Stand: 13.12.2013 13:39 Uhr

Deutsche Kandidaten: Eine spannende Auswahl

Der Graf von Unheilig © NDR Foto: Axel Herzig
Der Sieg von Unheilig bei der Show in Köln ist keineswegs ausgemacht.

Um die wichtigste Information der heute bekannt gegebenen Teilnehmerschar für die Kölner ESC-Qualifikation deutlich zu benennen: Unheilig und der Graf haben vor diesem Freitag ihre Fanbase gefragt, ob die es okay fände, würden sie, also einer der erfolgreichsten Acts der vergangenen zehn Jahre in Deutschland, sich um ein Ticket für Kopenhagen bewerben. Die Basis sagte “ja”. War vielleicht nicht so repräsentativ im Hinblick auf die Stimmenzahl wie die der SPD und deren Teilhabe an der Großen Koalition. Aber es war ein Indiz: Jawohl, wer am Pop-Markt ganz oben mitschwimmt und in gewisser Hinsicht schlagerfern ist, verliert eben ungern Kredit bei den Konsumenten.

Unheilig ist also dabei. Und damit muss man gleichzeitig auch sagen, dass deren Sieg am 13. März 2014 keineswegs ausgemacht ist. Denn es sind ja nur sieben der acht Acts genannt worden, und der eine, der letzte, steht erst nach dem YouTube-Casting fest. Das wiederum könnte eine Sängerin, ein Sänger oder eine Band sein, der schließlich mit der Begeisterung der Online-Abstimmenden in Köln gewinnt. So war es in gewisser Weise schon in Schweden in diesem Jahr: Robin Stjernberg gewann nicht eine der Vorrunden beim Melodifestival, dafür aber die Trostrunde - und schließlich die Qualifikation nach Malmö 2013. Könnte man sagen: Die Letzten werden die Ersten sein?

Ansonsten ist es eine würdige und ziemlich interessante Mixtur aus Bekannten und sehr Bekannten und nicht allen gleich Bekannten. Niemand von den sechs - im Vergleich mit Unheilig - weniger Prominenten kommt ganz aus der Nachwuchshöhle geflippt, um den großen Coup zu landen. Alle haben sie Live-Erfahrung. Das verspricht für Köln das Spannende. Vor Hannover 2013 lagen LaBrassBanda am stärksten in den Wetten vorn – der leidenschaftlichen Fanbase wegen, Cascada lag hingegen bei den Tonträgerverkäufen vorne. Dass es Natalie Horler wurde, mag auch am Lied gelegen haben.

Und auf dieses kommt es an. Ob Unheilig wieder einen Hit auspacken, ob der Youtube-Casting-Gewinner einen Kracher parat hat? Man weiß es natürlich nicht. Meine Theorie, die sich allerdings durch Beispiele fett erhärten ließe: Was zählt, ist live. Wer am freundlichsten, am packendsten und am sichersten rüberkommt, also angstfrei in die Kamera gucken kann, hat die besten Aussichten. Ich erinnere mich an meine Favoritin Betty Dittrich: Mit schönem, flottem Lied auf CD, hörte sie sich auf der Bühne von Hannover eher an wie ein stimmliches Rinnsal.

Am besten aber ist: jetzt darf spekuliert werden. Wer Recht hat, wissen wir erst in genau drei Monaten.

 

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.02.2013 | 20:15 Uhr