Stand: 23.05.2018 14:25 Uhr

Kommentar: Jerusalem ist der Favorit

Blick über den Felsendom und die Altstadt Jerusalems am 6. Januar 2018. © picture alliance / NurPhoto
Jerusalem ist als Austragungsort so gut wie konkurrenzlos, sagt Jan Feddersen.

Netta Barzilai selbst verkündete das Naheliegende im Hinblick auf den Austragungsort des 64. Eurovision Song Contest 2019 in Israel als erste: "Next time in Jerusalem!" rief sie noch in den Momenten ihrer Siegesfreude. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Finanzminister Mosche Kachlon äußerten sich danach ähnlich: Jerusalem soll, wie schon 1979 und 1999, der Ort sein, an dem sich die Eurovisionskarawane für gut zwei Wochen niederlassen wird.

Die größte Location der Gegend

Objektiv verfügt die Stadt über die besten Voraussetzungen für einen ESC, der nicht nur die Liveübertragung von drei TV-Shows vorsieht, sondern auch Journalisten, Fans und ESC-Touristen ein gutes Umfeld zu bieten hat. Die European Broadcasting Union (EBU) in Genf schreibt den Gastgebern vor, dass ein ESC-Ort über eine Arena für mindestens 10.000 Zuschauern verfügen muss, ebenso ein Pressezentrum für 1.500 Medienleute, außerdem halbwegs nah bei einem internationalen Flughafen liegen sollte, vom öffentlichen Nahverkehr zu schweigen, der ebenfalls auf komfortablem Niveau liegen müsste. Dass ein ESC-Ort ausreichend Hotelkapazitäten parat halten sollte, versteht sich von selbst.

Jerusalem liegt eine gute halbe Stunde entfernt vom internationalen Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv, hat Hotels im Überfluss, der Nahverkehr gilt als exzellent - aber der entscheidende Vorteil ist, dass mit der Pais-Arena eine Halle vorhanden ist, die, als größte in der ganzen Nahostregion, offiziell knapp 16.000 Zuschauern Platz bieten kann. Sie ist auf aktuellem Technikstandard, TV-Techniker hätten in ihr keine Probleme, die drei Shows in jeder Hinsicht auszurüsten.

Weitere Informationen
Gali Atari & Milk and Honey, VL: Reuven Gvirtz, Yehuda Tamir, Gali Tamir und Shmuel Bilu vertreten Israel 1979 beim Grand Prix und freuen sich über den 1. Platz  Foto: UPI

ESC 1979 Jerusalem: Punkte, Ergebnisse, Videos

Alle Infos, Geschichten und Hintergründe zum ESC-Jahr 1979. mehr

Konkurrierende Städte

Davon abgesehen, dass Jerusalem als ESC-Ort politisch in jeder Hinsicht seitens der Regierung erwünscht ist, ist die Konkurrenz für die Hauptstadt zwar vorhanden, aber nicht wirklich aussichtsreich. In der Hafenstadt Haifa könnte das Sammy-Ofer-Stadion angeboten werden, es bietet gut 30.000 Plätze - aber es müsste erst noch überdacht werden. Ein Open-Air-Konzert soll der ESC auf keinen Fall werden.

Nahe Tel Aviv liegt die Stadt Petach Tikwa. Auch sie möchte gern den ESC für die Maiwochen 2019 beheimaten, verfügt aber über keine Location. Der Bürgermeister meint gleichwohl, in Baku zum ESC 2012 sei es auch gelungen, binnen weniger Monate eine Halle aus dem Nichts zu schaffen. Tel Aviv selbst, Wunschort für viele ESC-Fans aufgrund seines "Regenbogencharakters", ist bereits jetzt keine Option mehr: Die Menora-Mivtachim-Arena fasst erstens nur knapp 6.000 Zuschauer, zweitens aber schloss der Bürgermeister eine Bewerbung aus.

Traditionshalle längst aus dem Rennen

Längst aus dem Rennen ist jene Arena, in der 1999, nach Dana Internationals Sieg in Birmingham 1998, der ESC gegeben wurde: die Ussishkin-Halle im Kongresszentrum von Jerusalem mit allerhöchstens 3.000 Zuschauern. Es war die letzte ESC-Location, die eigentlich eine Konzerthalle war, keine Indoorarena oder ein Stadion (wie in Kopenhagen 2001 oder Düsseldorf 2011). Konzerthallen sind für das Budget eines ESC nicht mehr tauglich - die Ticketerlöse sind ein sehr wichtiger Bestandteil jeder Kalkulation eines ESC-Gastgebers.

Weitere Informationen
Charlotte Perrelli aus Schweden © EBU

ESC 1999 Jerusalem: Punkte, Ergebnisse, Videos

Alle Infos, Geschichten und Hintergründe zum ESC-Jahr 1999 mehr

Insofern ist es jetzt womöglich nur eine Frage der Verhandlungen zwischen der EBU, dem israelischen TV-Sender IPBC, den kommunalen Politikern der Austragungsorte und den Halleninhabern, welcher Ort genau im Mai 2019 den ESC begrüßen kann. Die Entscheidung soll nicht vor dem späten Sommer erfolgen, aber es wäre sehr unwahrscheinlich, fiele sie nicht auf Jerusalem.

Terminfrage noch offen

An welchem Maiwochenende das Grand Final stattfinden wird, ist auch noch nicht geklärt. Möglich wären der 4., 11. und 18. Mai als Finaldaten - all diese Termine würden auch mit keinem religiösen Feiertag in Israel kollidieren. Der 1. Juni würde nicht in Frage kommen, an diesem Samstag findet das Champions-League-Finale statt; am Wochenende zuvor wird das DFB-Pokalfinale ausgetragen. Es ist Teil des internationalen TV-Kalenders und scheidet somit als ESC-Wochenende gleichfalls aus.

Weitere Informationen
Flagge von Israel. © DR Foto: Treshow

Wird der ESC 2019 politisch instrumentalisiert?

Die israelische Politik steht im Kreuzfeuer der Kritik und mit ihr die Ausrichtung des Eurovision Song Contest. Irving Wolther über die Diskussion und mögliche falsche Argumente. mehr

Weitere Informationen
Die Top Ten des ESC 2018 als Liste

ESC 2018 in Lissabon: Das Ergebnis

Mit 529 Punkten gewinnt die Israelin Netta den 63. Eurovision Song Contest. Der deutsche Teilnehmer Michael Schulte landet auf Platz vier. Die Ergebnisse aller Teilnehmer. mehr

ESC-Gewinnerin Netta auf der Bühne in Lissabon. © NDR Foto: Rolf Klatt

Netta aus Israel gewinnt mit "Toy" den ESC 2018

Netta aus Israel hat mit "Toy" den Eurovision Song Contest 2018 gewonnen. Der deutsche Kandidat Michael Schulte landete auf einem hervorragenden Platz vier. mehr

ESC-Gewinnerin Netta auf der Bühne in Lissabon. © picture alliance / Jörg Carstensen/dpa Foto: Jörg-Carstensen

ESC-Finale: Selbstbewusstsein schlägt Sexyness

Schrill contra feurig: In Lissabon gewinnt Netta mit einer starken Performance vor Eleni Foureira, die für Zypern antritt. Michael Schulte landet auf einem tollen vierten Platz. mehr

Netta auf der Bühne in Lissabon. © NDR Foto: Rolf Klatt
191 Min

ESC 2018: Das Finale in voller Länge

Spektakuläre Show mit spannendem Voting: 26 Kandidaten sind beim 63. Eurovision Song Contest in Lissabon angetreten. Netta aus Israel hat den ESC 2018 für sich entschieden. 191 Min

Peter Urban im Pressezentrum von Kiew. © NDR

Best of Peter Urban: ESC-Finale 2018

Über "Ohnsorg-Theater", "Sindbad und seine Nymphen" oder einen "den Schwanz einziehenden Lordi" - auch 2018 waren Peter Urbans Kommentare treffsicher und bildsprachlich. mehr

Thomas Mohr in Lissabon.

Thomas Mohr wusste, wer den ESC 2018 gewinnt

Unsere ESC-Experten haben die Songs aller Finalteilnehmer unter die Lupe genommen. NDR 2 Redakteur Thomas Mohr lag mit seiner Prognose, dass Netta das Rennen macht, goldrichtig. mehr

DoReDoS auf der Bühne in Lissabon. © NDR Foto: Rolf Klatt

ESC kompakt: Die besten Tweets des Finales

Hühnertanz, Wikingermode und jede Menge Doppelgänger. Auch auf Twitter ist der ESC 2018 ein Spektakel. Wir haben die lustigsten Tweets des Abends zusammengetragen. mehr

Ansicht der Social-TV-Seite

ESC Finale 2018: Eure Kommentare

Wer holt sich die ESC-Trophäe 2018? Vielen Dank für eure vielen Kommentare. Hier könnt ihr die Diskussion nachlesen. extern

Die Bühne in der Altice Arena in Lissabon. © eurovision.tv Foto: Andres Putting

Alle Infos zum ESC 2018 in Portugal

26 Länder sind im ESC-Finale in Lissabon angetreten. Gewonnen hat Netta aus Israel mit ihrem Song "Toy". Alle Infos zum Eurovision Song Contest 2018 in Lissabon. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Blue | ESC Update | 30.06.2018 | 19:05 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

2019