Stand: 22.07.2008 14:52 Uhr

Wie kommen Spanierinnen für Luxemburg zum ESC?

Baccara, Mayte Mateos (rechts) und Paloma Blanco auf einem Promobild ihres 2008 erschienenen Albums "Satin... In Black And White" . © edel entertainment GmbH
2008 erscheint das Album "Satin... In Black And White" der Baccara Formation von Mayte Mateos (re.). Neben sechs neuen Songs enthält es viele Neuaufnahmen der Baccara Klassiker aus den 70ern.

Mit "Yes Sir, I Can Boogie" gelang Baccara der internationale Durchbruch, mit "Parlez-vous français" 1978 ein siebter Platz für Luxemburg beim Grand Prix. Im Interview mit eurovision.de erinnert sich Sängerin Mayte Mateos an Trickkleider, ihre Verbindung zu Texas Lightning und das Phänomen der zwei gleichnamigen Popformationen Baccara.

Baccara hat 1977 als Tanzduo beim spanischen Fernsehen begonnen, inspiriert von den Kessler-Zwillingen, denen Broadwaygrößen wie Dean Martin und Frank Sinatra zu Füßen lagen. Wer sind Ihre größten Fans?

Mayte Mateos: Die Deutschen und die Skandinavier. In Skandinavien sind wir quasi in Abbas Fußstapfen getreten, da unser Stern aufging, als sie schon ein paar große Hits hinter sich hatten. Ich erinnere mich genau an die Schlagzeile: "Abba geht, hier kommt Baccara". Ich wünschte nur, ich könnte so gut singen wie Abba! (lacht)

Wie kamen zwei Spanierinnen dazu, für Luxemburg beim Grand Prix teilzunehmen?

Mateos: Luxemburg ist ein kleines Land mit wenigen Künstlern. Sie schickten gerne Leute ins Rennen, die bereits Erfolg haben und ihnen gefallen. 1978 wurden mögliche Beiträge, darunter unser Titel "Parlez-vous français", im Radio gespielt, die Bevölkerung durfte abstimmen. Danach wurde das Ganze noch einmal im Fernsehen ausgestrahlt und 95 Prozent aller Luxemburger haben für uns gestimmt. Unser Label RCA zögerte, uns zum Wettbewerb zu schicken, weil die Produzenten dasselbe dachten, wovon ich auch überzeugt bin: Der Grand Prix soll nationalen Künstlern den internationalen Durchbruch ermöglichen. Wir hatten bereits international Karriere gemacht und viele Preise gewonnen. Trotzdem wollte die RCA Luxemburg nicht absagen, weil Baccara dort große Erfolge erzielt hat.

Ironischerweise haben Sie dann aus den Ländern die meisten Punkte erhalten, in denen Sie noch nie aufgetreten waren und gar keine Punkte aus Deutschland und der Schweiz, wo Sie die Hitliste anführten. Was erinnern Sie vom Auftritt?

Baccara vertreten Luxemburg 1978 beim Grand Prix und belegen den 7. Platz
Aufgrund ihres hohen Bekanntheitsstatus und des Charterfolgs "Yes Sir, I Can Boogie" galten Mayte Mateos und Maria Mendiola beim Grand Prix 1978 als Favoritinnen. Trotzdem kommen sie über den siebten Platz nicht hinaus.

Mateos: Meine flatternden Nerven. Normalerweise bin ich vor Auftritten nicht aufgeregt. Ich muss zugeben, dass die Eurovision imponiert. Daher glaube ich, dass keine absoluten Neulinge beim Contest auftreten sollten. Es ist übrigens witzig, dass die Teilnehmerinnen auf der Bühne heute noch ihre Kleider und Kostüme ausziehen. Was waren wir doch mit unseren Trickkleidern damals modern.

Der Wettbewerb hat sich in der Zwischenzeit stark verändert ...

Mateos: Er hat sich um 180 Grad gewandelt. Eine Verschlechterung war, das Orchester von der Bühne zu holen. Die Musiker verleihen dem Wettbewerb Qualität. Das Festival ist kommerzieller geworden. Und die hinzu gekommenen Länder halten wie Pech und Schwefel zusammen. Wir bleiben da zwangsläufig zurück.

Warum gibt es zwei verschiedene Frauenduos mit dem Namen Baccara?

Mateos: Da steigt kaum jemand durch und die Marketingagenturen nutzen den Namen Baccara für ihre Zwecke. Nach meiner künstlerischen Trennung von Maria vor vielen Jahren hat sie mit einer Bekannten von mir weitergemacht. Ich habe die folgenden Jahre mit wechselnden Partnerinnen gesungen. Den Namen und das Logo von Baccara habe ich mit Erlaubnis des Direktors der RCA weiternutzen dürfen und so hat Maria sich anfangs New Baccara genannt. Vor einigen Jahren sind die Namensrechte des Labels beim Patentamt erloschen. Seitdem nennt sich New Baccara nur noch Baccara, obwohl ich zwischenzeitlich die Rechte am Namen erworben habe. Ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll.

Stimmt es, dass beide Bands zufällig im selben Hotel in Moskau untergebracht waren?

Mateos: Ja, ich kam gerade aus dem Hotelzimmer und hörte jemanden meinen Namen rufen. Als ich mich umdrehte, stand meine alte Weggefährtin und Marias Gesangspartnerin Marisa vor mir. Wir hatten uns zu dem Zeitpunkt über 20 Jahre nicht mehr gesehen und haben uns nett unterhalten. Maria bin ich nie wieder begegnet. Sie waren dort untergebracht, weil sie, wie wir, einen Auftritt in Moskau hatten. Eines muss ich hier anmerken: Wenn die Fans zu unseren Konzerten kommen, fühlen sie sich zu Recht in die 70er-Jahre zurückversetzt. Denn 85 Prozent aller Gesangspartien von Baccara gehen auf mein Konto. Der Sound von Baccara ist meine Stimme...

... die sie mit einer bekannten Australierin, mittlerweile Wahlhamburgerin, kombiniert haben: Eine ihrer Gesangspartnerinnen bei Baccara war Jane Comerford, die später Sängerin bei Texas Lightning wurde.

Mateos: Mit ihr habe ich die besten Zeiten verbracht, weil wir beide in Hamburg lebten. Das war das einzige Mal, dass ich am gleichen Ort lebte, wie meine Gesangspartnerin. Die Shows mit Jane waren genial. Alleine das Gefühl, den Flügel auf die Bühne zu holen, auf dem sie so virtuos spielen kann. Wir sind an die entlegensten Orte gereist. Ich werde nie unsere Auftritte in Kasachstan vergessen, wo wir zusammen mit Demis Roussos ("Good Bye My Love, Good Bye", Anm. der Red.) aufgetreten sind. Das waren verrückte Zeiten.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 22.04.1978 | 21:00 Uhr

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