatschen anregenden Kirmesmusiktouch bediente, erging sich schließlich in schnellerem Tempo: Alles hatte die Anmutung von Durchschnittlichkeit, diese aber vorzüglich an den Mischpulten arrangiert. Die Perfektion lag am nächsten beim Sieger, bei Robin Bengtsson, sein "I Can't Go On" klingt wie die Summe aller schwedischen ESC-Produktionen der vergangenen 20 Jahre - von Loreens "Euphoria" abgesehen: Ein Tonbrei, dargeboten von einer Art Boygroup mit Führungsfigur, eben Bengtsson, der Performer. Magisch, interessant, besonders oder wie eine Nummer mit Pfiff klang gar nichts.

Robin Bengtsson, Gewinner des schwedischen ESC-Vorentscheid Melodifestivalen © Stina Stjernkvist/SVT Foto: Stina Stjernkvist
"I Can't Go On" heißt der Song, den Bengtsson in Kiew singt. Hoffentlich kein düsteres Omen im Hinblick auf seine erfolgreichen Vorgänger.

Alle vier Acts, die noch über die Hoffnungsrunde eine Woche zuvor ins Finale gelangten, fanden sich am Ende auf den letzten Plätzen wieder, der Allerletzte aber wurde der hochbetagte Owe Thörnqvist mit "Boogieman Blues". Rätselhaft, weshalb er in seinem Semi ins Finale gewählt worden war. Die zuvor gehypten Nummern von Jon Henrik Fjällgren feat. Aninia, Mariette, Benjamin Ingrosso, Wiktoria und Ace Wilder fanden sich unter ferner sangen: Von allen Grauen scheint Robin Bengtsson noch am ehesten geeignet, die Idee der schwedischen Exzellenz beim ESC nicht vollends zu blamieren. Die Show selbst war wie ein Abbild des Konkurrenzfeldes selbst: Die Moderatoren David Lindgren, Clara Henry und Hasse Andersson trugen ihre Textlein brav vor, Lindgren sang Musicaleskes in den Abstimmungspausen, Clara Henry auch - und in einem Filmchen, der in Schweden gewiss als witzig durchging, kam auch noch Alexander Rybak zu Ehren. Der Höhepunkt war eine uninspiriert vorgetragene Popballade von Zara Larsson, momentan international bekannteste Künstlerin des Landes.

Wettbüros keine Garanten für gute Platzierungen

In den Wettbüros liegt Schweden aktuell auf dem dritten Platz - aber das muss nichts heißen, denn dieses Land lag dort auch schon vor dem Endergebnis des Melodifestivalens. Diesem sechsfachen Siegerland des ESC wird eben von den Zockern zugetraut, garantiert vorne zu liegen. Gut möglich, dass dieses Vertrauen dieses Jahr mit Geldverlusten bestraft wird.

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