Stand: 11.12.2014 17:20 Uhr

Russland auf dem Weg nach Wien

Sergej Lazarev © Sergej Lazarev
Fährt Sergej Lazarev für Russland zum ESC nach Wien?

In verschiedenen ESC-Foren rumort es tüchtig, was den russischen Beitrag für Wien anbetrifft. Die ausführlichste Analyse findet sich auf esctoday.com. Aus der Gerüchteküche kann vernommen werden, dass Sergej Lazarev der intern ausgewählte Kandidat für den 60. Eurovision Song Contest sein soll. Indizien, dafür sind reichlich vorhanden. Das nun veröffentlichte Lied des nicht nur in seiner Heimat ziemlich bekannten Popsängers ist exakt drei Minuten lang - das ist auch genau die Länge, die ein ESC-Lied höchstens haben darf. Der Song selbst hört sich wie eine perfekt geeignete Mixtur für einen ESC an: Der englischsprachige Beitrag ist nicht allzu kompliziert mit "Breaking Away" betitelt. Der Song fängt außerdem eher sanft an, anrollend, um schließlich in typischen Eurodance-Rhythmus zu münden. Der demnächst veröffentlichte Clip zum Werk ist mit Tonia Sotiropoulou gedreht worden. Die griechische Schauspielerin, die einer Moskauer Modelschule entsprungen zu sein könnte, spielte im letzten James-Bond-Film "Skyfall" eine kleine Rolle.

Ein Produzent mit viel ESC-Erfahrung

Produziert wurde das Lied von Dimitris Kontopoulos, der auch schon ESC-Lieder für die Ukraine (2008, Ani Lorak), Griechenland (2009, Sakis Rouvas), Aserbaidschan (2013, Farid Mammadov) und auch Russland (2014, Tolmatschevy-Sisters) zu erfolgreichen Acts machte. Allesamt Popschlager, leicht zu konsumieren, nicht besonders anspruchsvoll, aber, worauf es ja ankommt: leicht ins Ohr gehend.

Zweiter Versuch für Sergej Lazrev

Es müsste nicht wundern, wenn Sergej Lazarev Russlands Mann in der Wiener Stadthalle sein wird. Der Sänger hätte ja ohnehin noch eine Rechnung offen. 2008 landete er bei der russischen Vorentscheidung auf dem vierten Platz. Sieger Dima Bilan siegte mit seinem Lied "Believe" beim ESC in Belgrad. Insofern: Sergej Lazarev hat schon damals Ambitionen erkennen lassen, wie so viele, die mal bei einer Vorentscheidung ESC-Luft atmeten - egal in welchem Land - und es so lange probierten, bis sie endlich zum internationalen Einsatz kommen durften.

Die eurovisionäre Idee ernst nehmen

Man kann im Übrigen die Teilnahme Russlands - in politischer Hinsicht - für problematisch halten. Gerade in diesem Eurovisionsland wird kräftig gegen den ESC gehetzt und gelästert. Conchita Wurst gilt bei vielen Russen immer noch als verführender Teufel schlechthin. Ein Mann als Drag Queen? Aber die Österreicherin schnitt beim Televoting in Russland besonders gut ab - wie überall. Insofern muss daraus geschlossen werden, dass der ESC eine populäre Show ist zwischen Moskau und Wladiwostok. Es mag einem die Politik Wladimir Putins nicht behagen, aber der ESC lebt davon, dass er selbst politisch in gewisser Weise "blind" bleibt für die aktuellen Fragen des Tages. Dass die Tolmatschevy-Schwestern in Kopenhagen während ihrer Performances ausgebuht wurden. Dass die russische Wertung aus Moskau ebenfalls von Pfiffen begleitet wurde, war verständlich, aber zugleich auch unhöflich. Wenn man die Idee vom eurovisionären Europa ernst nimmt, muss man unbedingt begrüßen, dass Russland wieder mitmacht.

Umso bedauerlicher bleibt, dass es nach wie vor nicht gelang, die Ukraine doch noch zu überreden, bei der Jubiläumsshow dabei zu sein. Das hätte ein reizvolles Miteinander gegeben. Aber Russland hat sich früh für das Event angemeldet und muss nun mit den üblichen Mitteln gemessen werden. Sollte es tatsächlich Sergej Lazarev mit dem jetzt veröffentlichten Lied werden, wäre ihm ein Platz in den Top 10 sicher.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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