Marianne Rosenberg: Fünf ESC-Vorentscheide ohne Erfolg
Marianne Rosenberg ist wohl eine der ungewöhnlichsten Künstlerinnen der deutschen Musikszene. Seit den 70er-Jahren ist sie als Musikerin erfolgreich - seitdem hat sie sich mehrmals neu erfunden. Das Image der braven Schlagersängerin mit der glockenhellen Stimme, das ihr in den ersten Jahren ihrer Karriere hartnäckig anhaftet, streift sie im Verlauf ihrer Karriere ab. "Was ich mache, hat mit Schlager nichts zu tun!", sagt die Musikerin, die sich heute selbst als Popsängerin sieht.
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"Er gehört zu mir" trällert Marianne Rosenberg mit ihrer glockenhellen Stimme 1975 beim deutschen Vorentscheid ...
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... und fällt damit bei der Jury durch. Der Song wird dennoch zum Kulthit.
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1980 tritt Marianne bereits zum vierten Mal an, um sich für den Grand Prix zu qualifizieren. Wieder ohne Erfolg.
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1982 dann ein letzter Versuch mit dem Ralph-Siegel-Titel "Blue-Jeans-Kinder". Und wieder scheitert Marianne Rosenberg.
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Ihrer Karriere hat das bis heute nicht geschadet, ...
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... Marianne Rosenberg ist Kult - genau wie ihre Musik.
Durchbruch der 16-jährigen Marianne mit dem Song "Mr. Paul McCartney"
Marianne Rosenberg, Jahrgang 1955, kommt aus einer Künstlerfamilie. Ihr Vater Otto Rosenberg, Auschwitz-Überlebender und langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg, ist ein aus Ungarn stammender Tänzer. Schon als Fünfjährige nimmt er sie in Bars mit, hebt sie auf den Tisch und lässt sie vor den Gästen singen. Als 15-Jährige wird Marianne bei einem Nachwuchswettbewerb entdeckt und erhält gleich einen Plattenvertrag. 1971 legt sie mit der Single "Mr. Paul McCartney" einen ersten Hit hin. Es folgen in den 70er-Jahren Fernsehauftritte, "Bravo"-Titelseiten und mehrere erfolgreiche Alben.
Kulthit "Er gehört zu mir" fällt bei ESC-Vorentscheid durch
1975 nimmt Marianne Rosenberg zum ersten Mal am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teil. Mit ihrem Titel "Er gehört zu mir" landet sie jedoch nur auf Platz 10. Der Song wird trotzdem ein Hit und gehört heute zu den unsterblichen 70er-Jahre-Klassikern. 1976 singt sie beim luxemburgischen Vorentscheid den Titel "Tout peut arriver au cinéma", scheitert aber erneut, obwohl die deutsche Version "Lieder der Nacht" kurz darauf ebenfalls ein Hit wird. Zwei weitere gescheiterte Anläufe folgen beim deutschen Vorentscheid 1978 mit "Nein, weinen werd' ich nicht" und 1980 mit "Ich werd' da sein, wenn es Sturm gibt". 1982 dann ein letzter Versuch: Marianne Rosenberg tritt mit dem Ralph-Siegel-Song "Blue-Jeans-Kinder" an, kommt aber wieder nur auf einen der hinteren Plätze. Später wird sie über den Titel sagen: "Es gibt nicht viel in meinem Leben, was ich bereue, aber diesen Song hätte ich nicht singen sollen."
Rosenberg wird zur Ikone der deutschen Schwulenbewegung

Ihr wiederholtes Scheitern bei den ESC-Vorentscheiden schadet Marianne Rosenberg nicht.
Kurz darauf befreit sich Marianne Rosenberg endgültig aus der Schublade des süßen Schlagersternchens. Sie macht Filme und nimmt Songs mit Stars der damaligen Neuen Deutschen Welle wie Extrabreit auf. Sie tritt gemeinsam mit Rio Reiser auf und engagiert sich gegen Atomkraft und Ausländerfeindlichkeit. Mit schrillen Bühnenshows und extravaganten Kostümen sorgt sie Ende der 80er-Jahre für Schlagzeilen. Sie avanciert - für sie selbst unerwartet - zur Ikone der deutschen Schwulenbewegung.
In den 90er-Jahren und im neuen Jahrtausend erweitert Marianne Rosenberg ihr Repertoire um Jazzsongs und Chansons, spielt aber auch ihre alten Hits neu ein. Dass sie niemals in einem Grand-Prix-Finale steht, schadet ihr nicht. Marianne Rosenberg und ihre Songs sind Kult. Sie selbst kommentierte ihren wiederholten Vorentscheids-Schiffbruch einmal ganz im Stile der gut gelaunten Diva: "Vielleicht sollte ich mal wieder eine Vorentscheidung bestreiten, durchfallen und einen Hit landen."
