Stand: 30.03.2016 12:20 Uhr

ESC in Stockholm: Sicherheit geht vor

Die Bühne beim ESC-Juryfinale in Wien 2015 mit den Künstlern. © Patrick Schmidt
Die Organisatoren betonen: Sicherheit hat beim ESC - wie in jedem Jahr - Priorität.

Natürlich haben die Terroranschläge von Brüssel - und zuvor in Paris oder andernorts - in den sozialen Medien viele ESC-Fans fragen lassen: Wie steht es denn um die Sicherheit beim Eurovisionfestival? Wie sieht es dort beim Public Viewing aus?

Um mit einer Auskunft direkt aus Genf zu beginnen: "Die Sicherheit aller am ESC Beteiligten und der Zuschauer in Stockholm hat Priorität für die Veranstalter, wie jedes Jahr", sagt Paul Jordan, Kommunikationsdirektor der European Broadcasting Union. "Wir können keine Details zu speziellen Sicherheitsmaßnahmen für 2016 nennen. Aber alle Organisatoren - der schwedische Sender SVT, die Stadt Stockholm und die EBU - arbeiten zusammen, um den ESC zu einem sicheren Event zu machen."

Wie sicher sind Public-Viewing-Veranstaltungen?

Die Stockholmer Avicii Arena, ehemals Globen, bei Nacht © Visit Stockholm Foto: Soren Andersson
Die Konzertarena Globen - der Austragungsort des ESC 2016.

Das klingt ziemlich allgemein, doch nach meiner Einschätzung, darf diese Auskunft sehr ernst genommen werden. Wer zum Public Viewing ins Stadion hinter dem Globen (dem ESC-Austragungsort) gehen will, muss mit Taschenkontrollen wie am Flughafen beim Einchecken rechnen. Das gilt fürs Publikum und ebenso für alle, die hinter den Kulissen arbeiten - Medienvertreter, Künstler und Künstlerinnen, Delegierte und akkreditierte Fans.

Aber letztere kennen das ja längst: In Wien gab es hinter der Stadthalle für alle intensive Taschen- und Körperkontrollen. Alles wurde inspiziert und durchleuchtet. Allerdings waren die Leute an den Sicherheitsschleusen alle ziemlich freundlich, deshalb wirkten deren Kontrollen eher lax.

Sicherheitsmaßnahmen nicht immer sichtbar

Historisch gesehen ist der ESC in den 18 vergangenen Jahren immer eine stark gesicherte Geschichte gewesen. Mit der Ausnahme des Jahres 1973, als beim ESC in Luxemburg Israel sein Debüt gab, waren bis einschließlich 1997 alle ESC-Wettbewerbe so frei zugänglich wie es nur irgend ging. 1973 aber standen nach telefonischen Attentatsdrohungen Scharfschützen in den Studioecken, um nötigenfalls Attentäter handlungsunfähig zu machen. Im Jahr 1999 wiederum reisten sehr viele Fans nicht zum ESC nach Jerusalem, weil sie wegen der politischen Situation dort - es war kurz vor der zweiten Intifada - Angst verspürten. In der Tat war dieser ESC sehr gut geschützt, aber man sah an den Bewachern und Bewacherinnen keine auffällige Bewaffnung. Im Jahr zuvor, in Birmingham, waren erstmals umfangreiche Taschen- und Personenkontrollen für den Background-Bereich eingeführt worden. Der ESC in der mittelenglischen Stadt war eine Art Probelauf für den eine Woche später stattfindenden G8-Gipfel. Der damalige Euroclub allerdings - bei dessen Partys Dana International tanzte, als sei nirgends Gefahr auch nur zu wittern - war frei zugänglich.

Perfekte Sicherheit gibt es nicht

In allen vergangenen Jahren gab es für Akkreditierte Sicherheitskontrollen wie an Flughäfen. Unsicher habe ich mich nie gefühlt - und auch nicht den Eindruck gewonnen, dass die Checks am Einlass viel Zeit kosteten. Wir haben uns offenbar an diese Art der Kontrollen gewöhnt. Wer den schwedischen Sicherheitsapparat kennt, kann wissen, dass alles dafür getan wird, Stockholm und den ESC zu schützen, ohne dass das Gefühl einer belagerten Stadt aufkommen wird.

Andererseits möchte ich zu bedenken geben, lebt eine freie Gesellschaft davon, dass es keine perfekte Sicherheit geben kann. Wir lebten sonst in einem Gefängnis ohne Schlösser.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2016 | 21:00 Uhr

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