Stand: 05.03.2010 19:00 Uhr

Sharyhan Osman: "Mir fällt es leichter, eigene Songs zu singen"

von Sabine Leipertz

Laut Stefan Raab gehört Sharyhan Osman zu den Kandidaten, die "eine zweite künstlerische Dimension" gezeigt haben - sie hat bereits zwei Mal einen eigenen Song bei "Unser Star für Oslo" vorgestellt. Mit eurovision.de sprach sie über ihre Songauswahl, die Stimmung hinter den Kulissen und das Leben als Tochter einer Opernsängerin.

Kurz vor Beginn des Viertelfinales: Wie aufgeregt bist du auf einer Skala von 1-10?

Sharyhan Osman © ProSieben Foto: Willi Weber
Sharyhan Osman ist eine der besten Fünf.

Sharyhan: Im Moment bin ich relativ ruhig. Später vor der Show wird es so bei 8 sein. Ich fühle mich super. Ich freue mich total, dass ich es überhaupt bis hierhin geschafft habe - und ich freue mich natürlich, dass ich die Chance bekomme, im Viertelfinale anzutreten.

Wie geht es dir kurz bevor Sabine Heinrich und Matthias Opdenhövel ihre Umschläge mit euren Namen öffnen?

Sharyhan: Da ist es am schlimmsten. Man versucht, sich eine Wahrscheinlichkeit auszurechnen, warum die Leute für einen anrufen sollten und wie es ausgehen könnte. Da sind unheimlich viele Gedanken, die einem in dem Moment durch den Kopf gehen.

Du bist jetzt eine der besten fünf. Wie fühlt sich das an?

Sharyhan: Ich habe das nicht so in meinem Kopf. Das ist zwar schon eine super Auszeichnung, aber es gibt da draußen bestimmt Leute, die auch richtig gut sind und die sich gar nicht erst beworben haben. Ich versuche, mir darauf jetzt nichts einzubilden. Aber es ist trotzdem toll, in diesem Wettbewerb eine der letzten fünf zu sein.

Hättest du dir beim Casting vorstellen können, überhaupt so weit zu kommen?

Sharyhan: Ich hab's beim Casting nicht geglaubt. Ich hab es mir zwar gewünscht, aber ich kann es noch immer nicht so richtig realisieren. Es war eher ein Wunschtraum.

Wie ist denn hier die Stimmung hinter den Kulissen? Ihr seid ja alle auch Konkurrenten. Gibt es da auch Gezicke?

Sharyhan: Wir sind ja nicht schon seit Wochen Tag und Nacht beieinander, sondern immer erst zwei Tage vor der Show hier zum Proben. Und jeder hat auch noch Freunde oder Familie dabei und abends sind alle echt geschafft und wollen sich nur erholen. Ich glaube, wir sind uns alle noch nicht nahe genug gekommen, um uns zu polarisieren und zu sagen den oder die mag ich gar nicht.

Wie triffst du die Entscheidung über die Songs, die du in der Show singst?

Sharyhan Osman beim deutschen ESC-Vorentscheid  Foto: Willi Weber
Sharyhan Osman singt am liebsten eigene Songs.

Sharyhan: Eigentlich relativ bauchmäßig. Ich denke nicht so viel darüber nach, was jetzt wie ankommt, sondern ich versuche mich auf mich darauf zu konzentrieren, was mir gefällt, was ich singen möchte, womit ich gerne auf der Bühne stehe. Es wäre das Schlimmste, nach der Sendung zu denken, hätte ich doch ein anderes Lied gesungen. Dieses Gefühl will ich nicht haben. Es kann auch sein, dass ich einen Song singe, den ich erst vor zwei Wochen das erste Mal gehört habe. Ich habe da keine Liste an Lieblingsliedern. Allerdings ist es für mich auf der Bühne leichter, eigene Songs zu singen. Da hab ich das Gefühl, das bin dann wirklich ich.

Wer entscheidet, welche Bühnenoutfits du trägst?

Sharyhan: Da können wir auch machen, was wir wollen. Ich hab halt meinen eigenen Stil, den kann man aber eigentlich auch nicht wirklich als Stil bezeichnen. Manchmal ist das ein bisschen durcheinander, manchmal etwas flippiger, aber das bin halt ich. Bis jetzt waren es immer meine eigenen Sachen.

Wie ist die Unterstützung von deiner Familie und deinen Freunden?

Sharyhan: Riesig. Die stehen alle total hinter mir und haben gerade gar kein anderes Thema.

Wir suchen ja "Unseren Star für Oslo". Hast du schon ein bisschen Starluft geschnuppert?

Sharyhan: Ich bemühe mich sehr, dass ich dem nicht so viel Wert gebe. Klar, ich freue mich auch, wenn ich erkannt werde. Aber ich sehe mich in erster Linie als Künstlerin und damit will ich erfolgreich sein. Und als solche möchte ich auch gerne erkannt werden.

Solltest du "Unser Star für Oslo" werden, gibt es etwas, das du Europa über Deutschland gerne sagen würdest?

Sharyhan: Man kann Deutschland wirklich sehr schätzen, weil es in den letzten Jahren viel erlangt hat - außenpolitisch und auch menschlich gesehen. Wir haben ein sehr gutes soziales System und wir sind neutral und ein Land, das eigentlich nirgendwo aneckt. Wir verhalten uns absolut korrekt und das sollte schon geschätzt werden. Außerdem haben wir tolle Landschaften und tolle Fortschritte aufzuweisen und auch tolle Menschen.

Warum solltest gerade du "Unser Star für Oslo" werden?

Sharyhan: Ich bin sehr intensiv, was meine Musik und meine Emotionen angeht. Ich bin sehr ehrlich in allem, was ich tue, und ich stelle mir selber gerne Herausforderungen. Deswegen zeige ich hier auch immer wieder verschiedene Musikstile.

Wie klingt der ideale Song für dich, mit dem du in Oslo auftreten würdest?

Sharyhan: Entweder müsste er super cool oder richtig schön emotional sein, mit dem man die Leute ergreifen kann.

Was war dein bisher schönstes Erlebnis oder der schönste Moment bei "Unser Star für Oslo"?

Sharyhan: Bisher war für mich die dritte Show etwas ganz besonderes.

Deine Mutter ist Opernsängerin. Warum bist du das nicht geworden?

Sharyhan: Meine Mutter wurde von ihrer Familie sehr gefördert. Ihrerseits ist das wirklich eine klassische Theater- und Opernfamilie durch und durch. Ich bin aber nicht so aufgewachsen, auch durch meinen Vater. Meine Mutter hat ihren Beruf mit Gründung unserer Familie aufgegeben. Es war nicht so unbedingt das Ziel meiner Eltern, dass ich das jetzt mache. Diese klassische Förderung, also Klavier oder Gitarre spielen oder Singen von Anfang an, war nicht da.

Du machst eine Ausbildung als Schauspielerin. Warum nicht als Sängerin?

Sharyhan Osman bei Unser Star für Oslo  Foto: Willi Weber
Sharyhan Osman hat ein Lebensmotto: "Jedem Neuanfang liegt ein Zauber inne."

Sharyhan: Schauspielern gehört für mich einfach dazu. Das ist so eine wahnsinnige Bewusstseins- und Persönlichkeitserweiterung. Und wirklich richtig zu spielen auf einer Bühne hat ungefähr den selben Effekt, wie wenn ich einen eigenen Song schreibe und dann vortrage. Es hat sehr viel damit zu tun, dass man sich bereit erklärt, sich vor anderen Menschen zu öffnen und sich voll und ganz auf eine andere Figur einzulassen. Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich liebe es, mich emotional auszuziehen auf der Bühne.

Hast du ein Lebensmotto?

Sharyhan: "Jedem Neuanfang liegt ein Zauber inne." Daran halte ich mich sehr. Es ist ja nie ganz einfach, wenn etwas zu Ende geht, sich dann aufrecht zu halten.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 12.03.2010 | 20:15 Uhr

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2010

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