Stand: 12.05.2013 20:33 Uhr

Natalie erntet Szenenapplaus

Natalie Horler von Cascada steht auf einer gläsernen Treppe in einem glitzernden Kleid. © NDR Foto: Rolf Klatt
Natalie Horler von Cascada legte schon bei der ersten Probe eine tolle Show hin.

Es gab ja viel Ärger nach der Vorentscheidung von Hannover. Nicht Cascada, sondern LaBrassBanda seien die würdigen Vertreter, um Deutschland in Malmö zu vertreten. Die Jury habe Schuld gehabt. Schwamm drüber. 24 Stunden nachdem Natalie Horler, aus Deutschland kommend, in Kopenhagen sehr guter Stimmung gelandet war, nach einer Probe in der Arena von Malmö, lässt sich sagen: Jedenfalls hat Deutschland nie eine so entspannte Repräsentantin beim ESC gehabt. Sie sang am späten Vormittag mehrmals ihren Titel “Glorious” in der Halle – haderte, so hatte es den Anschein auf dem Riesenscreen im Pressezentrum, ein wenig mit dem schleppenartigen Ende ihres matt apricotfarbenen Textils, trug High Heels, die wie glamouröse Stöckelgeräte aussahen und war ein bisschen wie die Spanierin Pastora Soler im vorigen Jahr: Jeder Auftritt bei der Probe – volle Kanne mit der Stimme.

Nichts an ihr schien nervös, ja, zwischen den Durchgängen der ersten Mikro- und Stellprobe lachte sie ihr, wie man inzwischen weiß, herzhaft perlendes Lachen. Und intonierte ihren Song abermals. Das eigentliche Ereignis war aber ihre Performance bei dem sogenannten Meet & Greet-Treffen im Presseraum. Es war keine echte Pressekonferenz, mehr ein Zusammestehen, wobei Natalie Horler lockerst am Rande der für die Stars reservierten Rampe lehnte, hinter ihr Torsten Amarell vom NDR, Head of Delegation der deutschen Delegation. Und immer noch – nix Lampenfieber, nix Unsicherheit, keinen Anflug von Angst. Woher Angst hätte rühren können? Nun, Jane Comerford von Texas Lightning sah 2006 in Athen nicht so gut gelaunt aus; man merkte ihr an, wie sehr sie sich verschätzt in dem, was der ESC ist: “Ein sehr großes Ding, das einen schüchtern machen kann”, erzählte sie einige Jahre später. Horler aber scheint so angemessen nahbar ohne monarchische Arroganz. Tiefenentspannt, als ob sie nichts erschüttern könnte. Wobei sie auch nicht so tat, als interessierte sie sich nicht für die besonderen Umstände. Ja, die Proben seien gut und nützlich, so könne sie sich an Kameras und Licht gewöhnen. Heißt: Auch ihr fällt nichts einfach in den Schoß.

Bei keinem Pressemeeting war es so voll wie bei Cascadas, bei keinem ersten Zusammentreffen mit den ESC-Aspiranten waren die Fotografen so aufgewühlt bemüht, den richtigen Schuss zu setzen. Beifall schon unter Journalisten und Fans, als Cascada probten. Nun, das muss nichts heißen: Fans spenden gern Beifall. Nur: Außer später bei dem Italiener Marco Mengoni gab es keinen so starken Zuspruch für eine ESC-Chanteuse.

Und ich muss es bekennen: Sie sah überhaupt sehr, sehr gut aus. Viel kleiner und schmaler als man vermutet, wenn man nur TV-Aufnahmen mit ihr kennt. “Glorious” ist nicht so mein Lieblingsstyle, wenn es als Dancehallstück gebracht wird. Ich mag sie, ohne Dancebombast, also unplugged mit der Wandergitarre als Begleitung lieber. Man hört dann besser, wie prima sie singen kann. Könnte sein, dass die Vorentscheidung in Hannover eine mit glücklichem Ausgang war, nicht nur für Cascada.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 18.05.2013 | 21:00 Uhr