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Mary Roos
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"Aufrecht geh'n",
1984
in Luxemburg
(Finale)
(13. Platz, 34 Punkte)
"Nur die Liebe lässt uns leben", 1972 in Edinburgh (Finale) (3. Platz, 107 Punkte)
Mary Roos: Seit 60 Jahren erfolgreich auf der Bühne
Als einer der erfolgreichsten und beständigsten Stars der deutschen Schlagerszene ist Mary Roos fast so etwas wie ein Fels in der Brandung des schnelllebigen Musikgeschäfts. 60 Jahre dauert ihre Karriere nun schon an. 2018 ist ein weiteres Jahr, in dem Mary Roos Erfolgsgeschichte schreibt.
Schon als Kind singt die kleine Marianne Rosemarie Schwab, die am 9. Januar 1949 in Bingen geboren wurde, im Hotel ihrer Eltern für die Gäste zum Nachmittagstee. Als Neunjährige, nimmt sie ihre erste Schallplatte auf. Ab den frühen 60er-Jahren trägt sie den Künstlernamen Mary Roos. Seither hat ihre markante dunkle Stimme einen festen Platz in der deutschen Schlagerszene.
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Mit neun Jahren hat Rosemarie Schwab ihre ersten Auftritte im elterlichen Hotel in Bingen. Als 19-Jährige veröffentlicht sie 1968 unter ihrem Künstlernamen Mary Roos gemeinsam mit dem Dresdner Mozart-Chor ihr erstes Album "Die kleine Stadt will schlafen geh'n".
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Ein Jahr später heiratet sie den französischen Exportkaufmann Pierre Scardin. Er wird später auch ihr Manager.
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1970 nimmt sie ihren ersten Anlauf auf den Eurovision Song Contest. Mary Roos tritt beim deutschen Vorentscheid an, den in diesem Jahr jedoch Katja Ebstein gewinnt.
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Trotzdem nimmt ihre Karriere Fahrt auf. Ilja Richter läd sie 1971 zur zweiten Ausgabe von "Disco 71", der "Sendung für junge Leute" wie es damals so schön hieß, ein. Unzählige weitere Auftritte werden folgen.
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Da war ihre private Welt auch noch in Ordnung: Mary und ihr Ehemann Pierre 1971 beim Fotoshooting in ihrem Garten. Seit der Hochzeit lebt das Paar in Kubach im Westerwald. Später folgen ein Umzug nach Wetzlar und 1977 die Scheidung.
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1972 ist sie wieder beim Vorentscheid dabei - und schafft es: Sie darf für Deutschland ins schottische Edinburgh fahren.
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Mit ihrem mitreißenden Auftritt erobert die 21-Jährige im Finale die Herzen von Jury und Publikum. Der Titel "Nur die Liebe lässt uns leben" beschert ihr den dritten Platz und den Start in eine internationale Karriere.
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Nach ihrem Auftritt feiert Mary gemeinsam mit Severine, der ESC-Gewinnerin von 1971, den Sieg von Vicky Leandros (Mitte).
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Neuer Anlauf im Jahr 1975: Mary Roos will noch einmal die Fahrkarte zum Grand Prix bekommen. Doch im Vorentscheid muss sie sich gegen Joy Fleming geschlagen geben.
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Ihren nächsten ESC-Versuch startet sie 1982 - diesmal im Duett mit David Hanselmann. Doch die beiden unterliegen beim Vorentscheid der späteren Grand-Prix-Gewinnerin Nicole.
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Im selben Jahr heiratet Mary Roos ihren Kollegen, den Sänger Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals.
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1984 klappt es dann auch wieder mit einer ESC-Teilnahme. Mit "Aufrecht geh'n" qualifiziert sich Mary Roos zum zweiten Mal für den Eurovision Song Contest.
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Die Erwartungen sind hoch, aber dieser Auftritt sollte für Mary einer der schwersten werden. Kurz bevor sie auf die Bühne muss, erhält sie einen Anruf von der Geliebten ihres Mannes, die ihr mitteilt, dass sie von ihm schwanger sei. Vor diesem Hintergrund bekommt ihr Titel "Aufrecht geh'n" eine brisante Note. Am Ende landet sie auf dem 13. Platz. Doch das beschert ihr keinen ernsthaften Karriereknick.
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Sie hält zunächst an ihrer Ehe fest und bekommt 1986 Sohn Julian. Für ihn pausiert sie einige Jahre vom Musikbusiness. Später ist er dann häufig dabei, wenn sie arbeitet - wie hier 1989 bei Dreharbeiten an der Ostsee. Im selben Jahr lassen sich Mary Roos und Werner Böhm scheiden.
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In den 90er-Jahren ist ihre Popularität ungebrochen. Mary Roos ist gern gesehener Gast auf vielen Veranstaltungen. Und nicht immer wird gesungen. Beim Sechstagerennen in Dortmund schickt sie 1996 Radprofis wie Danny Clark mit dem Startschuss auf die Bahn.
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Doch die Bühne ist und bleibt ihr Metier. In der NDR Revue "Der schönste Grand Prix" lässt sie 1998 mit Götz Alsmann die Hits des ESC wieder aufleben.
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Bei der "ZDF-Schlagerparty" mit Uwe Hübner treffen sich 2001 zwei der erfolgreichsten deutschen ESC-Ladys: Mary Roos und Nicole.
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Größer könnte der Kontrast nicht sein. Neben den eher gediegenen Schlagersendungen im Fernsehen, lässt es Mary Roos auf der Straße richtig krachen. Unter dem Motto "Im Namen des Volkes: Traut Euch!" zieht sie im gleichen Jahr mit Olivia Jones beim Christopher Street Day durch Köln.
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Soziales Engagement ist für Mary Roos wichtig. Für die NDR Aktion "Hand in Hand für Norddeutschland" sitzt sie am Telefon und nimmt Spenden von Hörern entgegen.
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Mary Roos ist 2010 an der Seite von Johannes Oerding (li.), Hape Kerkeling und Hadnet Tesfai zum ersten Mal Teil der deutschen ESC-Jury.
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Der Jury-Job für den ESC scheint ihr zu gefallen. 2013 sitzt sie neben Roman Lob, Tim Bendzko, Peter Urban und Anna Loos in der Jury des deutschen Vorentscheids "Unser Song für Malmö".
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Die "schrille Alte" wie sie sich selbst nennt, ist für eine gute Tat immer zu haben. Kurz vor ihrem 65. Geburtstag ist sie mit großem Spaß beim traditionellen Weihnachtsessen für Menschen von der Straße in Berlin.
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Nach wie vor ist sie sehr präsent, hat unzählige Auftritte. Im Mai 2018 erscheint ihr neuestes Album "Abenteuer Unvernunft". Ihre Energie scheint einfach unerschöpflich zu sein.
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In diesem Jahr macht sie auch ihr ESC-Jury-Triple voll: Neben Sascha Stadler, Lotte, Mike Singer und Max Giesinger gehört sie erneut der deutschen Jury an.
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Beim "Countdown für Lissabon" steht sie dann natürlich auch auf der Bühne auf der Reeperbahn in Hamburg und tut, was sie seit 60 Jahren tut: Sie singt!
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Höhepunkt des Jahres ist außerdem ihre Teilnahme an der fünften Staffel von "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" an der Seite von Rea Garvey, Johannes Strate, Judith Holofernes, Leslie Clio, Marian Gold und Gastgeber Mark Forster.
1970 nimmt Mary Roos mit dem Titel "Bei jedem Kuss" erstmals an einem deutschen Grand-Prix-Vorentscheid teil, muss sich jedoch Katja Ebstein geschlagen geben. Nur wenige Wochen später landet sie mit "Arizona Man" einen Riesen-Hit. Der von der späteren Produzenten-Legende Giorgio Moroder komponierte Titel war wegen des damals überaus avantgardistischen Synthesizer-Sounds musikalisch eine kleine Sensation. "Arizona Man" hält sich mehrere Wochen in den Charts.
Der Traum vom Grand Prix wird wahr
Zwei Jahre später tritt Mary Roos erneut beim Vorentscheid an. Diesmal klappt es. Mit ihrem Titel "Nur die Liebe lässt uns leben" von Joachim Heider setzt sie sich knapp gegen die Konkurrenz durch. Beim Grand Prix in Edinburgh hat sie den undankbaren ersten Startplatz, weshalb man ihr kaum Chancen einräumt. Doch Mary Roos liefert einen grandiosen Auftritt ab. Selbst der britische Kommentator gerät ins Schwärmen über die entspannte und selbstbewusste Performance der damals 23-Jährigen. Jahre später verrät Mary Roos im Interview, warum sie so unbekümmert und gelassen in den Wettbewerb geschritten sei. Sie habe in der Nacht geträumt, dass sie unter die ersten drei käme. Tatsächlich erreicht sie am Ende den dritten Platz.
Internationaler Durchbruch nach Grand Prix
Interview
Der Eurovision Song Contest bedeutet für Mary Roos auch den internationalen Durchbruch. Vor allem in Frankreich, wo sie im Anschluss an den Grand Prix als erste Deutsche im renommierten Pariser Konzertsaal "Olympia" ein eigenes Programm hat, ist sie sehr populär. 1975 nimmt Mary mit "Eine Liebe ist wie ein Lied" zum dritten Mal an einem Vorentscheid teil, unterliegt jedoch Joy Flemings "Ein Lied kann eine Brücke sein". Ihrer Karriere schadet es nicht.
Sie produziert in den Folgejahren weiter regelmäßig neue Alben und spielt in Münster in einem Musical. Mit "Hamburg im Regen", einer Hymne an ihre Wahlheimat, liefert sie 1974 einen weiteren Evergreen ab. Ein besonderes Highlight ist ihr Auftritt 1976 in der legendären Muppet-Show. Sie ist die einzige Deutsche, der diese Ehre zuteil wurde. Im Duett mit David Hanselmann nimmt Mary Roos 1982 erneut am Vorentscheid teil. Der Titel "Lady" stammt aus der Feder ihres damaligen Ehemanns Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals. Diesmal muss sie Nicole das Feld überlassen, die mit "Ein bisschen Frieden" den Eurovision Song Contest in Harrogate erstmals für Deutschland gewinnt.
Kurz vor ESC-Auftritt der private Schock

1984 landet Mary Roos mit ihrem Titel "Aufrecht geh'n" auf Platz 13.
Zwei Jahre später, 1984, ersingt sich Mary Roos mit dem Titel "Aufrecht geh'n" von Michael Reinecke und Michael Kunze ihr zweites Grand-Prix-Ticket. Die deutschen Erwartungen an ihren Auftritt in Luxemburg sind hoch, doch für Mary Roos läuft fast alles schief. Kurz vor ihrem Auftritt erfährt sie, dass eine andere Frau ein Kind von ihrem Ehemann Werner Böhm erwartet. Teils abwesend, teils nervös singt Mary Roos ihren Titel, dessen Text für sie plötzlich ungewollte Authentizität erlangt hat. Hinzu kommt, dass das Orchester den Auftakt verpatzt. Am Ende landet Mary Roos lediglich auf dem 13. Platz. Und erntet für ihren Auftritt und das angeblich unpassende fleischfarbene Kleid in der Presse böse Kritik.
Doch auch dieser Rückschlag bedeutet für Mary Roos keinen ernsthaften Karriereknick. Sie arbeitet weiter mit den erfolgreichsten deutschen Komponisten, Textdichtern und Produzenten wie Drafi Deutscher, Ralph Siegel, Dieter Bohlen, Michael Reinecke und Michael Kunze zusammen. 1986 zieht sie sich nach der Geburt ihres Sohnes Julian vorübergehend aus dem Musikgeschäft zurück. Die Ehe mit Werner Böhm, die Mary Roos im Nachhinein schon mal als "Super-GAU" bezeichnet, wird 1989 geschieden.
Seit 60 Jahren auf der Bühne

2018 ist Mary Roos Präsidentin der deutschen ESC-Jury.
Seit den 90er-Jahren produziert die Sängerin wieder regelmäßig neue Alben. Mit Titeln wie "Rücksicht" und "Leider lieb ich dich immer noch", einer deutschen Version des Cher-Titels "Believe", landet sie Hits. Im neuen Jahrtausend ist Mary Roos präsenter denn je. Zahlreiche Fernsehauftritte, Konzerte und immer neue CDs - Marys Terminkalender ist übervoll. Auch dem ESC bleibt sie verbunden. Mehrfach ist sie Mitglied der deutschen Jury, zuletzt 2018.
Alle lieben Mary

Mit Rea Garvey, Johannes Strate, Judith Holofernes, Leslie Clio, Marian Gold und Gastgeber Mark Forster teilte sie Sofa und Bühne bei "Sing meinen Song".
Mary Roos ist nicht zu bremsen - und im Jahr 2018 wieder besonders präsent. Im Frühjahr erscheint ihr neues Album "Abenteuer Unvernunft". Zudem ist sie in der fünften Staffel von "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" dabei. Ihre Musikerkollegen Rea Garvey, Johannes Strate, Judith Holofernes, Leslie Clio, Marian Gold und Mark Forster interpretieren darin Hits von Mary Roos neu und ziehen den Hut vor der erfolgreichen Sängerin. Sie ist eben eine echte Persönlichkeit - und ihre Energie scheint unerschöpflich. Über sich selbst sagt sie im Interview bei DAS!, sie sei früher eine langweilige Frau gewesen - heute sei sie eine schrille Alte und lebe nur aus dem Bauch heraus.
