Stand: 22.04.2016 13:54 Uhr

Rumänien vom ESC 2016 ausgeschlossen

von Jan Feddersen
Der rumänische Sänger Ovidiu Anton in Lederjacke © TVR / Ioana Chiriță
Darf beim ESC 2016 nicht für Rumänien antreten: Ovidiu Anton.

Für Ovidiu Anton ist es eine schockierende Nachricht: Die European Broadcasting Union (EBU) hat ab sofort den rumänischen Sender TVR von allen gemeinsamen Projekten und Übertragungen ausgeschlossen. Gerüchte gab es schon in den vergangenen Tagen über diesen noch nie dagewesenen Fall - jetzt hat das öffentlich-rechtliche Sendernetznetzwerk Europas diese Nachricht bestätigt.

Grund für den Ausschluss, der nicht nur den Eurovision Song Contest, sondern auch die EBU-Übertragungsrechte für die Fußball-EM in Frankreich im Juni und die Olympischen Sommerspiele im August in Rio de Janeiro betrifft: Schulden des rumänischen Senders bei der EBU in Gesamthöhe von 16 Millionen Schweizer Franken (rund 14,5 Millionen Euro). Seit Januar 2007 habe der rumänische Rundfunk TVR Schulden angehäuft, so die EBU. In den vergangenen Tagen hatte sie dem Sender eine letzte Frist gesetzt. TVR selbst versuchte, um wenigstens die Teilnahme am ESC in Stockholm zu ermöglichen, eine Regierungsbürgschaft zu erwirken - vergebens.

EBU: "Bedauerliche Entscheidung"

EBU-Generaldirektorin Ingrid Deltenre teilte in einer Pressemeldung mit: "It is regrettable that we are forced to take this action. We are disappointed that all our attempts to resolve this matter have received no response from the Romanian government. In recent weeks the EBU has taken note of the Ministry of Finance's suggestion that TVR may be placed into insolvency proceedings which may in turn lead to a profound restructuring of the broadcaster. The EBU is a not-for-profit association which represents 73 Public Service Broadcasters in 56 countries. The continued indebtedness of TVR jeopardizes the financial stability of the EBU itself."

In Kurzform auf Deutsch: "Es ist bedauerlich, dass wir zu dieser Maßnahme gezwungen wurde. Wir sind enttäuscht, dass alle Versuche, die Sache zu lösen, von der rumänischen Regierung nicht beantwortet wurden." Im letzten Satz zur Erklärung heißt es: "Die EBU ist eine Non-Profit-Organisation, in der 73 öffentlich-rechtliche Sender in 56 Ländern Mitglied sind. Die kontinuierliche Verschuldung von TVR gefährdet die finanzielle Stabilität der EBU selbst."

Es sei leider keine Lösung gefunden worden, sagte ein rumänischer Regierungssprecher zu der Situation. Bukarest habe erst vor wenigen Tagen vom Ernst der Lage erfahren.

Eine Enttäuschung für rumänischen Teilnehmer

Jon Ola Sand, Executive Supervisor der EBU, bei einer Pressekonferenz. © EBU Foto: Sander Hesertmann
Rumäniens Ausschluss habe keine Folgen für den ESC, äußerte Jon Ola Sand.

ESC-Generaldirektor Jon Ola Sand teilte zu diesem Fall mit: "Das ist natürlich enttäuschend für den Künstler und auch für unsere Kollegen von TVR - und auch für das rumänische Publikum und die Fans. Für den Contest selbst wird diese Entscheidung keinerlei Folgen haben." Und Martin Österdahl vom schwedischen Sender SVT, Chefproduzent der drei ESC-Shows in Stockholm, sagte: "Eine unglückliche Entscheidung. Wir hatten uns auf die rumänische Delegation gefreut. Nun ändern wir den Probenplan für das zweite Semifinale, an dem Rumänien teilnehmen sollte."

Auf seiner Facebookseite reagierte Ovidiu Anton enttäuscht und fassungslos auf den Ausschluss seines Landes.

Ovidiu Anton wäre mit seinem bombastischen Lied der zwanzigste rumänische ESC-Teilnehmer seit 1993 gewesen. Zweimal wurde das einst zur sozialistischen TV-Kette Intervision gehörende Land Dritter - 2010 mit Paula Seling & Ovi und 2005 mit Luminita Anghel & Sistem.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2016 | 21:00 Uhr

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